Gelsenkirchen. Die Inzidenz sinkt und sinkt in Gelsenkirchen, das Gesundheitsamt kann wieder durchatmen. Zudem winkt ein Meilenstein bei den Impfungen.
So schnell der Inzidenzwert im vergangenen Herbst gestiegen ist, so schnell ist er zuletzt gesunken. Am Dienstag erreichte der Wert mit 7,7 einen neuen Jahrestiefpunkt in Gelsenkirchen. Noch vor genau zwei Monaten (22. April) lag die Inzidenz bei 261,1.
Corona-Krisenstabsleiter Luidger Wolterhoff darf entspannter auf die kommenden Monate schauen, trotz der Delta-Variante, die sich in Deutschland auszubreiten scheint. Dafür mache die Impfkampagne Fortschritte, so Wolterhoff.
Corona-Krisenstabsleiter kritisiert: „Man hätte Prio-Gruppen abarbeiten müssen“
Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) lieferte in dieser Woche umgerechnet 1470 Biontech-Dosen für Erstimpfungen ins hiesige Impfzentrum, in der kommenden Woche folgen weitere 2370. Das sei „eine nennenswerte Zahl“, freut sich Wolterhoff. „Aber das Impfzentrum ist damit nicht voll ausgelastet.“ Grob überschlagen können nun 300 Erstimpfungen pro Tag angesetzt werden, hinzu kommen rund 1000 Zweitimpfungen. Bei voller Auslastung könnten im Zentrum bis zu 1800 Spritzen gesetzt werden.
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Bei der Terminauswahl gelten allerdings Einschränkungen: Lediglich Personen, die über 60 Jahre alt sind oder Vorerkrankungen haben, dürfen sich für Erstimpfungen anmelden. Damit gibt es praktisch wieder eine Priorisierung, die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn faktisch zum 7. Juni aufgelöst worden war.
„Man hätte die Prio-Gruppen eins bis drei komplett abarbeiten müssen“, kritisiert Wolterhoff. Dafür habe es vom Land NRW „klare Zusagen“ gegeben, dass regelmäßig weiterer Impfstoff kommen soll. „Das wird kein Strohfeuer sein“, macht Wolterhoff Hoffnung. „Schon bis Ende Juli werden 50 Prozent der Gelsenkirchener vollständig geimpft sein.“
Lage entspannt sich im Gelsenkirchener Gesundheitsamt
Während in der Emscher-Lippe-Halle neue Impfstraßen öffnen werden, die Ärzte weitaus mehr Arbeit bekommen, beruhigt sich die Lage im Gesundheitsamt. Die einfache Gleichung, die dort das Pensum der Vormonate bestimmt hatte, lautet: Je höher der Inzidenzwert ist, desto mehr Kontakte müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nachverfolgen.
Bei der 7,7er-Inzidenz bestehe „keine belastende Situation mehr, die die Arbeit vieler Menschen erfordert“, sagt Wolterhoff. Die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes hätten „über viele Monate hinweg“ sehr viel gearbeitet. Ein Angestellter sei durchschnittlich einen Tag lang mit der Kontaktnachverfolgung einer Person beschäftigt. Für das Amt kommen weitere Aufgaben hinzu.
Jetzt sei der Zeitpunkt erreicht, an dem erstmals Überstunden abgebaut und mehr freie Tage genehmigt werden können. „Die bestehende Ordnung behalten wir aber bei“, ergänzt Wolterhoff. Weiterhin werden somit 200 Personen im Gesundheitsamt beschäftigt sein. Vor der Corona-Pandemie hatte das Amt etwa 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Kontaktnachverfolgung: Bundeswehrsoldaten verlassen Gelsenkirchen
Die Bundeswehr-Soldaten, die bei der Kontaktnachverfolgung mithelfen, werden sich hingegen zum Juni-Ende hin aus Gelsenkirchen verabschieden. 30 Soldatinnen und Soldaten helfen in der Emscherstadt aus. Eigens dafür hatte das Gesundheitsamt zwei zusätzliche Räume in Buer bezogen, an der Rottmannsiepe sowie an der Horster Straße.
Die durch die Pandemie gewachsene Belegschaft möchte die Stadt nicht verkleinern, da sich die Corona-Zahlen in Zukunft wieder verändern könnten – zum Schlechten. Dann will das Amt vorbereitet sein. Das sei zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht zu befürchten. „Selbst wenn es bald etwa 40 Neuinfektionen pro Tag geben sollte, wäre das beherrschbar“, so Wolterhoff.
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