Man sieht sich „An der Arche um Acht“: Mit dem preisgekrönten Kinderstück über die große Frage nach Gott eröffnet Markus Hilgers am 20. November seine Bühne im „Schauspielstudio Ruhr“.
Und es sieht ganz so aus, als ob der Regisseur nach einigen Theaterstationen mit den Räumen am Kassenberg 17 seine persönliche Arche gefunden hat.
Immerhin sind schon viele mit im Boot. „Die drei Kurse sind ausgebucht“, sagt Hilgers. Nach Alter sind sie gestaffelt: Die Junioren (10 bis 13 Jahre), die Jugendlichen (14 bis 18 Jahre) und „es gibt auch eine ganz rührige Erwachsenen-Gruppe“. Der Wunsch ist so alt wie die Welt – einmal auf der Bühne zu stehen. Hilgers erklärt es mit Rollenspielen in der Kindheit, „die waren immer überzeugend und von einer unglaublichen Kreativität und Fantasie“. Fähigkeiten, denen im Laufe der Zeit „die Flügel gestutzt werden“, sagt der Regisseur, „weil wir gelernt haben, zu funktionieren“.
Dieser Spieltrieb „ist etwas Ursprüngliches, das in uns steckt“. Bei einigen Menschen sei er latent vorhanden, „andere möchten da gerne dran“. Dabei kann Hilgers helfen. Ein zentraler Aspekt seiner Arbeit sieht er im Aufbrechen enger Schemata. „Ich versuche, das Denken von richtig -falsch, gut-schlecht, gefällt-gefällt nicht aus den Köpfen herauszubekommen“.
Denn jeder habe so unendlich viele Möglichkeiten, die in ihm steckten. Schätze, die in jedem schlummern, „werden mit der Zeit spielerisch gehoben“. Dabei setzt er auf die Schulung der Wahrnehmung. Nach vier bis fünf Wochen Schauspieltraining, nach szenischen Übungen und kleinen Rollenspielen, ab einem gewissen Zeitpunkt kommt der Wunsch: „Wir wollen uns zeigen, vor Publikum spielen.“ Die Stücke will er mit den Teilnehmern vom Inhalt heraus entwickeln. „Wir machen uns auf Spurensuche.“
Mit seinen Schauspielkursen, Workshops und Trainings musste Hilgers am Kassenberg nicht bei Null anfangen. „Im März 2009 habe ich in einem Pavillon im Müga-Park begonnen“. Nachdem die Anlage abgerissen werden musste, war die große Frage, wohin?
„Lange, lange habe ich gesucht, bevor ich hier fündig geworden bin“, sagt der Regisseur. Von Anfang an sei er dabei sehr von der städtischen Wirtschaftsförderung M & B unterstützt worden. „Viele Kontakte wurden hergestellt, um Menschen kennenzulernen. So konnte ich mich weiter vernetzen.“
Im neuen Domizil guckt Hilgers ziemlich fröhlich in die Runde – blickt über das helle Foyer mit der Sitzgruppe und der kleinen Küchenzeile, über den großen Saal mit 30 qm Bühnenfläche, „ein richtiges kleines Theater mit bis zu 90 Plätzen“. Die moderne 15000 Watt Lichtanlage und die Tontechnik stehen und sind computersteuerbar. Alina Kasper ist als Regieassistentin und Mitarbeiterin des Künstlerischen Betriebsbüros verpflichtet worden, und Beate Fortmann übernimmt die Ausstattung für die ersten Premieren.
Noch ist nicht alles fertig, es geht Schritt für Schritt voran. Wenn alles eingerichtet ist, „will ich das offene Studio auch für Gastspiele anbieten“, sagt Hilgers. „Theatergruppen, Kleinkunst oder Kammerensembles könnte ich mir hier gut vorstellen“, sagt er. Variabel ist die Bühne veränderbar – kleiner oder größer, als schwarze Guckkasten-Variante oder als lichtes Podium mit Blick durch die große Fensterfront ins Grüne. Eine Etage tiefer gibt es noch einen Raum im Untergeschoss, „der sich für kleinere Geschichten im intimen Rahmen anbietet“.
Lesungen oder Kabarett vielleicht. Viel zu lachen wird’s in der einen oder anderen Firma nicht geben: Coaching und Teambildung für Unternehmen will Markus Hilgers im nächsten Jahr anbieten. Ab Januar gibt es auch wieder neue Kurse.
www.schauspielstudio-ruhr.de