Im Basislager der Multis stehen braune Pappkartons an der Fensterfront aneinandergereiht. „Blaue T-Shirts“ heißt es auf einigen, Flyer liegen in anderen. 37 Stühle stehen um die Mitte des Raums, einer für jeden ehrenamtlichen Teamleiter.
Robin Eisgruber hat sich in den Kreis gesetzt. Er gehört in diesem Jahr zum ersten Mal zum Organisationsteam des nach Veranstalterangaben größten Jugendaustauschs Deutschlands, der gestern Abend zu Ende ging.
Aber natürlich ist es nicht sein erstes Mal bei den Multis: Vor neun Jahren hat sein Bruder einen Jugendlichen aus der Ferne aufgenommen, Rico aus Sardinien war das, das weiß Robin noch, weil er Rico zuletzt vor zwei Jahren besucht hat. 2002 fuhr der heute 19-Jährige mit den Multis in die Ukraine, „ein Kulturschock, vom Einfamilienhaus in die Plattenbausiedlung“. Heimweh habe er gehabt, aber nur die erste Zeit, „weil man mich herzlich aufgenommen hat“. Seine Gastmutter war Deutschlehrerin, sein Gastbruder Jarek sprach unsere Sprache fließend. „Deshalb war es einfach, die ukrainische Kultur kennen zu lernen und mich im Alltag zurechtzufinden.“
Noch heute sind er und Jarek Freunde. Dreimal haben die Eisgrubers den jungen Osteuropäer in ihrem Alstadener Haus aufgenommen, Robin selbst ist mit den Multis nicht nur in die Ukraine, sondern auch nach Polen und England gefahren. Erfahrung hat er also genug, „deshalb wollte ich in diesem Jahr Teamleiter werden.“ Zur Vorbereitung hat er einen Kurs gemacht, dabei Wege zur Konfliktlösung erlernt und Kooperationsspiele gemacht.
Hilfreich bei der Arbeit mit 14 Nationen, zum Beispiel, wenn man ihnen die Regeln beim Golf erklären möchte. „Wer beim Abschlag ein Loch in den Rasen schlägt, der muss die Grasnarbe auch wieder ins Loch schieben.“ Das Golfprojekt der Multis hat Robin geleitet, nicht, weil er selbst diesen Sport je ausgeübt hätte, sondern, weil er für neue Dinge immer offen sei, so der Schüler. Am ersten Tag fehlte der Gruppe gleich der Lehrer, „ein super Start“, dachte Robin noch, da stand der Ersatz vor ihm, ein älterer US-Amerikaner: „Da war das Thema Verständigung kein Problem mehr.“ Den Sozialtag hat Robin außerdem mitorganisiert, seinen Vater dabei auf Trab gehalten: „Er ist einer unserer Busfahrer, hat jeden Tag die Lunchpakete für die Multis durch die Stadt gefahren und musste selbst ganz schön anpacken.“ Die Busfahrer und die Organisatoren, das seien zwei Teams, „die getrennt voneinander arbeiten, sich gegenseitig aber immer zuspielen und aushelfen“. Die Organisatoren unterteilen sich auch noch einmal, so Robin, in die Leitergruppe und die große Runde. Auch beim nächsten Austausch will Robin in der großen Runde sitzen, danach vielleicht im Leiterkreis. „Die Zeit ist stressig, man sitzt bis Mitternacht zusammen, plant und bespricht, verliert leicht den Überblick und ganz bestimmt sein Zeitgefühl.“ Geburtstagspartys habe er bereits verpasst – „ich stand einen Tag zu spät auf der Matte“ – trotzdem will Robin die Multi nicht missen: „In der Gruppe schafft man alles und es ist toll zu sehen, was man geleistet hat. Die Jugendlichen hatten Spaß, wir selbst viel Freude miteinander.“ Multi setze ein Zeichen für den Frieden, für das friedvolle Miteinander.