Mülheim. Winkhausen ist ein kleines Stadtteilzentrum Mülheims. Wie es Corona durchlebt und wie die Händler nach vorne schauen, haben wir abgefragt.
Winkhausen gehört zu den kleineren Stadtteilzentren und ist durch die stark befahrene Aktienstraße auch nicht gerade ein ruhiger Ort zum Einkaufen. Zudem hat die Pandemie einigen Einzelhändlern kräftig zugesetzt – anderen wiederum aber gar nicht. Wie ist die Stimmung vor Ort? Herrscht Frust, Unsicherheit oder Zuversicht?
Wie ist die Stimmung bei den Händlern vor Ort?
Eine Werbe- oder Interessengemeinschaft gibt es in Winkhausen nicht, die Einzelhändler kennen sich zwar untereinander, sind aber nicht organisiert. Alteingesessen ist die Fleischerei Oesterwind, Inhaber Falk Oesterwind findet: „Es dünnt sich hier immer mehr aus, das Angebot an Läden wird kleiner.“ Bei ihm selbst läuft das Geschäft prima. Auch in den beiden Lockdowns konnte er nicht klagen. „Das gute Ladengeschäft hat die Einnahmeeinbußen beim Partyservice und in unserem Imbiss aufgefangen. Wir haben hier vor Ort mehr produziert und mehr verkauft und zusätzlich Bauernmärkte beliefert.“ Jetzt gehe es aber auch wieder los mit den Catering-Aufträgen.
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Ein vorübergehendes Manko für die Winkhausener Läden sei, dass der Gebäudekomplex, in dem sich der Rewe-Markt befand, grundsaniert werde und der Laden für Monate geschlossen sei. „Es wurde Zeit, dass dort etwas gemacht wird. Wir sind aber froh, wenn Rewe wieder aufmacht. Wir brauchen den Supermarkt, um Kundschaft herzuziehen, mehr Frequenz im Stadtteil zu haben“, so Falk Oesterwind.
Wiedereröffnung des Rewe-Marktes für Mitte August geplant
Tatsächlich wird das Gebäude an der Einmündung der Freiherr-vom-Stein-Straße in die Aktienstraße seit Januar modernisiert. Der Eigentümer, die Revo Projektentwicklung aus Hessen, hatte es im Frühjahr 2020 erworben und will am 2. August fertig sein mit der Sanierung. Dann soll der Lebensmittel-Markt auf größerer Fläche eingerichtet werden und wieder an den Start gehen, Rewe und die angeschlossene Malzers Backstube sollen voraussichtlich Mitte August wiedereröffnen. Der Fenster- und Türen-Anbieter, ebenfalls im Erdgeschoss, bleibt vor Ort, für die Räume des ehemaligen China-Restaurants wird aktuell noch ein Nachmieter gesucht.
Keine großen Probleme hatte auch Stefan Gschwind, Inhaber von „Eichholz Floristik“, im vergangenen Jahr, denn die Blumenläden durften ja öffnen. „Das Geschäft ist stabil geblieben, alles ist in Ruhe verlaufen“. Auch die drei Nachbarn – der Bäcker, der Zeitschriftenhändler sowie die Wäscherei – durften während des Lockdowns geöffnet bleiben. Der Stadtteilkern sei Anziehungspunkt besonders für ältere Leute. „Ich mache mir keine großen Sorgen, der Blumenhandel wird immer laufen“, ist Gschwind optimistisch.
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Betreiber der Tinten-Tanke fühlt sich wohl am Standort
In der Tinten-Tanke Brüggemann möchte man einen Lockdown nicht noch mal erleben, hat die schlimme Zeit aber einigermaßen durchgestanden. „Wir mussten schließen, haben im ersten Lockdown auf Anruf geliefert, dann später die Ware an der Tür an unsere Kunden ausgegeben. Das hat ganz gut geklappt, die Leute waren bereit, das mitzumachen.“ Ansonsten fühle man sich seit 2001 wohl am Standort. Obwohl es – und das finden alle Händler – an der oberen Aktienstraße an Parkplätzen mangelt.
Kein echter Stadtteil
Winkhausen ist kein offizieller Stadtteil. Es erstreckt sich zwischen Heißen und Dümpten, wo die Grenzen liegen, weiß eigentlich keiner ganz genau.Weniger als die Hälfte des Gebietes ist dicht besiedeltes Wohngebiet, ansonsten gibt es viele grüne Freiflächen.
Im Reisebüro Palmingo atmet man wieder auf, die Leute verreisen wieder. Die Beratung vom Homeoffice aus sei gut gelaufen, fast wie „normal“. Seit Mai/Juni sei es „wieder richtig losgegangen mit dem Verkauf von Reisen im Geschäft“, wie Mitarbeiterin Chantal Keutgen berichtet. Fernreisen seien zwar noch nicht gefragt, Ziele in Europa würden aber ganz fleißig gebucht. Bevorzugt würden Anbieter, bei denen man bis 14 Tage vor Reiseantritt stornieren kann. „Der Juni lief super, viele wollten kurzfristig weg. Wir hoffen, dass sich die Nachfrage stabilisiert“, sagt die Reiseexpertin. Die Hochinzidenzgebiete wie Spanien fallen seit Kurzem wieder weg. „Aber wir machen Umbuchungen und können andere Ziele anbieten“, so Chantal Keutgen.
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Mülheim-Winkhausen: Kein wirklich schöner Ort zum Bummeln
Lotto-Annahmestelle, Zigarren-Laden, Drogeriemarkt, Optiker, Friseure, eine Bio-Metzgerei, Softwareanbieter, Imbissbetriebe, Reisebüros und so weiter – so ganz klein ist das Angebot an Läden im Stadtteilzentrum Winkhausen eigentlich doch nicht. „Man bummelt hier nicht, kann aber gezielt das, was man braucht, kaufen“, sagt eine Einkäuferin im Vorübergehen. Ein wenig weiter runter in Richtung Innenstadt entdeckt man noch ein Spezialgeschäft: die Kaffeemanufaktur Ruhr. Dahin muss man aber ein ganzes Stück laufen – leider entlang der trubeligen und lauten Aktienstraße.