Mülheim. Die Filmpassage Mülheim bietet jetzt das „aufgeschobene Kinoticket“ an: Zwei Karten kaufen, eine davon spenden. Nur eine clevere Marketingidee?
Sarah Buttenborg, Betriebsleiterin der Filmpassage Mülheim, hat sich vom Prinzip des „aufgeschobenen Kaffees“ inspirieren lassen, das sie beispielsweise aus Cafés in Düsseldorf kennt. Ein Getränk bestellt und bezahlt man für sich selber, ein zweites für Leute, die kein Geld dafür haben. Das Lokal hält den Kaffee zurück, bis sich bedürftige Menschen melden. „So kann man auf einfache und unkomplizierte Weise andere unterstützen“, sagt die Leiterin des Kinos im Forum.
Das Gleiche will Buttenborg auf ihre Branche übertragen, denn ihr ist klar: „Nicht jeder kann sich heutzutage ein Kinoticket leisten.“ Daher bietet die Filmpassage neuerdings allen Besuchern die Möglichkeit, eine zusätzliche Karte für 7,50 Euro zu kaufen und zurücklegen zu lassen. Das funktioniert persönlich an der Kasse oder auch online auf www.filmpassage.de.
Diakoniewerk soll gespendete Tickets bekommen und verteilen
Stellt sich nur noch die Frage, wie die gespendeten Tickets vergeben werden? „Damit sie auch bei den richtigen Leute ankommen, brauchten wir einen entsprechenden Kooperationspartner“, erklärt Buttenborg. Den habe man beim Diakoniewerk in Mülheim gefunden, das Kontakt zu vielen bedürftigen Personen und Familien hat. Die Aktion ist vor knapp zwei Wochen gestartet und wird offenbar angenommen. „Fast jeden Tag kauft jemand ein zweites Ticket“, berichtet Buttenborg. Die Kinokarten würden in einer Box gesammelt und später ans Diakoniewerk weitergegeben.
Nun sind durch die Corona-Pandemie gerade auch die Kinos in Not geraten. Die Betreiber der Filmpassage haben, gemeinsam mit vielen anderen mittelständischen Lichtspielhäusern, bereits im Spätsommer einen Hilferuf an die Bundesregierung gestartet. Und die Aussichten für die nächsten Monate sind äußerst trübe. Von den „aufgeschobenen“ Tickets, für die Besucher ja doppelt zahlen, profitiert auch das Kino. Doch den Verdacht, hier eine neue Marketingidee entwickelt zu haben, weist Sarah Buttenborg zurück: „Der Gedanke des Helfens steht im Vordergrund.“