Gelsenkirchen-Erle. Die Gelsenkirchener Schulleiterin Barbara Neurohr sorgt sich um die Sicherheit der Kinder. Sie fordert ein Tempolimit auf der Middelicher Straße.

Diese Gelsenkirchener Kreuzung hat es in sich. Dort, wo die Middelicher Straße auf die Frankampstraße und Heinrichstraße trifft, ist das Überqueren der Straße eine Herausforderung – sowohl für Fußgänger als auch für Autofahrer, die von einer der beiden kleineren Straßen in die Middelicher Straße abbiegen wollen. Dieser Ansicht sind zumindest Bezirksbürgermeister Wilfried Heidl (SPD) und Barbara Neurohr, die Schulleiterin der Astrid-Lindgren-Grundschule.

Die Schule grenzt direkt an die Middelicher Straße, den Schulhof trennt nur ein Zaun von der vielbefahrenen Straße. Neurohr und Heidl sind sich in ihrer Forderung einig: Sie wollen, dass auf dem Bereich vor der Schule ein Tempolimit von 30 km/h eingeführt wird. Bei der Stadt ist man dagegen anderer Meinung.

Um diese Kreuzung in Gelsenkirchen geht es

„Das Thema treibt mich schon seit vielen Jahren um“, sagt Wilfried Heidl. Er berichtet von einem Beinaheunfall, den er vor wenigen Tagen an der Kreuzung noch erlebt hatte. „Die Kreuzung ist sehr unübersichtlich“, schildert er. Frankampstraße und Heinrichstraße seien leicht versetzt zueinander, was den Kreuzungsbereich noch vergrößere. Dazu komme auch noch die Kronprinzenstraße, die nur wenige Meter vor der großen Kreuzung auf die Frankampstraße treffe.

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Außerdem wären dann da noch die Autofahrer, die sich vielfach nicht an Regeln hielten. „Wenn man von der Frankampstraße auf die Kreuzung zufährt, darf man nur links oder rechts in die Middelicher Straße abbiegen, ein Geradeausfahren auf die Heinrichstraße ist nicht erlaubt“, erläutert der Bezirksbürgermeister. „Daran halten sich aber viele Fahrer nicht und fahren trotzdem geradeaus – auch das trägt zur Gefährlichkeit der Kreuzung bei.“

Das sagt die Stadtverwaltung zu dem Thema

Barbara Neurohr nickt zustimmend. Die Schulleiterin setzt sich ebenfalls seit Jahren dafür ein, dass vor „ihrer“ Schule nicht mehr so schnell gefahren werden darf – bislang nur mit wenig Erfolg. „Wir konnten bislang nur erreichen, dass an der Frankampstraße ein Stoppschild aufgestellt wurde“ – viel bringe das aber nicht, ist sie sich sicher. „Ich höre von vielen Eltern, dass sie sich nicht trauen, ihre Kinder zu Fuß zur Schule zu schicken“, sagt die Direktorin.

Die Folge: Viele Eltern brächten ihre Kinder mit dem Auto zum Unterricht: „Das sorgt für weiteren Verkehr rund um die Schule und kann ja auch nicht im Sinne der von der Stadt propagierten Verkehrswende sein“, so Barbara Neurohr.

Die Stadtverwaltung sieht allerdings keine Veranlassung dazu, auf der Middelicher Straße ein Tempolimit einzuführen. In einer Stellungnahme beruft sich die Verwaltung auf eine Auswertung der Unfalllage durch die Polizei. Von März 2020 bis März 2021 hätten sich „weder geschwindigkeitsbedingte Unfälle noch Unfälle mit Fußgängerbeteiligung ereignet“, heißt es in einer Antwort der Stadt auf eine entsprechende Anfrage in der Bezirksvertretung Ost. Die Unfalllage im Kreuzungsbereich Middelicher Straße/Frankampstraße/Heinrichstraße sei rückläufig.

Stadtsprecher verweist auf die neue Bundesregierung

Umbau ist zu teuer

Bezirksbürgermeister Wilfried Heidl und Schulleiterin Barbara Neurohr haben auch eine bauliche Umgestaltung der Kreuzung ins Spiel gebracht. Diesen Plänen erteilte Stadtsprecher Martin Schulmann allerdings eine Absage. „Eine Umgestaltung der Kreuzung als Kreisverkehr ist aus Platzgründen nicht möglich, ein Kreuzungsumbau finanziell sehr aufwendig (höher sechsstellig).“

Außerdem verfüge die Astrid-Lindgren-Schule nicht über einen unmittelbaren Zugang zur Middelicher Straße. „Der tatsächlich genutzte Hauptzugang liegt innerhalb der Tempo-30-Zone „Gartmannshof“. Bring- und Abholverkehr findet auf der Middelicher Straße nicht statt“, so die Stadt. Martin Schulmann, Sprecher der Stadt Gelsenkirchen, verweist auf eine entsprechende Regelung: Tempo 30 vor einer Schule auf Straßen des überörtlichen Verkehrs (wie der Middelicher Straße) komme nur dann in Betracht, wenn die entsprechende Einrichtung über einen unmittelbaren Zugang zur Hauptverkehrsstraße (tatsächlich benutzter Hauptzugang) verfüge.

Ein Argument, das Barbara Neurohr nicht nachvollziehen kann. „Der Schulhof liegt direkt an der Middelicher Straße, Kinder, die südlich der Middelicher Straße wohnen, müssen die Straße überqueren, um zur Schule zu kommen“, sagt sie. Ein wenig Hoffnung machen konnte Martin Schulmann allerdings: „Die Stadt hofft nun auf die Perspektive einer rechtlichen Aufnahmemöglichkeit durch die neue Bundesregierung, Tempo 30 auch auf Hauptverkehrsstraßen auszuweisen.“