400 große und kleine Besucher sahen den „Froschkönig”. „Supertoll”, zieht Karin Braun Bilanz für den Ruhrsommer.





Es war einmal . . . – da wurden die Theaterpuppen in Kindergewahrsam genommen – Karin Braun vom Kulturbüro erinnert sich heute noch mit Schmunzeln an die Episode mitten im Ruhrsommer und zieht Zwischenbilanz für 2009.

„Es muss an diesem Tag Vollmond gewesen sein”, grinst Braun, „plötzlich ging ein Kind auf die ebenerdige Bühne und nahm eine der Figuren in die Hand.” 20 kleine Zuschauer ließen sich nicht lange bitten und folgten fasziniert dem Vorbild. „Gebt bitte die Puppen zurück, sonst können wir nicht weitermachen” – appellierten die überraschten Figurenspieler. Das Wünschen half damals sogar ganz wie im Märchen und die Nachwuchs-Entführer ließen mit sich reden.

Ralf Kiekhöfer vom Theater „Töfte” kämpfte am vergangenen Ruhrsommer-Sonntag dagegen nur mit der Hitze. Ganz brav und höchst gespannt folgten die Kleinen seinem ungewöhnlichen Froschkönig-Figurenspiel auf der Drehscheibe des Ringlokschuppens. Allerhöchstens gaben sie dem vielfach ausgezeichneten Spieler ein wenig Nachhilfe in der Frage „Wie fängt man an?” und assistierten Märchen-versiert: „Es war einmal”.

Richtig „töfte” ist es auch, wie Kiekhöfer der längst bekannten Geschichte und ihren Figuren wieder (Eigen-)Leben einhaucht. Wie er mit dem etwas rüpelhaften, aber eigentlich schüchternen Frosch streitet und später mit dem König durch das Reich tanzt und reitet, das zieht sogar die Großen unter den fast 400 Zuschauern in ihren Bann. In einer urkomischen Szene will der Schauspieler sogar den glitschigen Hüpfer selbst küssen, um ihn endlich zum Prinzen zu machen. Der wehrt sich natürlich wie verrückt und für den waschechten Fluch reichen Kiekhöfers geschürzte Lippen nicht, es müssen schon die der Prinzessin sein.

„Supertoll”, lobt Braun gerade das Kindertheater in diesem Jahr: Insgesamt 2000 Besucher sahen die sechs Veranstaltungen für Klein und Groß, so die Kulturfrau, die betont: „trotz schlechten Wetters”. Zufrieden ist sie auch mit dem Besuch von Odyssee-Festival und Castle Rock (etwa 2000 am Tag, schätzt Braun). Nur zwei Veranstaltungen mussten nach drinnen verlegt werden. Großes Lob geht auch an das Publikum, „das immer freundlich blieb und engagiert mitgeholfen hat, die Stühle zu tragen.” Doch die sind nicht die einzigen persönlichen Glanzpunkte nach zehn Jahren Ruhrsommer, verrät Braun: Als vor zwei Jahren „Texas” im Open Air Kino lief, schüttete es aus Kübeln, „ein Zuschauer hatte einen Regiestuhl dabei und wasserdichte Anglerkleidung. Darauf rückten alle unter Schirmen zusammen. Tolle Atmosphäre”, schwärmt sie. Oder als der Mülheimer Regisseur Sergej Stanojkovski zur Ausstrahlung seines Films „Kontakt” nicht kam, weil er just Vater wurde.

Das Festival verändert sich immer wieder, aber die beliebten Veranstaltungen wie etwa das Kino werden auch in den kommenden Jahren bleiben, ebenso die Vernetzungen mit anderen Mülheimer Kulturveranstaltern. So sollen etwa die Regler-Produktionen am Sorgenkind Freilichtbühne weiterhin ihren Platz wenigstens als Hinweis im Programmheft finden: „Wir weisen gegenseitig aufeinander hin – das ,Theater-Hopping' funktioniert harmonisch.”

Für das kommende Kulturhauptstadtjahr liegen schon ein paar Überraschungen in der Schublade, macht Braun neugierig. Leider bleibt die noch unter Verschluss.