Mülheim. Der Mülheimer Leonard Conrads (13) trat 2017 als Kinderdarsteller im Musical „Tarzan“ auf. Er spielt in einem Kinofilm und einer TV-Romanze mit.

Im Musical „Tarzan“ spielte er 2017 das Dschungelkind, danach war erstmal Schluss mit der Schauspielerei. Leonard Conrads (heute 13) trat bei diversen Castings an, ergatterte aber kein Engagement. Mit Geduld und Beharrlichkeit blieb der junge Mülheimer dran, bildete sich weiter. 2019/20 klappte es dann gleich zwei Mal. Er bekam eine Hauptrolle im Kinofilm „Die Schule der magischen Tiere“ nach einer Kinderbuchreihe von Margit Auer. Außerdem wurde er für die TV-Produktion „Stadt, Land, Kuss“ (ZDF) ausgewählt – eine Lovestory nach Rosamunde Pilcher.

Dreharbeiten in Wien, München und Köln

„Schauspieler wollte ich schon mit vier Jahren werden“, berichtet Leonard. Und diesem Ziel nähert er sich. Mit Hilfe der Schauspielagentur Schwarz, die ihn seit 2017 vertritt, konnte er sich eine der drei Hauptrollen in „Die Schule der magischen Tiere“ sichern. Drei Monate lang wurde gedreht. „In Wien wurden Szenen auf dem Pausenhof einer Schule aufgenommen, in München haben wir Straßenszenen gedreht und in Köln war im Studio das Klassenzimmer aufgebaut“, erzählt der 13-Jährige.

Leonard Conrads (damals 12) aus Mülheim mit Filmklappe – bei den Dreharbeiten zum Kinofilm „Die Schule der magischen Tiere“.  
Leonard Conrads (damals 12) aus Mülheim mit Filmklappe – bei den Dreharbeiten zum Kinofilm „Die Schule der magischen Tiere“.   © Conrads | Conrads

Er selbst spielte den Benni, einen zurückhaltenden Jungen, der, wie eine Mitschülerin auch, ein magisches Tier bekommt. „Benni hat einen ganz anderen Charakter als ich, gerade deshalb war es spannend, in diese Rolle zu schlüpfen“, findet Leonard, selbst eher ein lebhafter und offener Typ. Das Filmemachen unterscheide sich sehr von der Arbeit auf der Bühne. „Beim Film wird nicht chronologisch eine Szene nach der anderen gefilmt, sondern man springt hin und her. Man muss also das Drehbuch gut kennen und auf alles vorbereitet sein.“ https://www.waz.de/staedte/muelheim/iframe-newsletter-waz-muelheim-anmeldemaske-id227813543.html

Drei Minuten Film entstehen pro Tag

Außerdem überraschte es den Nachwuchsdarsteller, wie wenig Filmmaterial pro Tag entsteht. „Manche Szene wird zig Mal gespielt, am Ende des Tages hat man vielleicht drei Minuten im Kasten, aber es ist echt cool, wenn man das geschafft hat“, berichtet er.


Der Regisseur Gregor Schnitzler habe die jungen Schauspieler toll unterstützt. „Er hat uns angefeuert. Wir hatten im Spiel schon Freiheiten, aber er hat auch seine Ideen eingebracht.“ Einen Schauspielcoach und eine Kinderbetreuerin habe die Crew auch gehabt „Ich habe unter den anderen Kindern viele Gleichgesinnte gefunden.“

Mit den erwachsenen Schauspielern am Set habe er sich gut verstanden. „Es war eine Hammererfahrung, mit ihnen zu spielen. Das ist ja, als wenn man mit der Fußballnationalmannschaft trainieren würde“, zieht Leonard einen Vergleich. Anfang 2020 habe man dann noch die Songs zum Film in Berlin aufgenommen – „Lieder im Bibi & Tina-Style“.

In Cornwall einziges Kind am Set

Schulstoff hat Leonard während der Dreharbeiten wenig verpasst. „Es gibt eine Online-Schule, die nutzen zum Beispiel auch die Zirkuskinder. Da habe ich mitgemacht, außerdem habe ich Kontakt mit meinen Mitschülern in Mülheim gehalten, und meine Eltern haben mich beim Lernen auch unterstützt“, sagt der Schüler, der das Gymnasium Broich besucht.

Leonard Artur Conrads aus Mülheim spielt in „Rosamunde Pilcher: Stadt, Land, Kuss
Leonard Artur Conrads aus Mülheim spielt in „Rosamunde Pilcher: Stadt, Land, Kuss" den Teenager Luke. © ZDF, Ailes | Jon Ailes

Eltern und die Oma haben ihn auch bei seinem anderen großen Projekt begleitet. In Cornwall wurde für das ZDF ein weiterer Rosamunde-Pilcher-Film mit dem Titel „Stadt, Land, Kuss“ gedreht. Fünf Wochen lang hielt sich die Crew im englischen Newquay auf. Leonard war das einzige Kind am Set. „Das Drehen ging viel schneller als bei der Produktion des Kinofilms. Zack, zack – dann war die nächste Szene dran. Der Vorteil war, dass man so besser in seiner Rolle bleiben konnte“, erläutert Leonard.

Keine schmalzige Liebesgeschichte

Der 13-Jährige spielt Luke, einen Teenager, der unter ADHS leidet. Die Geschichte sei zwar eine Lovestory und habe unter anderem „auf einem altehrwürdigen Landsitz gespielt“, aber: „Sie ist gar nicht schmalzig, da ist viel mehr. Es wird auch thematisiert, was ADHS ist und wie man damit umgehen kann.“ An seinen freien Tagen probierte der Mülheimer mit seinem Vater das Wellenreiten aus. Oder er stöberte in einem Buch über Schauspieltechniken nach Tipps. „Ich will ja besser werden, um weiterzukommen“, sagt er. Eine richtige Panne habe er beim Spielen noch nie gehabt.

An seinem Ziel, Schauspieler zu werden, hat sich nichts geändert. Im Gegenteil. Aber: Wann das nächste Casting sein wird, ist noch offen. Mit seiner kleinen Schwester Ella dreht Leonard derweil kleine Filmchen mit dem Handy. Die Zehnjährige ist es auch, die ihn zuhause bei seiner Vorbereitung für die Filmjobs unterstützt – ihn abhört oder Szenen mit ihm einstudiert. Eine Anfrage für das „Traumschiff“ musste Leonard übrigens schweren Herzens – wegen der Schule – absagen.