Oberhausen..
Timo Grothe bedient als Sattlermeister längst nicht nur die Reiterei. Der 34-Jährige arbeitet in Oberhausen-Osterfeld einem Beruf, der in der handwerklichen Arbeitswelt immer seltener geworden ist.
Es ist der Stoff, aus dem Sammlerträume sind. Wer in den Arbeitshallen der Osterfelder Polsterei und Sattlerei Bolder in die Regale blickt, der könnte meinen, dass hier eine ganze Schar von eifrigen Wünscheerfüllern für klassische Automobil-Liebhaber beheimatet ist. Die hohen Schränke reichen bis zur Hallendecke und beinhalten meterlange, gehortete Textilien. Bei diesem Anblick wären nicht nur Freunde von Nadel und Faden völlig von der Rolle.
Es ist die Vorratskammer von Timo Grothe, der im Osterfelder Betrieb gemeinsam mit seinen 11 Mitarbeitern und den drei Auszubildenden materialtechnisch aus dem Vollen schöpfen kann. Timo Grothe ist Sattlermeister und führt damit einen Beruf aus, der in der handwerklichen Arbeitswelt immer seltener geworden ist.
Drei Jahre Ausbildungszeit
„Grundsätzlich wird zwischen der Reitsport- und Fahrzeugsattlerei unterschieden“, sagt Timo Grothe. Wer Sattel hört, der denkt zuerst an Pferde und Ställe - und tatsächlich ist dieser Bereich ein maßgeblicher. So fertigt ein Sattler nicht nur die eigentlichen Sitzhilfen für den Pferderücken an, sondern auch das Zubehör wie Zaumzeug und Fahrgeschirr. Handwerkliches Geschick und der sorgsame Umgang mit dem Material ist für einen Sattler unumgänglich. Abmessen. Entwerfen. Zuschneiden. Anpassen. Drei Jahre dauert die Ausbildung, wobei sich der Auszubildende zu Beginn seiner Lehrzeit spezialisiert. Wer die Pferdesportsattlerei wählt, der muss mit den Tieren doch eigentlich ein inniges Verhältnis pflegen? „Ich kenne kaum einen Reitsportsattler, der nicht selbst reitet“, sagt Timo Grothe. Mit einem Schmunzeln fügt er hinzu: „Ich überlasse das aber lieber meiner Frau.“
Übersichtliche Zahl
Über die Jahre hinweg ist der Beruf des Sattlers nur noch selten anzutreffen. Rund 1000 von ihnen sind im Sattler Dachverband organisiert. Die übersichtliche Zahl an Sattlern schlägt sich auch auf die Anzahl der Bewerber um eine Lehrstelle aus: „Die Zahl der Interessenten ist eher gering.“ Trotzdem und gerade deshalb bildet Timo Grothe aus. An geeignetem Nachwuchs für den anspruchsvollen Job mangelt es jedenfalls nicht. Was macht für ihn den Reiz des Schaffens aus? „Es sind die vielfältigen Betätigungen, die dieser Beruf mit sich bringt.“ Im Regal mit den Stoffrollen ist noch Platz.