Gelsenkirchen. Auch Die Linke in Gelsenkirchen setzt im Kommunalwahlkampf auf prominente Unterstützer: Am Mittwoch war Sahra Wagenknecht zu Gast.
Das Timing hätte besser sein können: Sahra Wagenknecht stand gerade einmal zehn Minuten auf der Bühne auf dem Heinrich-König-Platz in Gelsenkirchen, da wurde es laut. Doch es waren nicht etwa Unmutsbekundungen ihrer Zuhörer, die ihr entgegenschlugen – es waren die Glocken von St. Augustinus und der Altstadtkirche, die um 18 Uhr zum Geläut ansetzten. Der Mann am Mischpult reagierte souverän – und drehte die Mikrofon-Lautstärke kurzerhand nach oben.
Wie viele andere Parteien im Kommunalwahlkampf hatte auch Die Linke in der letzten Woche vor dem Urnengang am Sonntag auf prominente Unterstützung aus Berlin gesetzt. Wagenknecht, ehemalige Vorsitzende der Bundestagsfraktion, hat zwar kein Amt mehr in der Partei, gilt aber nach wie vor als eine Galionsfigur der Linken. Dementsprechend groß war der Zulauf auf dem Heinrich-König-Platz: Gut 160 Zuschauer waren gekommen, um Wagenknecht live zu erleben. Zwischenzeitlich musste die Polizei die Anwesenden ermahnen, ihre Masken aufzusetzen.
Zu Gelsenkirchener Themen sagte Wagenknecht nicht viel
Zur Kommunalpolitik und der speziellen Situation in Gelsenkirchen sagte Wagenknecht nicht viel, das hatten vor ihrem Auftritt unter anderen OB-Kandidat Martin Gatzemeier und der Landessprecher der Linken in NRW, Christian Leye, übernommen.
Wagenknechts Rede stand ganz im Zeichen der Bundespolitik, und wie zu erwarten war, verteilte sie Schelte für die anderen Parteien. Sie beklagte die ihrer Meinung nach große Kluft zwischen Arm und Reich, die vor allem schlimm für die Kinder sei: „Viele junge Menschen starten mit schlechten Voraussetzungen ins Leben: Das ist eine Schande“, rief sie. Die Antwort der Linken auf dieses Problem: Es müsse mehr Geld in die Bildung investiert werden – und zwar in Menschen. „Mehr Lehrer sind wichtiger als mehr Computer“, sagte sie.
Kritik an Mehrwertsteuersenkung
Wagenknecht redete engagiert, mit ausladenden Gesten, geißelte Ungerechtigkeit und Ausbeutung. Sie kritisierte die Mehrwehrsteuersenkung im Rahmen der Corona-Krise, forderte eine deutliche Erhöhung des Mindestlohns, ätzte gegen Großkonzerne, die in der Krise „Staatskohle“ kassierten und gleichzeitig Dividenden auszahlten. Gegen 18.20 Uhr verabschiedete sie sich dann wieder von Gelsenkirchen – da hatten die Glocken bereits aufgehört zu läuten.
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