Im Kleinen Haus des Musiktheaters im Revier erlebte am Freitag "Die Traumrutsche" Premiere und Uraufführung: Das Stück ist nichts für schwache Nerven...
Am Freitag schickte das Team des Musiktheaters im Revier mit „Die Traumrutsche” die diesjährige Kinderoper zur Vorweihnachtszeit ins Rennen. Die Zuschauer erlebten zugleich eine Premiere und eine Uraufführung, denn MiR-Intendant Michael Schulz hatte das Stück selbst geschrieben – und sogar neue Texte für diverse kurze Werke aus Opern von Joseph Haydn getextet.
Die Musik Haydns– hervorragend interpretiert von einem Streicherensemble der Neuen Philharmonie Westfalen unter Leitung von Askan Geisler – wirkte zuweilen etwas zu theatralisch für die betont modern angelegte Geschichte.
Doch dafür hatte die Erzählung es in sich: Da wird dem kleinen Immo mitten in der Nacht sein Geburtstag gestohlen. Plötzlich sieht er sich gefangen in der Traumwelt Schlummerland, und der böse Zauberer Muar T'pla droht ihm damit, den Geburtstag für immer zu behalten. So müsste Immo in dieser unheimlichen Traumwelt verbleiben – und das will er auf keinen Fall. Weil Muar T'pla (der Lord Voldemort aus den Harry-Potter-Büchern übrigens sehr ähnlich ist) von dem schweizer Bassist Aldo Tiziani mit seiner extrem tiefen Stimme verkörpert wird, war spätestens an dieser Stelle für die jüngsten Zuschauer das Stück schon gelaufen: Weinend vor Angst verbargen sie ihre Gesichter im Schoß der Mutter und mussten vorzeitig gehen.
„Die Traumrutsche” ist kein Stück für schwache Nerven, auch wenn viele lustige Traumfiguren auftauchen und die heiteren Phasen gegenüber den Alptraumszenen überwiegen. Gedacht ist das Werk für Kinder ab fünf Jahren – doch die sollten sich auf etwas gefasst machen. Abgesehen vom Gruselfaktor regt die Produktion mit einem ausgefallenen bunten Bühnenbild (von Beata Kornatowksa) und vielen schönen Kostümen die Phantasie an. Filipina Henoch lässt Immo als mutigen Held erscheinen; Christa Platzer, Almuth Herbst und Philippe Ducloux schlüpfen von einer Rolle in die nächste und bringen so als verzweifelter König Schluckauf der Nullte, als Ritter Klecks, als Traumfee Ester Hasi, als verrückter Koch und als leicht angestaubter Komponist Joseph Haydn viel Schwung auf die Bühne. Nach vielen Zauberblitzen und kleinen Explosionen gibt es natürlich ein Happy-End. Der Gruselfaktor mag den ein oder anderen jungen Zuschauer allerdings noch bis in den Traum verfolgt haben. . .