Mülheim. Qualifiziertes Kita-Personal wird auch in Mülheim gesucht. Drei Bildungsgänge gibt es schon am Berufskolleg Stadtmitte, nun kommt noch einer dazu.
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Würfel, Reifen, Perlen, Stäbchen, Federn – unzählige Materialien liegen vor Mandy, Emine, Laura und Melanie auf dem Tisch. Die vier jungen Frauen nehmen an einem Projekt des Berufskollegs Stadtmitte zur „Mathematischen Frühförderung“ teil. Es soll sie auf ihren späteren Einsatz als Erzieherin vorbereiten.„Überall ist Mathe drin“, sagt Lehrerin Sabine Büttner-Kaminski. Daher könne man schon Kita-Kindern sehr gut eine Vorstellung von Längen, Größen, Zahlen, Räumen und Formen vermitteln. Die frühe mathematische Bildung sei laut Studien „richtungsweisend“ für die spätere Schullaufbahn.
Qualifizierte Erzieherinnen und Erzieher werden von den Kindertageseinrichtungen in Mülheim dringend gesucht, auch Kinderpfleger und Kinderpflegerinnen sind sehr gefragt. „Wer jetzt mit einer Ausbildung startet, kriegt garantiert einen Job“, sagt Miriam Ruppert, Lehrerin und Beraterin am Berufskolleg. Dort wird deshalb ab dem Schuljahr 2022/23 ein weiterer Bildungsgang im Bereich Sozialwesen angeboten, die sogenannte „Praxisorientierte Ausbildung zum/zur Kinderpfleger/in“.
Klassische oder praxisintegrierte Ausbildung
Drei Bildungsgänge gab es bislang am Berufskolleg, die auf eine Tätigkeit in der Kita vorbereiteten. Die klassische dreijährige Ausbildung zur Erzieherin (mit zweijähriger Schulausbildung und einem Anerkennungsjahr) sowie die ebenfalls dreijährige „Praxisintegrierte Erzieherausbildung“, bei der die Lernenden ab dem zweiten Jahr an drei Tagen in der Woche in einer festen Ausbildungs-Kita arbeiten und an zwei Tagen die Schule besuchen. Für beide Bildungsgänge braucht man Abitur oder Fach-Abi, sie enden mit einem Bachelor-Abschluss.
Darüber hinaus existiert der zweijährige Bildungsgang zur „Kinderpflege“, für den man einen Hauptschulabschluss/Klasse 10 oder die Fachoberschulreife benötigt. Neu eingeführt werden soll im Sommer nun noch die „Praxisintegrierte Kinderpflege“. „Die Teilnehmer suchen sich einen Ausbildungsplatz in einer festen Einrichtung. Im ersten Jahr sind sie dort zwei Tage in der Woche tätig und besuchen an drei Tagen die Schule, im zweiten Jahr arbeiten sie an drei Tagen und haben an zwei Tagen Unterricht“, erläutert Miriam Ruppert. „Leider“, so bedauert sie, „bieten noch nicht alle Träger von Kitas in Mülheim Ausbildungsplätze für diese Ausbildung an.“
Infogespräch & Anmeldung
Wer ab Sommer 2022 einen Bildungsgang am Berufskolleg Stadtmitte belegen will, muss am 28. Januar sowie vom 31. Januar bis 2. Februar zu einem persönlichen Gespräch vorbeischauen.Anlaufstellen sind die zwei Standorte Kluse 24-42 (Naturwissenschaft/Technik) sowie Von-Bock-Straße 87-89 (Gesundheit und Soziales).Mitgebracht werden müssen: Bewerbungsschreiben, Lebenslauf, zwei Bewerbungsfotos, das letzte Schulzeugnis in Original und Kopie, Personalausweis, ausgefüllter Aufnahmeantrag (auf Homepage runterladen.)Bei der Anmeldung gilt die 3G-Regel. Infos auch über: bkmh.de/anmeldung.
Chance für berufliche Neuorientierung
Anmelden für alle vier Ausbildungsgänge können sich nicht nur Schulabgänger, sondern auch ältere Personen, die sich beruflich noch mal neu orientieren wollen. Wer Erzieher/Erzieherin werden will, muss sich nicht unbedingt im Kindergarten einen Ausbildungsplatz suchen, sondern kann etwa auch in einem Kinderheim, im Offenen Ganztag oder einem Jugendzentrum den Praxis-Teil der Ausbildung absolvieren.
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Seit vor Jahren die Rufe nach qualifiziertem Personal in Kitas laut wurden, ist der Lehrplan, so Miriam Ruppert, vollständig überarbeitet worden. Zehn verschiedene Bildungsbereiche werden in der Ausbildung abgedeckt. Das Berufskolleg Stadtmitte biete drei besondere Schwerpunkte an – ökologische und musisch-ästhetische Bildung sowie Körper/Gesundheit/Ernährung. Wert gelegt wird beim neuen Ausbildungsplan weiterhin auf einen hohen Praxisanteil.
Das Gelernte in der Praxis anwenden
Das finden die Teilnehmerinnen in der Projektgruppe „Mathematische Frühförderung“ sehr gut. „Wir müssen das, was wir gelernt haben, auch in der Praxis üben. Sonst gibt es Schwierigkeiten, wenn wir unsere erste Stelle antreten“, meint Emine Uzun. „Man muss ja lernen, eine ganze Gruppe in den Griff zu bekommen“, ergänzt Melanie Henrichs. An der Persönlichkeit wird in der Ausbildung viel gearbeitet – in der Schule und in der Praxis. „Das ist gut. Ich komme viel mehr aus mir raus als früher“, berichtet Mandy Ceballus-Munoz.