Gelsenkirchen. Wie überstehen afrikanische Tiere den Winter in der Zoom Erlebniswelt Gelsenkirchen? Bei den Giraffen zum Beispiel muss man gehörig aufpassen.
Von einem vermeintlichen Freiheitsgefühl wollen die Giraffen der Zoom Erlebniswelt Gelsenkirchen an diesem grauen Januarmorgen wenig wissen. Träge schlendern sie aus dem geöffneten Tor hinaus auf das Savannengelände. „Die sind etwas angepieselt, weil es regnet“, sagt Tierpfleger Tim Hinricher. In der Tat sahen die afrikanischen Langhälse wenige Minuten zuvor im Stall noch wesentlich glücklicher aus. Während der unangenehm kalte Regen aber, so lange er nicht zu stark ist, vom Fell der Giraffen abprallt, kann das bescheidene Wetter auf andere Weise für die Tiere zu einer Gefahr werden.
Auf dem Savannengelände kann es aktuell etwas schlammig werden. In den matschigen Pfützen können die Tiere mit ihren langen Beinen dann schnell ausrutschen und sich Hals und Beine brechen. „Für eine Giraffe“, sagt Tim Hinricher, „kann dies das Todesurteil sein.“ Schließlich verstehe es so ein Tier nicht, dass es sich dann sechs Wochen ausruhen muss. „Sie würde direkt versuchen weiterzulaufen.“ Noch gefährlicher wird es an den richtig kalten Wintertagen, wenn die Pfützen gefrieren. Für die Tierpfleger gilt deshalb: „Wenn wir uns morgens besprechen, haben wir den Wetterbericht immer mit dabei.“
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Der Frost kann auch dort zum Problem werden, wo Wassergräben den Bereich zwischen Besucher und Zoobewohner oder Fressfeind und potenzieller Beute trennen. Zum Beispiel bei den Hyänen. Hier, sagt Hinricher, müsse man das Eis deswegen schnell eigenhändig beseitigen. Ist die Schicht zu dicht, bekommen die Hyänen Stubenarrest. Privilegierter ist da schon der König des Zoos: Im Löwengehege schwimmen untertassenförmige grüne Geräte auf dem Wasser, ein Vereisungsschutz, der dafür sorgt, dass das Wasser in Bewegung bleibt.
So erleben die neuen Löwen-Kinder den Winter in der Zoom Erlebniswelt
Die Technik macht das Leben für die Löwen auch an anderer Stelle leichter. Kater Bantu liegt schon vor Aufgehen der wolkenbedeckten Sonne auf jenem Plateau inmitten des Geheges, unter dem die Fußbodenheizung arbeitet. Es ist aber nicht so, dass er den Löwendrillingen das warme Plätzchen streitig machen würde, die seit Mitte November die Herzen der Zoom-Besucher erwärmen – mittlerweile haben sich Vater und Kinder richtig kennengelernt. Dass er den Jungkatzen schaden könnte, halten die Tierpfleger inzwischen für ausgeschlossen. Aber die verspielten Kinder wärmen sich lieber beim Toben auf, klettern die Bäume hoch, jagen sich gegenseitig.
Tierpfleger Tim Hinricher schleppt kiloweise Fleisch mit der Schubkarre an. Inzwischen hat auch das junge Trio die Fellnasen voll vom dauerhaften Muttermilch-Menü, gemeinsam mit ihrer Mutter bedienen sie sich an den 12 bis 15 Kilogramm Rinderteilen, die Löwin Fiona derzeit täglich verdrückt – es ist fast die doppelte Menge wie außerhalb der Stillzeit. Tierpfleger Hinricher erklärt: Winterspeck fressen sich die Raubkatzen allerdings nicht an, ihr Hunger sei im Januar nicht etwa größer als im Juni.
Zoom-Stachelschweine wärmen sich unter den Infrarot-Strahlern
Anders sei das dagegen bei den kalifornischen Seelöwen. „Im Winter bauen sie eine richtige Fettschicht auf, da gibt es auch mal zehn Kilogramm Futter am Tag. Im Sommer dagegen konnten wir auch schon mal beobachten, dass sie drei Tage lang gar nichts gegessen haben.“
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Große Unterschiede zwischen Sommer und Winter gibt es auch bei den Stachelschweinen: Aktuell wärmen sie sich gerne, wie auch die erdmännchenähnlichen Zwergmangusten, unter den Infrarotstrahlern auf, im Sommer müssen die Tiere auch mal kalt abgeduscht werden. Das Gehege ist – für den authentischen Afrika-Look – von Requisiten aus Kunstfilz umgeben. „Das wärmt sich schnell auf, da brauchen die Tiere, wenn es warm wird, auch mal eine Abkühlung“, sagt Hinricher.
Zoom-Tierpfleger: „Die Giraffen haben manchmal ihre fünf Minuten“
Zurück zu den unmotivierten Giraffen – die sich ja mal ein Beispiel an den Impalas und Blessböcken nehmen könnten, die trotz des Schauerwetters den Tag auf dem großen Gelände genießen. Normalerweise leben in der dortigen Gemeinschaft auch noch die Tiefland-Nyala. Aber aktuell werden die Antilopen noch von den Giraffen getrennt ausgesperrt. „Die Giraffen haben manchmal ihre fünf Minuten“, sagt der Tierpfleger. Gerade für die Jungtiere könne es da auch mal zu ruppig zugehen.
Eine Giraffe hat sich bereits Teile des Schädels gebrochen
Außerdem: Wilde Nyalas trifft man häufig in Buschwäldern an, hier im Zoo verhalten sie sich dann ähnlich wie in der freien Wildbahn und bleiben stundenlang im Dickicht liegen. Da sind sie dann teils schwierig für die Tierpfleger zu finden, wie Hinricher erzählt. Und stundenlanges Verstecken in der Kälte könne für die Tiere zu einem Gesundheitsrisiko werden.
Vor dem Tor – erwartungsvoll auf die Rückkehr ins Warme wartend – steht eine Giraffendame mit schiefem Knochenzapfen. „Den hat sie sich gebrochen, als es so matschig war“, sagt Tim Hinricher. Der Zapfen, der übrigens fester Teil des Giraffenschädels ist, sei dann jedoch glücklicherweise wieder von alleine zusammengewachsen, nur eben schief. Etwas Schlimmeres, sagt der Tierpfleger, sei im nicht ganz ungefährlichen Winter hier in der Savanne aber noch nicht passiert. „Glücklicherweise!“
Pelikane bleiben drinnen
Nicht winterfest sind die Pelikane. Sie bleiben während der kalten Monate dauerhaft im Giraffenstall. Gemeinsam mit den Flamingos sind sie nach Angaben der Tierpfleger die einzigen Tiere, die während der Wintermonate überhaupt nicht draußen zu sehen sind.Während es bei den Pelikanen jedoch einfach sei, sie in ihr Winterquartier zu bringen („Jeder nimmt einen unter den Arm“), ist es bei den stressanfälligen Flamingos immer eine große Aktion, bei der alle anwesenden Tierpfleger gebraucht werden.