Das Multiplex ist tot, es lebe das Apollo (oder: Apollo-Cinemas). Pächter Michael Meyer hat sich für den neuen alten Namen entschieden und will dies bald auch optisch am und im Kino-Zentrum deutlich machen.

In bzw. vor den neun Sälen wird künftig ebenfalls die alte Kino-Herrlichkeit aufleben - werden sie doch nach Gelsenkirchener Lichtspielhäusern benannt. Auch hier ist die Entscheidung gefallen.

„Das Apollo hat in Gelsenkirchen einen guten Namen und steht für Kino-Tradition”, sagt Meyer. Zwei Filmtheater trugen einst diesen Namen: eins auf der Hochstraße in Buer, eins auf der Bahnhofstraße in der Altstadt. Letzteres Haus war nicht nur eins der bedeutendsten und legendärsten Kinos der Stadt, sondern auch eins der ersten.

Und: Es wurde für kurze Zeit (1999 bis 2003) auch von Meyer geführt. Besser gesagt: das, was vom Apollo übrig geblieben war. Der künftige Name ist übrigens auch heute schon im Multiplex präsent - wird es doch offiziell von Meyers Apollo Kino GmbH betrieben. „Ich habe auch über andere Namen fürs Multiplex nachgedacht”, sagt der Multiplex- und Schauburg-Pächter. Zum Beispiel: Colosseum. Aus Angst vor rechtlichen Problemen - z.B. firmiert auch das Essener Musical-Theater unter diesem Namen - hat Meyer davon Abstand genommen.

Keine Probleme dürfte es bei der Umbenennung der neun Säle geben. Wie berichtet, hatte der Gelsenkirchener Ulrich Krauß vorgeschlagen, diese nach alten Kinos zu benennen. Meyer, die WAZ und das Internetforum Gelsenkirchener Geschichten riefen daraufhin Kinofreunde dazu auf, ihr Lieblingskino mit einer kurzen Begründung zu benennen.

Unter den Einsendern wählte die Jury (Meik Fokkink von den Gelsenkirchener Geschichten, Michael Meyer und die WAZ) die Sieger aus. Der Daumen zeigte nach oben für: das Industrie-Theater (Standort: am Hauptbahnhof; der Vorschlag ist von Bert Schliesing), KV (Buer; Franz Eickenscheidt), Autokino (Berger Feld; Thomas Stankiewicz), Bali (am Bahnhof; Jürgen Nowack), Olympia (Resse; Oliver Ehlert) und Schauburg (Bahnhofstraße; B. Röken). Von den in den Gelsenkirchener Geschichten gemachten Vorschlägen wurden ausgewählt: Regina (Hauptbahnhof; „Anne Bude”), Capitol (Erle; „HeinzO”) und Roxy (Hagenstraße in Buer; „Hafenjunge”). Für die Gewinner gibt's eine Privatvorstellung im Multiplex. Michael Meyer wird sich mit den Siegern in Verbindung setzen.


Aus den Begründungen

Einige schöne Beiträge haben WAZ-Leser als Begründung ihres Vorschlags für einen Saalnamen im Multiplex-Kino eingesandt. So schrieb Bert Schliesing: „Mein Vorschlag zur Namensgebung: Industrie(-Theater). Dort war ich in den 50ern ,Stammgast' - ich bin inzwischen 70 Jahre alt. Die meisten anderen Kinos wie Schauburg und Apollo zeigten vor allem deutsche Schmonzetten. Im Industrie dagegen ging es immer ,zur Sache'. Ich erinnere mich noch an meinen ersten Film dort: ,Froschmänner' mit Richard Widmark. Unvergessen auch ,Die Faust im Nacken' mit Marlon Brando. Höhepunkt war aber sicherlich der erste Cinemascope, der in Gelsenkirchen gezeigt wurde. Das Theater war zu diesem Zweck natürlich umgebaut worden. Die neue Großleinwand und die vielen zusätzlichen Lautsprecher, die natürlich wegen ,Raumklang' - später nannte man das dann ,Stereo' oder noch später ,Dolby Surround' - eingebaut wurden, wirkten zwar noch sehr provisorisch. Aber die Riesenleinwand und die Klangfülle waren damals ein großes Erlebnis. Später wurde dann als erstes echtes Großleinwand-Kino das Regina gebaut, und Cinemascope mit Raumton wurde etwas ganz normales.”

Thomas Stankiewicz sprach sich dagegen für den Namen Autokino aus. Warum? Darum: „Ein Saal oder gesamte Komplex sollte ,Autokino' heißen, allein schon deshalb, weil es sich auf historischem Grund befindet. Außerdem spielen da noch präpubertäre Gründe eine Rolle :–). Super wären: Regensimulator, knarzende Lautsprecher, Heißluftgebläse udn einen Knopf, mit dem man Hot Dogs und Getränke bestellen kann.”

Und aus Jürgen Nowacks Plädoyer fürs Bali: „Ich ... werde die Zeit, als as alte Bali-Kino und der Hauptbahnhof noch existierten, immer im Herzen behalten. Und ich weiß, dass es vielen ebenso geht.”