Gelsenkirchen-Altstadt. Innenstadt startet zum ersten Mal nach Corona-Ausbruch richtig durch: Viel Betrieb im Biergarten, bei den Ehrenamtlern und beim Open-Air-Tanzen.

Wiedersehen, ausgiebig quatschen, schlemmen und vor allem die gute Gesellschaft genießen: Mit diesen schmackhaften Zutaten konnte das „Drei Gänge"-Menü in der Innenstadt nur hervorragend munden. Das September-Wochenende bescherte den Aktionen auf dem Heinrich-König-Platz und dem Neumarkt außerdem reichlich Sonnenschein. So kam richtig Schwung in den Laden. Street Food & Music-Festival, das bunte Potpourri beim Tag des lebendigen Ehrenamtes und dann noch Tanz im Schatten der St. Augustinus-Kirche boten ein kunterbuntes Programm.

Es bot sich schlicht an, alles mitzunehmen an diesem prall gefüllten Wochenende. Auch der Freitagabend kam schon gut an im Pop-Up-Biergarten zwischen dem großen Rund der Street-Food-Trucks und Live-Musik von der kleinen Bühne. Das war Balsam für die Seelen der von der Pandemie und den Kontakt-Einschränkungen gepeinigten Gastronomen, Künstler und Besucher.

Gelsenkirchens Quartiers-Initiativen als „runde Sache“

Sänger Julian Günther trat am Samstag beim Street-Food-Markt in der Gelsenkirchener Altstadt auf.
Sänger Julian Günther trat am Samstag beim Street-Food-Markt in der Gelsenkirchener Altstadt auf. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Nur mit einer kräftigen Gänsehaut mochte man sich da noch an den allerersten Biergarten nach Corona-Beginn im vergangenen Jahr erinnern, der da im abgesperrten Viereck nicht die allerschönste Atmosphäre verströmte. Außerdem kegelten Sturmböen damals noch alles durcheinander. Von solchen Widrigkeiten konnte diesmal aber keine Rede sein.

Während die mobilen Küchen noch auf Betriebstemperatur gingen, herrschte auf dem Neumarkt schon Hochbetrieb. Es war auch eine Gelegenheit für die zahlreichen Stadtteil-Initiativen, sich selbst zu feiern und sich in der Anerkennung zu sonnen. Gleichzeitig bot sich vor und vor allem auf der Bühne endlich wieder die Chance, sich vor einem Publikum zu präsentieren.

Volle Klänge von der Bühne

Immerhin hatten alle kaum proben können und während des Veranstaltungsverbots keine Auftritte bestreiten können. Also blies das Trompeten-Ensemble der Musikschule die aufgesparte, angesammelt Energie aus 16 Monaten Corona-Zwangspause mit geradezu symphonischem Vollklang hinaus, ob bei „La Cucaracha“ oder dem Motiv aus „Star Wars“.

Gratis mit Bus & Bahn

Das gesamte ÖPNV-Angebot in Gelsenkirchen inklusive RB, RE und S-Bahnen kann noch einmal am Samstag, 25. September, kostenlos genutzt werden - wenn es die jeweilige Pandemielage zulässt. Die Stadt Gelsenkirchen hat die Gratisfahrtage im September als Baustein im Maßnahmenpaket der Initiative „Gelsenkirchen startet durch“ aufgelegt.Das soll beitragen, den von der Coronapandemie getroffenen lokalen Handel und die Gastronomie zu stärken. Die Fahrgäste können kostenlos zum Shoppen in die Stadt fahren oder das Netz der Bogestra und der Vestischen in Gelsenkirchen erkunden, etwa bei einem Ausflug in die Zoom-Erlebniswelt, in den Nordsternpark oder zur Kulturmeile in Buer oder Schloss Horst.

Die Opera School beeindruckte allein mit sechs Soli in ihren acht Darbietungen, einem bunten Mix aus Musical und Pop-Songs. Denkwürdig brachte der Nachwuchs-Sänger Julian Günther auf den Punkt, wie lang die Corona-Fesseln schon alles bremsen. „Beim letzten Mal war ich noch mitten im Stimmbruch“, gab er zu, und setzte mit seiner neuen Stimmlage beachtliche Akzente.

