Seit über 20 Jahren arbeitet Holger Stein daran, „Musik die richtigen Voraussetzungen zu verschaffen”. Entstanden ist dabei eine Firma, die im Turm der alten Malzfabrik an der Hingbergstraße Hörgenuss und Hifi-Komponenten im High-End-Bereich kreiert.
Ein Raum zum Schrauben, einen zum Vorführen. Über beschaulich-beschränkte Anfänge ist Holger Stein längst hinaus. Er verbindet Leben und Arbeit im großen Stil: auf fast 1000 m2, verteilt auf fünf Etagen, verbunden mit eigenem Lift. Ähnlich unkonventionell wie Werkstatt, Studios und Wohnräume ist die Adresse. Steins Firma Steinmusic, eine kleine, feine Hifi-Schmiede für High-End-Kundschaft, sitzt im Turm der alten Malzfabrik an der Hingbergstraße 103a.
Stein ist 48 Jahre alt. Ein unkomplizierter, netter Typ und Vater von drei Kindern. Stein ist auch Entwickler und Vermarkter in einer Person. Ein Mensch, der stets voll neuer Ideen steckt. Ein Tüftler, ein Beseelter, vom guten Klang besessen. Im Idealfall soll der natürlich und unverfälscht aus Stein-Lautsprechern klingen, abgespielt, verstärkt und übertragen von Komponenten aus seiner Produktion.
Der kleine Betrieb hält ein Vollsortiment vor: Vom Tonabnehmer über den CD-Spieler, vom Netzfilter bis zum Kabel, von Tuning-Teilen bis zum Vollverstärker. Der trägt den Namen Masterclass AMP 2 und steht für eine gute Portion Understatement, gepaart mit gutem Design und aufwändiger Technik. Eine Kombination, die Stein bevorzugt anstrebt. „Im Grunde”, sagt er, „ist das Thema Musik. Wir sind dafür da, der Musik die richtigen Voraussetzungen zu schaffen. Technik ist dabei nur Mittel zum Zweck. Aber sie darf ruhig schön aussehen. Da habe ich nichts gegen.”
Sein Physik-Studium hat Stein irgendwann abgebrochen und sich der Praxis gewidmet. Auch hier war und ist er stets Suchender, einer, der unkonventionelle Wege geht. „Wie verhält sich ein Gehäuse, das schwingt, als Lautsprecher?” Solche Fragen beantwortet sich Stein lebensnah. „Der konsequente Ansatz war, ein Instrument zu nehmen.” Und so hat er Lautsprecher in Celli gesetzt. „Es hat mich schon Überwindung gekostet, da ein Loch rein zu sägen”, sagt Stein und lacht. Die Suche nach dem perfekten Klang erfordert Opfer. Aber sie bringt auch Erfolg. „Die Quintessenz der ganzen Erfahrung macht am Ende die Qualität der Geräte aus.” Wobei: Die Relation kann für Stein „immer nur das Live-Erlebnis sein. Darauf sollte man sich besinnen.”
Derzeit entstehen bei Steinmusic eine neue Boxen-Kleinserie, ein neuer Verstärkertyp. Beide bekommen ein edles Kleid. Handmuster liegen in der Werkstatt, mit glänzendem Lack überzogen. International und lokal lässt der 48-Jährige produzieren. Manche Bauteile kommen aus der weiten Welt, die Industriedesigner sitzen eine Haustür weiter. Bei der Produktion und Problemlösung greift der 48-Jährige gerne auf Techniker und Profis zurück, die auch mal in Unis sitzen. „Für die Entwicklung”, sagt Stein, „kann ich auf ein sehr gut funktionierendes Netzwerk zurückgreifen. Dabei gilt für ihn stets: Nischen suchen und besetzen. Gucken, was auf dem Markt ist und versuchen, es zu verbessern
Von jedem Modell baut Stein meist 30 bis 200 Geräte, die er direkt oder „über ein paar Händler in Deutschland” vertreibt. Prototypen stehen in den Studios auf den Etagen, bereit zum Hörvergleich. Ein Breitbandlautsprecherssystem wird Steinmusic demnächst produzieren. Im PC glänzt die Box bereits herauspoliert. Im Proberaum kommt sie noch hölzern daher. „Um am Markt platziert zu werden, muss das ganze auch richtig geil aussehen”, weiß der Firmenchef, der seine Produktpalette zum ersten Mal auch auf der High-End in Frankfurt präsentieren wird. „Ich denke, wir sind soweit, dass wir was bieten können, was auch auf diesem Markt akzeptiert wird”, sagt Stein, „aber Grundlage ist die Kundenpflege vor Ort. Ohne die geht gar nichts.”
Spezialist für Bauteile
In der Werkstatt ist der Tüftler in seinem Element. Ausrangierte Hifi-Modelle teilen sich hier den Platz mit Hightech-Messgeräten und Lötplätzen. Schubladen bergen unzählige Kondensatoren, Potis, Dioden, Widerstände, Spulen oder Röhren. Steinmusic vertreibt einzelne Bauteile, Komponenten und Fertiggeräte. Holger Stein beschäftigt einen Auszubildenden und zeitweise einen Techniker, seine Frau Gabriele macht die Buchführung.