Gelsenkirchen. Gelsenkirchener Polizisten sind 2021 mit Tasern unterwegs. Die Elektroschockpistolen werden im Einsatzalltag getestet. Ziel: Mehr Abschreckung.
Die Polizei rüstet auf: Gelsenkirchener Beamte sind ab 2021 mit Tasern unterwegs. Die Elektroschockpistolen werden Anfang des neuen Jahres im Einsatzalltag getestet. Die Gewerkschaft GdP in
Gelsenkirchen
kritisiert die geplante lange Testphase und drängt auf eine wesentlich schnellere Einführung der Waffen. Es gibt aber auch Kritik, und zwar vom Innenministerium selbst.
Als eine von vier Polizeibehörden in Nordrhein-Westfalen
, mit dabei sind noch Düsseldorf, Dortmund und der Rhein-Erft-Kreis, ist Gelsenkirchen für die bis zum Frühjahr 2022 geplante Testphase der Taser ausgewählt worden.
Die Elektroschockgeräte „sollen im Einsatzalltag der Beamten erprobt werden“, sagt Nadine Perske, die Sprecherin des Landesamtes für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD), das für die Ausstattung der Polizei zuständig ist.
Taser: Waffen jagen bis zu 50.000 Volt in den Körper des Angreifers
Die pistolenähnlichen Waffen können über zwei herausschießende Pfeilelektroden an Kabeln Strom mit einer Spannung von bis zu 50.000 Volt in den Körper eines Angreifers jagen und dadurch dessen Muskeln vorübergehend lähmen. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hat eine Auswertung des Pilotprojekts bis zum Frühjahr 2022 angekündigt, ein halbes Jahr vor der nächsten Landtagswahl.
Das im Beamtendeutsch „Distanzelektroimpulsgerät“ (DEIG) genannte Gerät soll für die etwa 50.000 Polizisten in NRW unter der Voraussetzung von positiv verlaufenen Tests künftig zur Grundausstattung gehören. Rheinland-Pfalz und Hessen sind mit solchen Tests bereits vorgeprescht. In NRW werden sie seit dem Jahr 2000 von SEK-Beamten benutzt, in den USA sind Taser längst Bestandteil der Polizeiausrüstung.
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Dem Vernehmen nach laufen die Schulungen für den Einsatz der Elektroschockpistolen im Polizeipräsidium Gelsenkirchen bereits. Kräfte des Wach- und Wechseldienstes sollen ab 2021 die Taser im Alltag erproben. An Menschen wird nicht getestet.
Gelsenkirchener Gewerkschafter: Abschreckende Wirkung auf renitente Angreifer
„Wir setzen große Hoffnungen auf die abschreckende Wirkung dieser Taser“, sagt Matthias Büscher, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Gelsenkirchen. Offen sichtbar an der Polizeiuniform getragen, sollen allein der Anblick und die Androhung des Einsatzes der Elektroschockpistolen „renitente Angreifer“ auf Distanz halten – und im Notfall kurzzeitig lähmen, damit sie überwältigt werden können.
Der Gewerkschafter will mit Blick auf bereits seit 2018 laufende Tests in Rheinland-Pfalz die Taser „am liebsten so schnell wie möglich eingeführt sehen, und nicht erst nach einer weiteren, langen Testphase“. Die Gewerkschaft befürchtet, dass mit einer neuen Regierung nach den Landtagswahlen 2022 die Debatte um die Einführung der Taser von Neuem beginnt.
Taser sind nicht unumstritten - Todesfälle in den USA - eingeschränkte Einsetzbarkeit
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Die Taser sind indes nicht unumstritten. In den USA endeten Taserschüsse schon öfter tödlich. Wohingegen die GdP Gelsenkirchen auch mit Blick auf die laufenden Tests in anderen deutschen Bundesländern sagt, „dass ihr Todesfälle durch den unmittelbaren Einsatz der Taser oder durch Sekundärverletzungen (Sturz nach Muskellähmung) in Deutschland nicht bekannt“ seien. Einen Todesfall habe es in Deutschland bei einem Taser-Einsatz gegeben, andere Vorerkrankungen waren dafür aber ursächlich.
Dennoch gibt es auch warnende Stimmen, die fordern, das Gesundheitsrisiko eines Taser-Einsatzes bei Personen mit Vorerkrankungen (Herzschwäche, Schrittmacher) zu untersuchen, bevor eine Entscheidung fällt.
Wie aus einem Schreiben des Innenministeriums aus dem Mai 2020 hervorgeht, werden die Einsatzmöglichkeiten durchaus kritisch gesehen. Insbesondere, wenn es um „dynamische Situationen“ geht, bei denen beide Seiten sich schnell bewegen (müssen), ein potenzieller Gewalttäter auch noch mit einem Messer bewaffnet ist. Fehlschüsse sind demnach mit den Elektroden zu befürchten, oder dass Kabel herausgerissen werden und die lähmende Wirkung ausbleibt. Bei statischen Lagen wird dem Taser aber Wirkungs- und Schutzpotenzial zugesprochen und logischerweise keine, wenn der Angreifer eine Schusswaffe mit sich führt.
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