Oberhausen.

Oberhausen. Er wird nötig, wenn ein Gelenk bis aufs Letzte verschlissen ist: der künstliche Ersatz. 160 000 Menschen in Deutschland bekommen jährlich ein neues Hüftgelenk. Folgerichtig ist „Endoprothetik – Bewährte und innovative Wege beim Gelenkersatz “ das Thema unseres nächsten WAZ-Medizinforums. Dr. Hans-Peter Jüsten, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie des St.-Marien-Hospitals, wird am Montag, 21. Juni, erklären, welche Möglichkeiten es beim Einsatz von künstlichen Gelenken gibt.

Meistens ist es beim älteren Menschen der Verschleiß, der den Ersatz eines Gelenks nötig macht. Allerdings gibt es auch noch andere Gründe für die Wahl einer „Endoprothese“. Beim Oberschenkelhalsbruch betagter Menschen wird oft das brüchige, von Osteoporose betroffene Hüftgelenk direkt ersetzt. Auch, wenn das Gelenk durch eine Durchblutungsstörung abstirbt, hilft nur noch ein künstliches (Hüftgelenksnekrose).

Warum aber ein gesundes, nicht fehlgestelltes Gelenk verschleißt, das hat man noch nicht genau entschlüsselt. Zumindest nicht so, dass man vorher eingreifen könnte: „Es gibt eine gewisse Enzymentgleisung, die zum Knorpelabbau führt“, erklärt Jüsten. Der Körper hilft sich, indem er Knochenanbauten am Gelenk wachsen lässt, das Gelenk steht nicht mehr optimal und die Schleimhaut wird gereizt – schließlich führt das zu Schmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit, irgendwann entstehen Risse, später blanke Stellen im Knorpel, zuletzt ist der Knochen „blank“. Sind die Schäden noch gering, kann eventuell eine Spiegelung oder ein Kappenersatz helfen (die WAZ berichtete).

18 Jahre hält im Durchschnitt ein künstliches Gelenk, danach muss es durch ein neues ersetzt werden – ein Grund, warum man bei jüngeren Patienten eher zur zementfreien Hüfte greift. Bei beiden Operationstechniken ist das eingesetzte Material im Laufe der Jahre deutlich verbessert worden. Waren früher die künstlichen Gelenke „aus einem Guss“, kann man heute Kopf und Schaft auf die individuellen Gegebenheiten einstellen und so das ersetzte Gelenk so gut wie möglich nachempfinden.

Das zweite große Gelenk, dass teilweise oder ganz ausgetauscht werden kann, ist das Kniegelenk. Dabei leiden Frauen häufiger unter einem Verschleiß am Kniegelenk als Männer. Der Grund dafür ist nicht bekannt. Die Medizintechnik hat auch darauf reagiert. Jüsten: „Es gibt mittlerweile ein so genanntes ,Frauen-Knie’. Das ist an die Anatomie der Frau angepasst.“ Denn Frauen haben ein anderes Becken als Männer und auch andere Winkel. Mit einer speziellen Prothese ist auch hier die Passgenauigkeit größer.

Doch wie kann man dem Verschleiß so gut wie möglich vorbeugen? Schonung wäre der falsche Weg, wie Dr. Jüsten erklärt: „Das Gelenk wird indirekt über Diffusion er-nährt. Es braucht Druck und Entlastung dazu. Angemessene Bewegung ist also sehr gut fürs Gelenk.“