Gelsenkirchen-Buer. In Gelsenkirchen-Buer wendet Dr. Bülent Cetinkaya eine neue Operationsmethode bei Hüftprothesen an. Das Verfahren schont den Patienten.

Eine Hüftgelenksprothese: Viele Menschen denken dabei an einen großen Eingriff, an eine schwierige Operation, einen langen Leidensweg. Dann bleibt stets die Unsicherheit, ob die Prothese „richtig passt“, man sich wieder gut bewegen kann. Hier hat die Medizin große Fortschritte gemacht. Und Dr. Bülent Cetinkaya wendet sie im St. Marien-Hospital in Buer an.

Der orthopädische Chirurg und Leitender Arzt für die spezielle Unfallchirurgie des Hauses operiert zum einen minimalinvasiv, das bedeutet mit einem Schnitt, der kürzer ist als zehn Zentimeter. „DAA“ (Direct Anterior Approach), heißt das in der Medizinersprache. „Das machen nicht alle Kollegen so“, sagt er. „Aber es erleichtert dem Patienten den Eingriff und die Rehabilitation.“ Einzigartig in der Region sei aber das neue Verfahren „OPS“, das der Mediziner in Buer anwendet. Aufgeschlüsselt bedeutet das „Optimales Positionierungs-System“.

Die Daten werden von Gelsenkirchen bis nach Australien geschickt

Beim Einsetzen der Hüftgelenksprothese habe man grundsätzlich zwei Möglichkeiten: „Man verlässt sich auf die persönliche Erfahrung des Operateurs oder auf individuelle Werte unter Berücksichtigung der Funktion.“ Das neue Verfahren stellt zunächst den Zustand des Patienten fest, seine ganz persönliche Körperhaltung, die Besonderheiten seines Hüftgelenks.

Präzisionsarbeit: So sehen die Einzelteile des neuen Hüftgelenks aus, das Dr. Bülent Cetinkaya den Patienen in Buer einsetzt.
Präzisionsarbeit: So sehen die Einzelteile des neuen Hüftgelenks aus, das Dr. Bülent Cetinkaya den Patienen in Buer einsetzt. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto


„Dafür röntgen wir im Stehen, im Sitzen und bei einer Bewegung gleich dem Treppensteigen. Dazu wird ein CT erstellt“, erklärt Bülent Cetinkaya. Diese Daten werden dann nach Australien geschickt. „Hier wertet die Herstellerfirma dieses Systems die Daten aus und berechnet die perfekte Position der Hüftgelenksprothese für den jeweiligen Patienten.“

Die Prothese wird individuell an den Patienten angepasst

Aus diesen Berechnungen ergibt sich ein Modell, bestehend aus zwei Teilen. Es wird in Belgien im 3-D-Drucker erstellt und hilft dem Operateur während des rund 45-minütigen Eingriffs, die Knochen optimal vorzubereiten. Immer wieder kann er die Modelle zur Hand nehmen, prüfen, ob alles genau so ist, wie es sein muss, damit das neuen Gelenk perfekt sitzt. „Individueller geht es nicht“, ist der Chirurg begeistert. „Das macht sich ungemein bemerkbar in der Lebensdauer der Prothese und der Lebensqualität des Patienten.“


Erst einmal hat Bülent Cetinkaya dieses Verfahren, das sonst vielfach in Privatkliniken zum Einsatz kommt, in Buer angewendet. Eigentlich hatte man da schon weiter sein wollen. Dann aber brach die Corona-Pandemie aus, mussten Kapazitäten frei gehalten werden. Zunächst sollen zwanzig Eingriffe mit dem Verfahren erfolgen, um Erfahrungen zu sammeln.

Für diese Patienten ist die neue Methode geeignet

Und die Kosten dafür? „Privatpatienten bekommen das ohnehin. Wir als MHB bieten es aber auch für gesetzlich versicherte Menschen ohne Aufpreis an, weil wir so überzeugt sind von diesem neuen Weg.“ Die Mehrkosten von 500 bis 600 Euro trägt die Klinik.


Allein einen Wermutstropfen gibt es: „Das Verfahren eignet sich nur für die Wahleingriffe, also für Menschen mit einem Verschleiß oder einer Arthrose des Hüftgelenks. Für Menschen mit einem Unfall ist es nicht geeignet, denn ich brauche einen Patienten, der zu Fuß in die Klinik kommt, alle Untersuchungen macht und dann drei Wochen auf den Eingriff warten kann, bis die Modelle da sind.“

Die Zahl derer jedoch, die im ersten Durchlauf von dem neuen System profitieren können, ist noch nicht ausgeschöpft. „Bewerbungen werden noch angenommen“, sagt Bülent Cetinkaya und lacht.