Oberhausen. Erst haben alle ihre aufgeschobenen Urlaubswünsche erfüllt, jetzt zögern die meisten mit der nächsten Buchung. Ein Problem für die Branche.

Nach einem regelrechten Boom in den Sommermonaten flacht die Nachfrage in den Reisebüros auch in Oberhausen gerade merklich ab. Dauerbrenner wie die Kanaren und Günstig-Ziele wie Ägypten und die Türkei werden zwar noch gebucht, oft jedoch erst auf den allerletzten Drücker. Für die Urlaubsberater bleibt der große Mehraufwand, die Kunden durch den Dschungel an Corona-Bestimmungen zu lotsen. Ein jahrzehntelanger Kenner des Geschäfts erklärt, warum gerade dies eine große Chance für die Branche sein kann.

Gebucht wird eher „ultra-kurzfristig“

Eine einzige Stornierung hat Judith Filarsky vom gleichnamigen Reisebüro in Schmachtendorf an diesem Tag erhalten. Dabei ging es um eine Reise nach Österreich, das ab 14. November als Hochrisikogebiet gilt. Ansonsten läuft es einigermaßen, wie Filarsky sagt: „Es tröpfelt.“ Spanien werde nachgefragt, besonders die Kanaren, auch Ägypten und die Türkei. Und die seit kurzem wieder bereisbaren USA. „Das wird im Dezember noch stärker kommen“, sagt die Fachfrau. Gebucht werde seit Monaten schon „ultra-kurzfristig“. Eigentlich würde Judith Filarsky jetzt hauptsächlich Buchungen für den nächsten Sommer entgegennehmen, „aber die Leute werden wieder vorsichtiger, das merken wir“.

Der positive Effekt der Urlaubs-Vorfreude

Von einem „tollen Sommer“ und davon, dass es jetzt nachlässt, spricht auch Robbie Schlagböhmer, Reisebüro-Inhaber in Sterkrade. Das liege zwar daran, dass manche die Corona-Zahlen im In- und Ausland beobachten, aber auch schlicht und ergreifend am schlechten Wetter: „Im Winter gibt es nicht so viele Orte, an denen es warm ist.“ Er selbst kommt gerade von einer Azoren-Kreuzfahrt, berichtet Schlagböhmer, dieses Segment laufe super. Arbeitnehmer, die gerade ihre Urlaubswünsche angeben mussten, lockt er mit einem besonderen Angebot zur Urlaubsplanung: „Im Flextarif kann man für 40 Euro extra bis drei Wochen vor Abreise stornieren.“ Ein Hintertürchen sei das für alle, die dennoch vom psychologischen Effekt der Vorfreude in der dunklen Jahreszeit profitieren wollten.

Geht immer: Kanarische Inseln und Kreuzfahrten

Seit 46 Jahren schon berät Uwe Janßen Reiselustige im Oberhausener Reisebüro am Willy-Brandt-Platz. Es sei gerade „alles etwas kurios“ in seiner Branche, sagt er. „Es ändert sich alles so schnell.“ Gebucht werde viel kurzfristiger als früher, Kanarische Inseln vor allem und Kreuzfahrten. Dubai sei auch über die ganze Pandemiezeit gut gelaufen. Ebenso die Fernziele Malediven, Mauritius und Seychellen. „Dort fühlen die Menschen sich sicher“, hat Janßen beobachtet. Für seine Arbeit bedeute Corona nach wie vor „viel mehr Aufklärungsarbeit“. Schließlich bestehe bei jeder Buchung die Gefahr, etwas zu vergessen oder zu überlesen. Dies habe aber auch einen großen Vorteil: „Die Leute kommen wieder weg vom Internet und zu uns in die Reisebüros.“