Bier drei Euro, Eintritt frei, Atmosphäre unbezahlbar, so oder ähnlich könnte auch der Werbeslogan für die Filmvorführung unter freiem Himmel am Ringlokschuppen lauten.
Seit dem Jahr 2000 zieht es alljährlich hunderte Freunde des Open-Air-Kinos zum gemeinsamen Filmabend an die Drehscheibe. Sicherlich einen Höhepunkt stellte Film Nummer 33 dar. Gut 1500 Besucher zog es, nach Schätzung von Karin Braun vom Kulturbetrieb, am Donnerstagabend an den Ringlokschuppen. Weder die kühlen Abendtemperaturen noch die etwas bedrohlich wirkenden Wolken am Himmel hielten die Mülheimer und die Gäste aus den Nachbarstädten vom Public Viewing der etwas anderen Art ab.
„Mehr geht wirklich nicht“, freute sich Karin Braun. Bereits die Vorführungen am Dienstag und Mittwoch seien gut besucht gewesen, doch dieser Andrang sei schon besonders. Dass die Menschen auch bei unsicheren Wetterbedingungen kämen, sei für sie jedoch nichts Neues. „Ich kann mich erinnern, wie im Dauerregen gut 80 Menschen Helge Schneiders ,Texas’ sahen. Das hatte auch was.“
Der große Zuspruch des letzten Films des Jahres 2010 sei mit Sicherheit auch dem gezeigten Film selbst geschuldet, so Braun. „Soul Kitchen“ vom deutschen Regisseur Fatih Akın, unter anderen mit Moritz Bleibtreu, stand auf dem Programm. Offensichtlich ein Publikumsmagnet, wie schon am voll besetzten Parkplatz ablesbar war. Nachdem die Wolken am Himmel und die damit verbundene Angst vor dem kühlen Nass verschwunden waren, konnte gegen 21.45 Uhr die gesamte Konzentration dem Streifen gewidmet werden, dessen Dreh- und Angelpunkt das „Soul Kitchen“ ist, ein fiktives Hamburger Szenelokal. „Fast wie im Kino, nur schöner“ wird die Veranstaltung aus den hinteren Reihen gelobt. Kein Wunder, vermittelte der Geruch von Popcorn in der Luft, über 1000 konzentrierte Augenpaare und der gleich-mäßige Klang des Projektors im Hintergrund eine Kinoatmosphäre, wie es sie wohl nicht einmal im Kino gibt. Dazu passend ließ auch der erste gemeinsame Lacher nicht lange auf sich warten. Sicher hätte der ein oder andere an diesem kühlen Sommerabend, nichts gegen ein warmes Süppchen einzuwenden gehabt, dennoch erntete die Weigerung des Kochs, dem „Gaumenrassisten“ eine heiße Gazpacho zu servieren, Verständnis und definitiv ein Lachen bei den Zuschauern.
Nach 45 Minuten Spielzeit hieß es Halbzeit. Zeit für den Vorführer zum Rollenwechsel und Gelegenheit für Gespräche, Popcorn und Bier beim Besucher. Dass der Zuspruch bei „Soul Kitchen“ größer ausfiel als bei den Filmen der Vortage, verwundere sie nicht, erklärte Karin Braun in der Pause. Immerhin handele es sich um einen recht aktuellen und den mit Abstand bekanntesten der diesjährigen Filme. Eine Tatsache, die jedoch durchaus Konzept hat. „Wir probieren, jedes Jahr ein gemischtes Programm anzubieten“, so Braun. Dementsprechend gebe es Filme, die eher aus der Welt des Pro-grammkinos kämen, aber auch bekanntere wie eben „Soul Kitchen“. Dass dieser ein breites Publikum ansprach, war mehr als offensichtlich. So war es unmöglich, anhand der Besucher eine Zielgruppe zu bestimmen. Weder beim Alter noch beim Geschlecht war eine Tendenz erkennbar. Das bestätigte auch Niklas Burkart, der mit seiner Mutter zum Open-Air-Kino gekommen war. „Ich bin zum ersten Mal hier und bin vom Film und von der Veranstaltung sehr begeistert.“
Da wunderte es wenig, dass der Film und mit ihm wohl auch das gesamte Ereignis zum Ende mit spontanem Ap-plaus bedacht wurde.
Mit „Soul Kitchen“ ging das Freiluft Kino 2010 an der Drehscheibe zu Ende. Das Programm des übergeordneten „Ruhrsommers“ geht jedoch noch bis zum 12. September weiter. Mehr Informationen gibt es unter www.muelheim-ruhr.de/cms/ruhrsommer.html.