Gelsenkirchen/Essen. Bio-Lebensmittel zum Verkauf, gesundes Streetfood, veganen Kuchen: All das gibt es an der Essener Bonnekamphöhe an der Grenze zu Gelsenkirchen.

Etwas versteckt in Essen-Katernberg direkt an der Grenze zu Gelsenkirchen-Rotthausen befindet sich eine kleine grüne Oase: verschiedene Obstbäume, Brombeersträucher, Gemüse, Kräuter, aber auch Wildpflanzen, Gräser und Blumen wachsen und gedeihen auf dem drei Hektar großen Grundstück. Der Gemeinschaftsgarten an der Bonnekamphöhe 50 bietet aber noch mehr. Das Angebaute kann gekauft und in verschiedenen Speisen zubereitet direkt vor Ort verzehrt werden. Sonntags lassen sich zudem an der frischen Luft Kaffee und selbstgebackener Kuchen genießen.

Die Bonnenkamphöhe ist ein Permakultur-Gelände. Das heißt: Der Boden wird so bepflanzt, dass er ökologisch im Gleichgewicht steht.
Die Bonnenkamphöhe ist ein Permakultur-Gelände. Das heißt: Der Boden wird so bepflanzt, dass er ökologisch im Gleichgewicht steht. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Ursprünglich galt die Fläche als Gemüsegarten für das Restaurant Casino auf dem naheliegenden Zechengelände Zollverein. Doch die Betreiber beschäftigten sich mehr und mehr mit der Frage: Wie wollen wir in Zukunft leben? Ziel war es, sich den Gesetzen der Natur anzupassen und mit deren Kreislauf zu arbeiten. Durch die Gründung der Stiftung Bonnekamp konnte 2014 die Idee einer Permakultur in die Tat umgesetzt werden.

Gemeinschaftsgarten: Die Fläche teilt sich auf in drei Zonen

Doch was ist überhaupt Permakultur? „Das Wort setzt sich zusammen aus Permanent und Agrikultur. Das heißt, dass der Boden permanent und nachhaltig im Sinne der Natur bepflanzt wird, sodass er ökologisch im Gleichgewicht steht“, erklärt André Matena, Dozent an der Uni Duisburg-Essen, der Bildungsprojekte vor Ort leitet. Biodiversität und Sortenvielfalt stehen bei dem Konzept im Fokus, das werde in der normalen Landwirtschaft oft vernachlässigt, so der Forscher.

+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Gelsenkirchen verpassen? Dann können Sie hier unseren kostenlosen Newsletter abonnieren +++

Die Fläche teilt sich aktuell in drei Zonen. Im Intensivkultur-Bereich werden Kartoffeln, Mangold, Salat, Zucchini, Tomaten, Gurken und andere Gemüsesorten sowie Kräuter angebaut. Auch wachsen hier viele bunte Blumen, die nicht nur optisch die Fläche aufwerten, sondern Insekten als Bestäuber anlocken und dadurch den Schädlingsbefall minimieren. Als Extensiv-Bereich versteht sich die Streuobstwiese mit Bäumen. Äpfel, Birnen, Pflaumen, Kirschen, Mispeln, Felsenbirnen und Esskastanien wachsen dort. „Der dritte Bereich ist ein naturnaher Grüngürtel, der sich um das Gelände schlängelt und der heimischen Flora und Fauna Schutz bietet“, erklärt Matena.

Jeden Samstag sind saisonale Bio-Lebensmittel im Angebot

Der sogenannte Naschpfad mit wildwachsenden Beeren ergänzt die Anlage. Gerade dieser bewusst verwilderte Bereich bietet Vögeln, Amphibien und kleinen Säugetieren wertvollen Lebensraum. Betrieben wird die Anlage von acht ehrenamtlichen Stiftungsmitgliedern. Die Beikrautbeseitigung und der zeitliche Aufwand sind laut Matena die größten Herausforderungen. Helfer mit Erfahrung werden regelmäßig gesucht. Die laufenden Kosten finanzieren sich durch Spenden, jedoch hauptsächlich durch die Abverkäufe von Obst und Gemüse.

André Matena (Bildungsbeauftragter, links) und Guido Westermann (Mitarbeiter Franz-Sales-Haus) ernten im Gemeinschaftsgarten Bonnekamphöhe in Essen Mangold. Was hier geerntet wird, kann in verschiedenen Speisen zubereitet direkt vor Ort verzehrt werden.
André Matena (Bildungsbeauftragter, links) und Guido Westermann (Mitarbeiter Franz-Sales-Haus) ernten im Gemeinschaftsgarten Bonnekamphöhe in Essen Mangold. Was hier geerntet wird, kann in verschiedenen Speisen zubereitet direkt vor Ort verzehrt werden. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Jeden Samstag können saisonale Bio-Lebensmittel des Gartens zwischen 14 und 18 Uhr gekauft werden. Stiftungsgründer und Biologe Hubertus Ahlers bietet in dann auch Führungen über das Gelände an. Für Freunde biologischer und regionaler Küche kocht Svenja Kronauer ebenfalls jeden Samstag (14 bis 19 Uhr) in einem Streetfood-Wagen auf dem Gelände. Ihr Geschäftsmodell „Bunte Beete“ besteht seit Juli 2021.

Jeden Sonntag gibt es Kaffee und veganen Kuchen

Die 27-Jährige, die zuvor gastronomische Erfahrung in verschiedenen Restaurants und Cafés sammelte, lernte vor anderthalb Jahren den Gemeinschaftsgarten als ehrenamtliche Mitarbeiterin kennen. Ihren Wunsch, in die nachhaltige Küche einzusteigen, kann sie nun dort verwirklichen. „Die Gäste können sehen, wie produziert wird und was auf den Teller kommt. Dadurch schaffen wir Transparenz“, sagt sie.

Bei Köchin Svenja Kronauer kommen gesunde Zutaten aus dem Gemeinschaftsgarten auf den Teller.
Bei Köchin Svenja Kronauer kommen gesunde Zutaten aus dem Gemeinschaftsgarten auf den Teller. © Unbekannt | Michael Alisch

Das Speiseangebot, das wöchentlich wechselt, bereitet sie ohne tierische Produkte zu. Mal sind es Ringelbeete, Möhren, Gurke, Kohlrabi, Tomaten und essbare Blüten, die mit einem Rote-Beete-Humus als Bonnekamp-Bowl serviert werden. An anderen Tagen wurden Suppen aus frischem Gemüse oder Bio-Spirellis mit ofengerösteten Tomaten und Auberginen kreiert. „Bei meinem Konzept geht es darum, ein alternatives Essensangebot zu schaffen, das frisch und gesund ist, womit man satt und zufrieden ist“, so Kronauer.

Jeden Sonntag lädt sie zudem zu Kaffee und veganem Kuchen in den hinteren Teil des Gemeinschaftsgartens. Hierfür muss der Eingang an der Fahrradtrasse „Zechentour“ genutzt werden. Die Auswahl an verschiedenen Backwaren fertigt sie jedes Mal selbst. Ihre Speiseangebot stellt die Essenerin wöchentlich auf Facebook und Instagram vor unter dem Stichwort „bunte.beete.essen“.

Zusammenarbeit mit der Uni

Die Stiftung Bonnekamphöhe arbeitet mit der Universität Duisburg-Essen für Bildungs- und Forschungsprojekte zusammen. Auch bestehen Kooperationen zu verschiedenen inklusiven Einrichtungen. Menschen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen werden dabei in die Gartenarbeit integriert. Mehr über die Stiftung und den Gemeinschaftsgarten unter: www.bohnenkamp-stiftung.de