Gelsenkirchen-Feldmark. Hohe Kosten ohne Ende und kaum Einnahmen: Warum der 24. Gelsenkirchener Weihnachtscircus für den Circus Probst überlebenswichtig geworden ist.

Zwei Sommertourneen hat der Circus Probst absagen müssen. Die Corona-Pandemie kippte auch den Gelsenkirchener Weihnachtscircus 2020/21. Seit fast zwei Jahren steht das Traditionsunternehmen mit seinen Zirkus-Zelten, mit Wohnwagen, Mann und Maus im Revierpark Nienhausen. Über die Zeit gerettet haben sich die Prosts und ihre Mitarbeiter mit zahllosen kleineren Veranstaltungen, Lohnarbeit, einem Kredit. Nun ruhen alle Hoffnungen – nach dem plötzlichen Tod der Probst-Tochter Sonja auch nach einem persönlichen Schicksalsjahr – auf dem 24. Gelsenkirchener Weihnachtscircus. Wirtschaftlich ist er überlebenswichtig geworden. Sollten wieder Coronabeschränkungen dazwischen kommen, fürchtet Circus-Chefin Brigitte Probst, „dann sind wir kaputt“.

Eine neuerliche Absage wäre für die Circus-Chefin „einfach unvorstellbar“

Sie haben hier längst auf Sicherheit gesetzt: Trennelemente haben die Probsts zwischen die Logen gezogen, Tickets werden großteils mit fester Platzvorgabe verkauft, die Zeltbelüftung wurde optimiert. Maximal 1499 Besucher werden die Manegenshows verfolgen dürfen. Für 1800 Personen würde das Zelt Platz bieten. Auf Abstand wird also geschaut. Und auf strikte Kontrolle. Für 2G hatten sich die Probst bereits entschieden, als andere noch mit 3G-Regeln planten. Ob all das reichen wird? „Mehr kann man nicht machen“, sagt die Circus-Chefin. Eine neuerliche Absage wäre für sie „unvorstellbar“.

Die Manegenshow für Gelsenkirchen verbindet die vier Elemente

Vor Jahresfrist hatten die Probst schon einmal geplant, gehofft, gehadert, verworfen, verschoben, schließlich zum Frühjahr ihren Weihnachtscircus ganz absagen müssen. (Lesen Sie auch:Ein Zirkus-Horrorjahr mit etlichen positiven Überraschungen) Nun läuft längst wieder die Planung für ihre Show „Elements“. Luft, Feuer, Erde, Wasser – all das soll sich in spektakulären Manegennummern verbinden Die Artisten sind verpflichtet, das Programm steht, Kostüme sind bestellt, Requisiten geordert, die Zutaten für eine heiße Feuerwerksnummer wurden schon eingekauft – Finanz-Posten, die alle über den Jahreswechsel wieder eingespielt werden sollen. (Lesen Sie auch:Circus Probst knüpft in Gelsenkirchen an hohe Qualität an)

Flugtickets, Visa und Ferienwohnungen für Akrobaten aus Tansania und der Mongolei

Und es geht munter weiter mit den Kosten. Für den Weihnachtscircus in Gelsenkirchen und Weihnachtscircus Nummer zwei in Krefeld müssen Artisten aus Afrika und der Mongolei eingeflogen werden. Die Tickets zahlen vorab die Probsts, auch die nötigen Versicherungen – ohne bekämen die Artisten kein Visum. Und ohne Visum keinen Zirkus-Job. Für die Abwicklung greifen die Probsts mittlerweile auf die Dienste eines Reisebüros in Buer zurück. „Unser früheres Reisebüro in Nürnberg hat die Coronakrise nicht überstanden“, nennt Brigitte Probst den ernüchternden Grund.

Das Programm für den Weihnachtscircus steht, die Artisten für die beiden Spielorte in Gelsenkirchen und Krefeld wurden verpflichtet. In Gelsenkirchen läuft die Show diesmal unter dem Titel „Elements“. 
Das Programm für den Weihnachtscircus steht, die Artisten für die beiden Spielorte in Gelsenkirchen und Krefeld wurden verpflichtet. In Gelsenkirchen läuft die Show diesmal unter dem Titel „Elements“.  © Unbekannt | Friedr. Klawiter

Einmal hier, müssen Fliegende Menschen und Kraftakrobaten natürlich auch untergebracht werden. „Dafür mieten wir seit Jahren Ferienwohnungen an. „Früher hatten wir alle hier auf dem Platz. Doch jeder isst anders, jeder kocht anders“, weiß Brigitte Probst. Im Klartext: Das Zusammenspiel der Kulturen auf begrenztem Raum war manchmal nicht einfach.

160 Weihnachtsbäume werden für den Gelsenkirchener Weihnachtscircus geschmückt

Die 160 Weihnachtsbäume, die Freitag für den Weihnachtscircus geliefert wurden, sind ein weiterer durchlaufender Posten. Ein deutlich dickerer ist die Werbung im Revier: „Im Moment sind unsere Leute dabei, Reklame zu hängen“, so Brigitte Probst. Dazu kommen „70 Tiere, die fressen und saufen“ , Fahrzeuge, die unterhalten werden, Ölrechnungen für die Heizung, die bezahlt werden müssen. Nicht zu vergessen die Lebenshaltungskosten für die zahlreichen Familienmitglieder und Beschäftigten.

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Nur für 2020 hat das Zirkusunternehmen bislang Corona-Hilfen und einen höheren sechsstelligen KfW-Kredit ausgezahlt bekommen. (Lesen Sie auch:Wie der Circus Probst ums Überleben kämpft) „Die Unterstützung ist aufgebracht. Den Kredit zahlen wir bereits wieder zurück“, ein weiterer Kredit wurde aufgenommen, so Brigitte Probst. Dabei haben sich die Rahmenbedingungen für ihre Branche auch im zweiten Corona-Jahr nicht wirklich wesentlich verbessert. Brigitte Probst hat sich mühsam angewöhnt, Ruhe zu bewahren, Ärger und Sorgen einzuhegen. Ihr Credo für diese schwierigen Zeiten: „Man darf nicht ängstlich sein.“

Termine und Tickets für den 24. Gelsenkirchener Weihnachtscircus

Der 24. Gelsenkirchener Weihnachtscircus läuft vom 16. Dezember bis 9. Januar 2022. In zwei Kategorien können Besucher Blöcke und Sitzplätze fest buchen. Vorstellungen: Täglich um 15 und 19.30 Uhr, Heiligabend 24. Dezember nur 14 Uhr, Sonntag 9. Januar 2022 nur 15 Uhr​. Tickets: https://www.gelsenkirchener-weihnachtscircus.de/termine-tickets.

Ab 1. Dezember gibt es das 48-seitige Circus-Magazin zum neuen Weihnachts-Programm. Info und Reservierungen auch unter 0209 177 99 90