Die Dümptenerin Angelika Schneider wehrt sich gegen die Stadt: Sie soll Geld für die Pflege eines Grabes zahlen: "Ich musste erst mal nachfragen, wer da überhaupt liegt."
Angelika Schneider staunte nicht schlecht, als sie die Post vom Amt für Grünflächenmanagement und Friedhofswesen öffnete. 160 Euro soll die 48-Jährige für die Pflege eines Grabes auf dem Heißener Friedhof zahlen. Die Dümptenerin hielt das für einen schlechten Scherz: „Das ist wirklich hammermäßig. Ich musste erst mal nachfragen, wer da überhaupt liegt.”
Die Auskunft der Stadt führte Schneider zurück in das Jahr des Mauerfalls. 1989 pflegte sie über längere Zeit einen Bekannten ihrer Eltern. „Ich bin für ihn einkaufen gegangen, habe die Wohnung gemacht und mich ab und zu um ihn gekümmert”, sagt Schneider. Eines Tages fand die damals 28-Jährige den Mann tot in seiner Wohnung auf. „Ich war total schockiert und sicher auch etwas mit der Situation überfordert”, erklärt sie. Auf einer Beerdigung sei sie nie gewesen, von einer Ruhestätte hat sie nie gehört.
Das Beerdigungsinstitut Mombour hatte damals die nötigen Formalitäten erledigt. „Angeblich soll ich etwas unterschrieben haben. Aber eine Grabkarte, wie von der Stadt behauptet, habe ich nie bekommen”, so Schneider. Für das Amt sind solche Situationen nicht ungewöhnlich. „Frau Schneider hat damals das Nutzungsrecht übernommen. Damit geht auch die Pflicht zur Pflege einher”, sagt Mitarbeiterin Brunhilde Stiefken. Aufmerksam wurde das Amt durch den ungepflegten Zustand, den die Grabstätte neuerdings offenbarte. Wer das Grab in den letzten 20 Jahren gepflegt und die Kosten getragen hat, ist allen unklar.
Auch Bestatter Gerd-Hermann Mombour ist verwundert: „Ich kann keine Beerdigung ohne einen Besorger durchführen. Es ist wirklich kurios, dass sich 20 Jahre niemand gemeldet hat.” Mombour, bereits seit 40 Jahren im Geschäft, hat solch einen Fall noch nie erlebt. Angelika Schneider hat eine Rechtsanwältin eingeschaltet.