Werbung für das Ehrenamt

Schleuderbilder entstanden an einem der Stände auf dem Gelsenkirchener Neumarkt am Tag des Ehrenamts.
Schleuderbilder entstanden an einem der Stände auf dem Gelsenkirchener Neumarkt am Tag des Ehrenamts. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Im bunten Rund der Ehrenamts-Info-Stände genossen es die Aktiven, Freunde und Bekannte heranzuwinken und für ihre Arbeit und vor allem um Nachwuchs zu werben. Die Ehrenamts-Agentur machte es vor und schickte mit Charlotte und Leonie von der Evangelischen Gesamtschule Bismarck und der Gesamtschule Buer-Mitte zwei eifrige Helferinnen los, um Flyer zu verteilen.

OB Karin Welge unterstrich in ihrem Grußwort, dass der geradezu unverzichtbare Einsatz der Ehrenamtlichen in den Quartieren zeige, „wie sehr euch und uns Gelsenkirchen am Herzen liegt“. Und mit Blick auf den Kreis der Stände: „Das hier ist eine richtig runde Sache, die viel für das Wir-Gefühl tut. In dieser Hinsicht ist Gelsenkirchen eine reiche Stadt.“

Das haben alle vermisst

Citymanagerin Angela Bartelt freute sich, dass die Gelsenkirchener Altstadt an allen drei Veranstaltungstagen bestens besucht war.
Citymanagerin Angela Bartelt freute sich, dass die Gelsenkirchener Altstadt an allen drei Veranstaltungstagen bestens besucht war. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Vielgefragt bei den Street Food-Ständen waren die Angebote von der Eis- und der Getränkekarte. Aber die Beschicker wussten auch mit Angeboten wie den „besten Pommes auf diesem Planeten“ oder „Yummi on Wheels“ zu locken sowie Umwelt-Rabatten für die Gäste, die das Pfandgeschirr nutzten: „wie im Restaurant“. Dem „Willkommen“ vor der Bestellung folgte hier gleich ein „Schön, dass Ihr da seid“.

„Die Leute haben das vermisst“, konnte sich City-Managerin Angela Bartelt nach einem kurzen Rundum-Blick sicher sein, dass dieses City-Fest den Nerv traf. „Das ist ein Zeichen, dass das öffentliche Leben wieder zurück ist“, meinte sie zufrieden. Damit könne man den Bauernmarkt im Oktober mit viel Hoffnung angehen.

Spontaner Hochzeitsmarsch

Beim Street Food & Music Festival in Gelsenkirchen gab es am gesamten Wochenende reichlich Delikates auf die Gabel.
Beim Street Food & Music Festival in Gelsenkirchen gab es am gesamten Wochenende reichlich Delikates auf die Gabel. © WAZ | Uli Kolmann

Sein ganzes Repertoire konnte zum langsamen Gleiten in den Abend nebenan dann noch DJ und Tanzlehrer Dirk auspacken, der zum Open-Air-Tanzen aufforderte. Zur Vorsicht hatte er Rhythmus-Freaks aus seinen Gruppen im Tanzsportclub Blau-Weiß Gelsenkirchen mitgebracht. Aber er vergaß auch nicht, dem frischgetrauten Paar, das aus der katholischen Kirche trat, Mendelssohns Hochzeitsmarsch zu schenken.

„Wer nicht mehr weiß, wie’s geht: Er fängt rechts an, sie links“, kalauerte er, aber auf dem Pflaster dieses ungewöhnlichen Tanztees zeigten sich keine Schwächen, ob Standard oder Latein, selbst bei „Rock around the “ oder Chubby Checkers Twist. „Als Verein sind wir noch gut über die Runden gekommen“, meinte der Discjockey eine Spur ernster und mit Blick auf 16 Monate Corona-Einschränkungen. Dieses erste Bad in der Menge genossen nicht nur die Tanzpaare.