Gelsenkirchen. Schwerkranke unter 80 sollen per Antrag eine Corona-Impfung bekommen. Warum der Vorschlag auf harsche Kritik in Gelsenkirchen stößt.
Schwerkranke Patienten unter 80 Jahren sollen nach dem Willen der Landesregierung per Antrag vorzeitig eine Corona-Schutzimpfung bekommen können. Soweit der theoretische Plan, der vor Ort in Gelsenkirchen auf Skepsis stößt und für Verärgerung sorgt.
„Wir wissen dazu noch gar nichts, uns liegt noch kein Erlass vor“, sagte Dr. Klaus Rembrink, Leiter der Bezirksstelle Gelsenkirchen der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe (KVWL), unter deren Regie die Impfungen in der Emscher-Lippe-Halle vorgenommen werden. Der Mediziner ist verärgert über derartige vollmundige Ankündigungen im Wochentakt, denen aber ein detaillierter Plan zur Umsetzung fehlt. „Teilt uns doch bitte mit, wer zu dieser Gruppe gehört und wie diese Impfungen gehandhabt werden sollen“, lautet daher sein Appell an die Politik.
Rembrink, auch Leiter des Impfzentrums, sieht die Ankündigung problematisch. Denn noch ist die Priorisierungsgruppe I der über 80-Jährigen nicht komplett geimpft. Deutschlandweit soll es in vier bis sechs Wochen so weit sein. „Über 65-Jährige werden mit dem Biontech-Vakzin geimpft. Von diesem Impfstoff haben wir aktuell eine Zusage über Lieferungen ausreichend für drei Wochen, die Termine sind allerdings längst verplant.“ Es fehlt an weiteren Impfstoff-Lieferungen. Wie also da noch eine weitere Gruppe von Hochrisikopatienten integrieren? Und über wen fragt Rembrink, „die Hausärzte, die Gesundheitsämter, die mit der Kontaktnachverfolgung ohnehin schon ausgelastet sind?“ Alles offen.
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Dazu passt, dass nach Angaben von Klaus Rembrink die Zahl dieser zusätzlichen Impf-Kandidaten nur schwer aufzuschlüsseln ist. „Beispielsweise wird der Gesundheitszustand nach einem Schlaganfall oder mit einer unheilbaren Lungenerkrankung wie COPD nicht erfasst“, erklärt der gelernte Urologe. „Der Schweregrad der Erkrankung wird nicht abgebildet, wie soll man da eine vernünftige Entscheidung treffen“, fragt Rembrink. Haus- und Fachärzte könnten dazu treffendere Aussagen machen als die KV.
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Folgt man den Ausführungen des KV-Bezirksstellenleiters, so haben die Verantwortlichen in Gelsenkirchen schon genug damit zu tun, Drängler und nicht Impf-Berechtigte auszusortieren. „Die Menschen machen alles, um ja einen vorzeitigen Impf-Termin zu bekommen“, so Rembrink weiter. Teils zig Jahre alte Befunde und alte Atteste würden vorgelegt, um die Notwendigkeit zu belegen. „Das geht quer durch alle Altersgruppen, da ist der 27-Jährige dabei oder aber auch der Mitt-Fünfziger.“ Ganz zu schweigen von denen, die bei der Vergabe der Termine falsche Angaben gemacht haben und dann am Impf-Zentrum wieder nach Hause geschickt werden müssen.
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