Oberhausen. Viele Allergiker lassen sich aus Furcht vor einer heftigen Reaktion nicht gegen Covid impfen. Die Helios Klinik Oberhausen bietet eine Lösung an.
Seltene allergische Reaktionen nach einer Corona-Impfung verunsichern Allergiker – und halten viele bis heute davon ab, sich den schützenden Piks zu holen. Genau an diese Patientinnen und Patienten richtet sich ein neues Angebot der Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen. Um bereits im Vorfeld mehr Gewissheit über die Verträglichkeit der Impfstoffe zu bekommen, bieten die Allergologen dort einen speziellen Allergie-Test an. Mehr als 30 Oberhausener haben sich nach ihrem Ergebnis jetzt zur Erstimpfung entschlossen.
„Genau das ist unser Ziel“, sagt Prof. Alexander Kreuter, Chefarzt der Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Helios Klinik in Oberhausen. Wie groß der Bedarf nach einer fachlichen Beratung gerade bei Allergikern ist, erfuhr Kreuter vor allem aus der Zentralen Notaufnahme. Chefin der Ambulanz und Coronabeauftragte des Hauses ist Dr. Simone Laporte. „Sie war mit Anfragen zu diesem Thema geradezu überflutet worden.“ Auf ihre Anregung hin nahm Kreuter die Impfstoff-Testungen rasch ins Programm auf. „Die Nachfrage ist enorm.“
Den Experten wundert das nicht. Denn Allergie sei schließlich nicht gleich Allergie. Zwar weist die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie e.V. auf ihrer Homepage darauf hin: Für die meisten Allergiker gibt es keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko im Zusammenhang mit einer Covid-19-Impfung. Dazu zählen etwa alle, die an Heuschnupfen, Neurodermitis oder Asthma leiden, sich mit Nahrungsmittel- oder Insektenstichallergien plagen. Andererseits registrierte das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das für die Impfstoffsicherheit in Deutschland zuständig ist, bislang (Stand 30.11.2021) immerhin bis zu einen Anaphylaxie-Fall pro 100.000 Impfungen.
Allergischer Schock bei bundesweit bis zu 1550 Geimpften
Damit erlitten rein rechnerisch bei bundesweit rund 155 Millionen durchgeführten Impfungen (inklusive Zweit- und Boosterimpfungen, Stand 12.01.22) bis zu 1550 Geimpfte einen allergischen Schock. Atemnot und ein starker Abfall des Blutdrucks sind die Warnsignale für ein drohendes Kreislaufversagen. Die Melderate einer Anaphylaxie liegt nach Angaben des PEI „bei Frauen etwas höher als bei Männern und war bei der ersten Impfdosis höher als bei den Folgeimpfungen“. Fest steht inzwischen auch: Starke Reaktionen wie diese kommen bei den mRNA-Impfstoffen etwa dreimal häufiger vor als bei anderen Impfstoffen.
„Gerade die mRNA-Vakzine sind ausgesprochen wirksam und sprechen das Immunsystem sehr gut an, genau dies aber kann bei Allergikern im Einzelfall auch zu einer überschießenden Reaktion führen“, erläutert Kreuter. „Ein Blick auf die Gesamtzahlen macht aber klar, dass es sich trotzdem nur um sehr seltene Ereignisse handelt.“ Rein lokal begrenzte Hautausschläge kämen bei Allergikern zwar häufiger nach einer Impfung vor, seien in der Regel aber harmlos. Kreuter betont: „Die meisten Allergiker können sich gefahrlos impfen lassen – und sollten dies auch so schnell wie möglich tun.“
- Verfolgen Sie die aktuelle Entwicklung zum Coronavirus in Oberhausenin unserem Newsblog
- Lesen Sie mehr Geschichten aus Oberhausen
- Oder folgen Sie der WAZ Oberhausen auf Facebook
Denn nur konsequentes Impfen und vor allem auch die Booster-Impfung schützten und seien der einzige sinnvolle Weg aus der Pandemie. Da aber viele Allergiker nach wie vor unsicher sind, ob sie die Wirkstoffe vertragen oder ob beispielsweise ein Booster mit einem anderen Vakzin als bei der Erstimpfung für sie verträglich ist, bietet das Allergiezentrum an der Josefstraße jetzt eine spezielle Prick-Testung für Erwachsene, aber auch für Kinder und Jugendliche an. Dabei werden die einzelnen Komponenten der mRNA-Impfstoffe auf dem Arm aufgetragen. „Schon nach rund 30 Minuten wissen wir, ob eine Allergie vorliegt.“
Vor allem diese zwei Inhaltsstoffe lösen Allergien aus
Ausgelöst wird diese vor allem durch zwei Inhaltsstoffe: Polyethylenglycol (PEG) und Trometamol (TRIS). PEG kommt als Hilfsstoff in Abführmitteln, aber auch in vielen Salben und Tabletten vor und ist häufig in Kosmetik-Artikeln wie Lotionen, Deos oder Zahnpasta zu finden. TRIS dagegen ist ein pharmazeutischer Hilfsstoff und wird unter anderem in Augentropfen und Injektionslösungen verwendet. Die Vakzine von Biontech und Moderna enthalten beide PEG, nur der Impfstoff von Moderna darüber hinaus auch TRIS. „Auf TRIS reagierten dann auch zwei unserer Patienten beim Allergie-Test“, erzählt Kreuter.
In der Regel keine Kassenleistung
Termine für den Allergie-Test können in der Dermatologischen Ambulanz der Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen unter der Telefonnummer 0208-8508 8110 oder per Mail an ob.dermaambulanz@helios-gesundheit.de vereinbart werden.Bei diesem im Krankenhaus angebotenen Allergietest handelt es sich um „keine regelhafte Kassenleistung“. Darauf weist Christopher Schneider von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein hin. Damit werden die Kosten von den Kassen nur übernommen, wenn eine Überweisungvon einem Dermatologen vorliegt. Alternativ kann der Test aber auch als Wunschleistung selbst bezahlt werden. Die Kosten dafür betragen rund 60 Euro.
Beide hätten sich schließlich für eine Erstimpfung mit Biontech entschieden. Die wurde aus Sicherheitsgründen gleich in der Helios-Klinik durchgeführt. „Wir verabreichten vorab ein starkes Antihistaminikum und hielten beide länger unter Beobachtung.“ Reaktionen zeigten die Oberhausener dann aber zum Glück genauso wenig wie die übrigen 28 bislang Getesteten, die sich allesamt dann doch für eine Corona-Impfung entschieden. „Alle haben ihre Erstimpfungen inzwischen gut überstanden.“