Mülheim..
Von „gerosteten“ Helden, rasenden Herzen und hölzernen Herren mit grüner Gurke bis hin zur blauen Gefängnis-Unterhose und dem darwinschen Unglücksprinzip ist alles dabei, was das Dasein so bewegen kann. Was zwischen den Polen vielleicht noch fehlt, sind ein gefallener Engel und ein Heilsbringer. Aber auch die beiden werden bestimmt noch irgendwo zwischen den zahlreichen Werken in dieser großen Ausstellung über zwei Etagen im Kunstmuseum zu finden sein.
Nein, das ist mitnichten ein Kuriositäten-Kabinett, sondern Kunst, mit einer etwas anderen Sicht auf die Dinge. Eine pralle Schau, die an vielen Stellen zum Schmunzeln anregt. Arbeiten, die unterm Strich mit dem ironischen Fingerzeig auf die zentralen Fragen des Lebens und die gefühlte Lage einer Gesellschaft im Umbruch hinweisen.
Thema Bildhauerei
Das Spannende: Es sind Objekte, Installationen und Skulpturen, die mal mehr oder weniger hintersinnige Geschichten erzählen. Man muss nur genau hingucken und mitunter auch zuhören, was die Künstler damit sagen wollen. Über die Inhalte hinaus wird diese Schau aber auch der Betrachtung unter formal-ästhetischen Gesichtspunkten gerecht.
Die Jahresausstellung der Mülheimer Künstlerinnen und Künstler wird Samstag, 28. Januar, 17 Uhr, eröffnet. Traditionell wird dabei der Preis des Mülheimer Kunstvereins vergeben. Man darf gespannt sein, an welchen Mülheimer Kreativen er diesmal geht. Die Jury: Vorjahrespreisträger Alexander Voß, Rainer Grillo und Hans-Jürgen Bolz (Kunstverein), Carsten Küpper (Förderkreis), Ricarda Fox (Galeristin), Beate Reese (Museumsleiterin) und Peter Vermeulen (Kulturdezernent).
Jahresausstellung in Mülheim
Seit 1929 ist es Tradition, dass die Mülheimer Künstlerinnen und Künstler regelmäßig ihre aktuellen Arbeiten im Kunstmuseum präsentieren. Um das Profil zu schärfen, hat man die Schau unter ein Thema gestellt: Diesmal ist es die „Bildhauerei“. Eine vielfältige Ausstellung, die das „ganze Feld in der Herstellung von Skulptur und Plastik umfasst“, so Museumsleiterin Dr. Beate Reese.
50 Mülheimer Kreative sind dabei sowie sechs Neubewerber, die von einer Jury ausgewählt wurden: Hardy Bock, Michael Cleff, Monika Grünke, Meike Lothmann, Peter E. Rytz und Jochen Stenschke. Als Gäste gesellen sich außerdem hinzu: Petra Göbel und Roger Löcherbach aus Essen sowie Reni Scholz aus Köln.
Die Treppe mit den Fragen des Lebens
Wer sich den Ausstellungsflyer, gestaltet von Bildhauer Jochen Leyendecker, mit der Abbildung eines Kunstwerkes von ihm anschaut, darf sich darauf gefasst machen, dass es hier und da schrill werden kann: Die knallrote Trillerpfeife aus Stahl hat sogar ein Haus inklusive. Aber da sind wir schon in der zweiten Etage des Kunstmuseums und damit fast am Ende der Schau.
Wenn auch hoffentlich niemand über den Rettungsweg nach unten muss, hat Ingrid Lievenbrück die Nottreppe in eine Installation verwandelt: Die philosophische Hintertreppe, die „bmkw.“ (bemerkenswerte) Treppe, ist mit den zentralen W-Fragen des Lebens ausgestattet, die auf dem heimischen Fußabtreter endet.
Doch fangen wir von vorne an. Das Entree der Jahresausstellung bilden die Werke zweier Neubewerber und die eines „alten Hasen“. In ihrer Schlichtheit und Formschönheit korrespondieren die geschlossenen Skulpturen mit kleinen Öffnungen von Michael Cleff unter dem Titel „Über innen und außen“ mit der plastisch wirkenden Malerei von Meike Lothmann und einem Blick durchs Fenster.
Daneben zeigt „Copy Art Künstler“ Klaus Urbons wo es langgeht: „Ich wollte mal in Öl malen“, scherzt der Mülheimer, der sich auf kreative Kopier-Technik spezialisiert hat. In einer Installation aus 14 Gläsern hat er Foto-Kopien auf Folie und eigene Kunst konserviert – in Olivenöl.