Oberhausen..
Von einem, der auszog, als Däne zu leben: Tim Uhlemann (33) hat es geschafft. „Was ich vorher drei Wochen im Jahr hatte, habe ich jetzt jeden Tag”, sagt er. Vom Wohnzimmer aus genießt er den Blick auf den Fjord.
Oberhausen hat er mit Hvide Sande (Weißer Sand), einem 5000-Seelen-Ort vertauscht, der an der Westküste unseres nördlichsten Nachbarlandes liegt, das er nach Abschluss seines Studiums der Sozialarbeit im Jahr 2006 zunächst einmal neun Monate lang erkundete. „Weil alle anderen keine Zeit hatten, wurde ich auserkoren”, schreibt er in seinem Buch „Lifestyle Dänemark”.
Die Art, wie Uhlemann auf 200 Seiten seine Dänemark-Erlebnisse schildert, hat eine Kollegin, die mit ihm in der Ferienhaus-Vermittlung tätig ist, so amüsiert, dass sie der Redaktion eine E-Mail schickte. Sie regte an, den Dänenjung und sein Dänemark-Buch, eine flotte Abenteuer-, Bildungs-, Bilder- und Liebesgeschichte, doch der Leserschaft einmal vorzustellen. Schließlich sei er ja einer von uns. Dazu ist jetzt Gelegenheit, weil Uhlemann gerade auf „Heimaturlaub” ist. „Über Weihnachten und Silvester muss ich arbeiten”, betont er.
Vom Sozialarbeiter in die Touristik-Branche? Uhlemann ist sicher, dass der neue Job für ihn genau richtig ist. „Immerhin sind 80 Prozent unserer Kunden Deutsche und um in meinem Fach zu arbeiten, sollte ich noch besser Dänisch können”, sagt er und dass Dänisch zu lernen nicht einfach sei. „Alles wird anders geschrieben als es ausgesprochen wird.”
Sein Einkommen stimmt. „Obwohl ich ein Ungelernter bin, verdiene ich ein Drittel mehr als als Akademiker beim Jugendamt.” Muss er auch. Denn dänischer Lifestyle ist teuer und wie der Leser seines Buches weiß, ist es keineswegs die dänische Art, auf Konsum zu verzichten. Das gilt für den Einkauf schicker Garderobe ebenso wie für den Alkohol. Dazu ein Zitat aus dem Buch: „M. spielte sich als echter Däne auf und zeigte dem Deutschen im Biertrinken gekonnt seine Grenzen auf.” Was ist so liebenswert an diesem Land, in dem es mehr Ferienhäuser als Einwohner gibt” und „Bierpreise wie auf dem Oktoberfest”? Vor allem die Gemütlichkeit, die sie „Hyggeligkeit” nennen. „Acht Stunden Arbeit, acht Stunden Freizeit, acht Stunden Erholung”, sagt der Neu-Däne. Und vom Du profitiere das Lebensgefühl. Jeder Däne sei „einfach davon überzeugt, im schönsten Land der Erde zu wohnen”.
Uhlemann hat viele Beweise dafür gefunden, dass sich wohl zu fühlen dort nicht unbedingt schwierig ist. Kürzungen im sozialen Bereich, schreibt er, seien dort kein Thema und die Kinderarmut weltweit am geringsten. Er traf Lehrerinnen, die er sich als Kind gewünscht hätte und Supermarkt-Verkäuferinnen, „die lächeln so süß, als wäre das Leben ein Stück Kinderschokolade”. Sozialarbeit mit jungen Leuten brachte ihn zu der Erkenntnis: „Es scheint so, als bekomme jedes dänische Kind ein Mindestmaß an Anstand mit der Muttermilch mit auf den Weg”.
Es störe niemanden, dass so oft „nach dem Regen vor dem Regen” ist und gegen ungemütliches Winterwetter helfen „Kerzen als Meditationshelfer und Seelentröster des Nordens”. Vermisst er denn nichts Deutsches? „Doch, Currywurst mit Pommes.”
Tim Uhlemann, geboren in OB, besucht die Friedrich-Ebert-Realschule und das Käthe-Kollwitz-Berufskolleg, schafft den Doppelabschluss Erzieher plus Abitur. Er studiert Sozialarbeit, erkundet neun Monate lang Dänemark und arbeitet beim Jugendamt, schreibt das Buch „Lifestyle Dänemark“ (ISBN 978-3-8391-7590-3) ehe er in sein Lieblingsland zieht.