Mülheim. Kein riesiges Minus müssen die Mülheimer Kultureinrichtungen für das auslaufende Jahr 2020 verzeichnen. Ihre Bilanz ist ausgeglichen bis positiv.


Für viele Kulturschaffende war 2020 ein schlimmes Jahr. Sie konnten nur sehr eingeschränkt arbeiten, nicht wenige bangten um ihre Existenz. Der Kulturbetrieb und
die anderen Kultureinrichtungen in Mülheim
kommen aus dieser verrückten Corona-Zeit finanziell aber besser heraus als gedacht.

Keine Gagen und Mieten zu zahlen

Wie Frank Baudy, Leiter des Kulturbetriebes, dem Kulturausschuss berichtete, stehen am Ende zwar 144.000 Euro an Verlusten auf dem Papier, da das Theater- und Konzertbüro aber auch ein positives Ergebnis, ein Plus von 137.000 Euro vermelden könne (es hatte weniger Ausgaben als sonst), beende man das Jahr gut. „Das wird den Kämmerer freuen“, so Baudy.


Die Ertragsverluste von rund 187.000 Euro waren zustande gekommen, weil man rund 135.000 Euro an Entgelten im Bereich der Musikschule erstatten musste, sowie rund 43.000 Euro an Ertragsverlusten in der Stadtbücherei anfielen. Etwa 145.000 Euro dagegen sparte man ein, weil keine Gagen oder Mieten fällig wurden.

Fördergelder und Kurzarbeit


Auch das Theater an der Ruhr und der Ringlokschuppen
werden wohl ausgeglichen ins neue Jahr starten können. Das liegt vor allem daran, dass die Verantwortlichen mit aller Kraft nach Fördergeldern suchten, und alle nur erdenklichen Anträge bei Bund, Land und Stiftungen stellten – und daran, dass man Kurzarbeit anmeldete.

Die Stadtbibliothek in Mülheim vermeldet zwar weniger Besucher, dafür wird die Onleihe mehr genutzt.
Die Stadtbibliothek in Mülheim vermeldet zwar weniger Besucher, dafür wird die Onleihe mehr genutzt. © FUNKE Foto Services | Martin Möller



Aus der ersten Jahreshälfte ist das Theater laut Geschäftsführer Sven Schlötcke positiv herausgekommen. „Wir sind früh in Kurzarbeit gegangen und haben Einsparungen vorgenommen“, berichtet er. Dann habe man alle Energie aufgewendet, um gute Förderanträge zu verfassen. Mancher Antrag läuft zwar noch. „Bis zum 31. Dezember wird aber keine Schieflage mehr entstehen, wir fangen Einnahmeverluste auf“, so Schlötcke. Auch den freien Künstlern am Theater habe man Ausfallhonorare zahlen können.

Ausleihzahlen in Bücherei fast normal


Die Besucherzahlen in den Einrichtungen (jenseits der geschlossenen Theater) sind zurückgegangen. „Bei den Ausleihen sind wir fast da, wo wir vor Corona waren“, sagt Claudia vom Felde, Bibliotheksleiterin. Aber im Haus zähle man nur die Hälfte der üblichen Besucher, es gebe eben keine Veranstaltungen. Die Onleihe werde besser genutzt. 50 Prozent mehr waren es im ersten Lockdown, 20 Prozent mehr im Sommer.

Im Stadtarchiv verzeichnet man ebenfalls nur die Hälfte an Besuchern. „Dagegen haben sich die schriftlichen Anfragen fast verdreifacht“, berichtet Archivleiter Dr. Stefan Pätzold. Im Museum Temporär hat sich das Interesse an digitalen Angeboten erhöht, die Besucherzahl in Museum und Shop aber generell halbiert. Derzeit ist ohnehin nur der Shop geöffnet.