Mülheim..
Die Kritik des Jugendstadtrates (JSR) an der Ausstattung der Schulen fällt deutlich aus: Bisher sei es nicht gelungen, mit der modernen Technik auch nur annähernd Schritt zu halten.
Man kämpfe um Tafellappen und müsste längst über moderne W-Lan-Netze verfügen, um überall im Schulgelände einen komplikationsfreien Zugang ins Internet zu haben. Der verantwortungsvolle Umgang mit dem eigenen I-Phone im Unterricht könnte aus Sicht des Jugendstadtrates sehr hilfreich sein.
"Beim öffentlichen Nahverkehr muss sich dringend was ändern"
Dies noch zu verbieten, bedeutet aus ihrer Sicht, weit hinter der Zeit zu sein. Seit Anfang des Jahres ist der Jugendstadtrat, der sich aus älteren Jugendlichen fast aller weiterführenden Schulformen zusammensetzt, im Amt. Er soll Themen aufgreifen, die junge Leute bewegen und diese an die Ratspolitik herantragen.
Die Botschaft der JSRler ist hier eindeutig: „Beim öffentlichen Nahverkehr muss sich dringend was ändern, finanziell wie logistisch. „Ich bin derzeit mit dem Fahrrad schneller am Ziel als mit Bus oder Bahn“, so Vorsitzender Frederik Heitmüller. Immer wieder würden sie von ihren Mitschülern auf das Thema Nahverkehr angesprochen: Setzt Euch ein!
Fatale Folgen für Mülheim
Zuverlässiger, findet der erste stellvertretende Vorsitzende, Illya Trubman, müsse der ÖPNV werden. Frederik Heitmüller wünscht sich eine schnellere Taktung. Beides, sind sie sich sicher, wäre eine Attraktivitätssteigerung, die letztlich mehr Fahrgäste bringen würde.
Vor allem abends und nachts, so der zweite stellvertretende Vorsitzende Roman Müller-Böhm, müsse auf Bus und Bahn Verlass sein. Deshalb stößt bei ihm der aktuelle Vorschlag der Verwaltung, die Nachtexpresse früher fahren und damit auch früher enden zu lassen, auf wenig Gegenliebe. „Dann fahren junge Leute gleich nach Düsseldorf und verbringen dort den Abend.“ Für Mülheim wäre das fatal.
"Man möchte auf nichts verzichten"
Auch die angedachte Kappung der 104 sieht der Luisenschüler, dessen Mitschüler diese Linie häufig nutzen, kritisch: „Das wäre eine deutliche Benachteiligung für den Stadtteil Raadt. Dann müsste man morgens einen E-Bus schalten, damit die Leute überhaupt eine Chance haben, noch pünktlich zum Unterricht zu kommen.“
Die Jugendstadträte haben sich mit den städtischen Schulden befasst – und Roman Müller-Böhm spricht wohl für einige Ratsmitglieder mit, wenn er sagt: „Es ist schwer zu überschauen, wo einzelne Kosten wirklich hingehen.“ Das „emotionale Dilemma“, wie Illya Trubman es nennt, können die Jugendlichen ebenso nachvollziehen: „Man weiß, dass man sparen muss, aber man möchte auf nichts verzichten.“
Stärkere Zusammenarbeit der Städte gewünscht
Doch so menschlich dies auch sei, man müsse sich davon frei machen. Die Jung-Politiker wünschten sich, dass die Ratsmitglieder weniger „rumeiern“. „Viele Politiker gehen lieber den Weg des geringsten Widerstandes, um sich nicht unbeliebt zu machen“, bedauert Roman Müller-Böhm, der selbst keine Angst hat, unbeliebte Vorschläge zu machen: Vor allem würde er das Personal der Stadtverwaltung verkleinern und „weniger Menschen einstellen als altersbedingt ausscheiden“.
Zudem wünscht er sich eine viel stärkere Zusammenarbeit der Städte. „Warum nicht eine gemeinsame Kämmerei für Mülheim und Essen?“ Verwundert stellt der Jugendstadtrat fest: „Für eine Stadt mit so einer Wirtschaftskraft ist so eine Haushaltslage traurig.“
Barmeile statt Geschäfte gefordert
Die City bewegt Jugendliche sehr. „Das ist wohl der Bereich, mit dem wir am Anfang die größten Vorstellungen verbunden haben und mit dem wir die größten Enttäuschung erlebt haben“, sagt Roman Müller-Böhm.
Er wünscht sich „eine coole Barmeile“ auf der Schloßstraße, um junge Leute anzuziehen. Auch Illya Trubman glaubt, dass die Schloßstraße in diese Richtung entwickelt werden und die Aufenthaltsqualität erhöht werden muss – Shoppen könne man im Forum, das nach der jüngsten Umgestaltung von der Jugend gute Noten erhält.
Die Jugend ist besser als ihr Ruf
Dass Ruhrbania eine große Belebung der Innenstadt bringt, erwartet Heitmüller nicht: „Ich verstehe nicht, wie man die Innenstadt an den Fluss holt, wenn man Wohnungen dazwischen setzt. Das könnte eine tote Ecke werden.“ Man sollte lieber in kleinere Projekte investieren, die direkt die Situation verbessern.“ Zwar könne man jetzt an Ruhrbania nichts mehr ändern, aber für die Zukunft sollte man daraus lernen.
Die in letzter Zeit laut gewordenen Klagen über zunehmende Verrohung und steigenden Vandalismus in der Stadt, beziehen die Mitglieder des Jugendstadtrates nicht auf die Jugend schlechthin. Sie sind überzeugt: Die Jugend ist besser als ihr Ruf. Sie selbst engagierten sich ja auch – und sie seien keine Minderheit.
Viele junge Leute seien kulturell und sozial aktiv, zeigten an gesellschaftlichen Entwicklungen großes Interesse. Illya Trubman: „Graffiti an den Wänden fallen halt auf, Jugendliche, die ins Theater gehen, aber nicht.“