Mit einem kräftigen Ruck schwingen sich Melissa, Maya und Lea-Sophie auf das Trapez und breiten die Arme aus. Ein Bein ist angewinkelt, das andere baumelt locker herab.

Noch wirken die Mädchen ein bisschen wackelig, aber dafür ist ja Zirkus-Theaterpädagoge Matthias Klaus vom Circus ZappZarap da und zeigt ihnen, wie sie einen sicheren Halt bekommen. Und nicht nur im blau-roten Zirkuszelt hinter der Harbecke Sporthalle in Saarn wird kräftig geprobt. Auf der Wiese davor schwingen Jungen und Mädchen Feuerstäbe im Kreis, balancieren über ein Drahtseil, und in der Sporthalle legen sich kleine Fakire auf ein Nagelbett und laufen über Glasscherben.

Die Proben für den Medl-Mitmachzirkus sind in dieser Woche voll im Gange, denn die erste große Vorstellung vor Publikum ist nicht mehr fern. „Dies ist die erste Probewoche. Am Samstag finden die ersten beiden Vorstellungen statt und nächste Woche geht es weiter. 100 Kinder nehmen pro Woche am Mitmachzirkus teil. Einige sind schon zum zweiten oder dritten Mal dabei“, sagt Carsten Scharwei vom Amt für Kinder, Jugend und Schule.

Vor sechs Jahren begannen die Medl und das Jugendamt mit dem Zirkus im Rahmen der Ferienspiele. Damals dauerte die Veranstaltung nur eine Woche. Die Resonanz war aber so groß, dass aus einer bald zwei Wochen wurden. „Wir könnten locker auch drei oder vier Wochen lang Zirkus machen. Die Anmeldung funktioniert online und jedes Mal stürzt der Server ab, weil sich so viele anmelden wollen“, berichtet Scharwei.

Zwei Zirkuspädagogen vom Circus ZappZarap und zwölf freiwillige Helfer des Jugendamts unterstützen die Kinder bei ihren Proben. Zum Auftakt der zwei Workshop-Wochen führen sie den angehenden Nachwuchsakrobaten einige Nummern vor. Dann können sich die Sechs- bis Zwölfjährigen aussuchen, was sie gerne aufführen würden. „Wir haben Clowns, Feuerspucker, Jongleure, Seiltänzer und einfach alles, was zum Zirkus dazugehört“, sagt Scharwei.

Der Mitmachzirkus sei eine gute Möglichkeit, einmal in eine neue Rolle zu schlüpfen und seine Grenzen auszutesten. „Es ist spannend, wenn man sieht, wie ein Betreuer sich nicht traut eine Fackel mit dem Mund zu löschen und ein Sechsjähriger schnappt sich die Fackel und macht einfach“, staunt Scharwei. Bis nachmittags um 16 Uhr proben sie täglich. „Das ist auch besonders schön für Kinder mit berufstätigen Eltern. So haben sie den ganzen Tag eine Beschäftigung“, sagt Daniela Kreutzenstein von der Medl.

Dabei haben die Mini-Artisten sichtlich Spaß. „Meine Freunde haben schon mal hier mitgemacht und gesagt, dass es toll hier ist. Deshalb wollte ich jetzt auch mal mitmachen“, sagt die siebenjährige Maya. Moritz (8) sieht einen weiteren Vorteil: „Wir haben ja Ferien und sonst würde man sich langweilen.“ Teilweise bringen sie schon ihre eigenen Geräte mit. „Ich habe das Einrad extra für den Zirkus gekauft“, sagt Annika (10) und zieht gekonnt ihre Kreise. Ein paar Meter entfernt zeigt Sarah ihrer Freundin Cara, wie man einen Reifen so dreht, dass er vor- und zurückrollt.

So hilft jeder jedem. Und alle haben dabei großen Spaß. Auch, wenn der ein oder andere Trick gar nicht so leicht ist. „Beim Vertikaltuch tut der Fußknoten etwas weh. Man braucht Körperbeherrschung und Kraft in den Armen“, weiß die zehnjährige Kristin und beschreibt damit die Nummer bei der sie sich an einem Tuch, das von der Zeltdecke hängt, hinauf und hinunter hangelt. Also: Vorhang auf für die kleinen Stars in der Manege!


Infos: 200 Kinder nehmen am Medl Mitmachzirkus an der Harbecke Sporthalle teil. Der erste Workshop findet vom 2.-6. August statt. Die Aufführung ist am Samstag, 7.8. um elf und um 14 Uhr. Der zweite Workshop geht vom 9.-13. August. Samstag, 14.8. um elf und 14 Uhr ist die Aufführung zu sehen. Karten wird es auch vor Ort noch geben. Eintritt 2 Euro. Kinder unter 6 Jahren frei. Das Zelt bietet für rund 300 Besucher Platz.