Gelsenkirchen. Das Impfmobil wurde am Mittwoch in Gelsenkirchen überrannt. Die Stadt hat die Nachfrage völlig unterschätzt und braucht schnell ein Impfzentrum.

Die Schlange, die sich am Mittwochnachmittag schon lange vor dem eigentlichen Impfbeginn um 15 Uhr auf dem Heinrich-König-Platz gebildet hat, ging kreuz und quer und wollte gar nicht mehr enden. Hunderte Leute waren gekommen, um sich eine weitere Impfung abzuholen. Die Stadt hat die gigantische Nachfrage nach dem Booster-Piks offenbar vollkommen unterschätzt.

Krisenstableiter Luidger Wolterhoff sagte noch am Dienstag, man könnte bis zu 1000 Menschen mobil impfen – allerdings erst dann, wenn der zweite Impfbus durch Gelsenkirchen rollen wird. Dies soll erst in der ersten Dezemberwoche der Fall sein. Bis dahin hat die Stadt aber keine Zeit. Die lange Schlange in der City zeigt, dass Gelsenkirchen seine Impfangebote schnellstmöglich erweitern muss. Am besten mit einem stationären Impfzentrum, so wie es zahlreiche andere Kommunen im Ruhrgebiet und darüber hinaus bereits tun.

Keine stationären Impfzentren: Die Stadt Gelsenkirchen hat einen großen Fehler gemacht

Bislang war die Stadtspitze bei ihrem Corona-Krisenmanagement voll auf der Düsseldorfer Linie. Anfang November forderte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) die Kommunen bereits auf, neue stationäre Impfzentren zu errichten. Dass Gelsenkirchen ausgerechnet diesen Appell ignorierte, entpuppt sich nun als großer Fehler. Die Drittimpfung ist vermutlich die schärfste Waffe, die man jetzt noch in der vierten Corona-Welle hat. Dann sollte man nicht so viele Impfbereite an einem dunklen Novembernachmittag im Nieselregen warten lassen.


Viele wollten angesichts der immer schlimmer werdenden Corona-Lage sicher auch versuchen, sich ihre Booster-Impfung abzuholen ohne die aktuellsten Impfempfehlungen genau zu kennen. Dass der Chef der Ständigen Impfkommission (Stiko) am Abend bei der TV-Talkshow von Markus Lanz ganz beiläufig erwähnt, dass seine Kommission die Auffrischungsimpfung für alle Menschen ab 18 Jahren schon sehr bald empfehlen wird, hat sich aber offenbar auch längst herumgesprochen. Deswegen haben sicher noch einige mehr Leute in der Gelsenkirchener City ihr Glück versucht.

Zugegeben: Solche aus der Hüfte geschossenen Ankündigungen sorgen nicht gerade dafür, dass die Kommunen ihr Impfangebot gut planen können. Aber es ist und bleibt unverständlich, warum Gelsenkirchen nicht notfalls mit einem Überangebot geplant hat. Eine Fehlleistung, die am Mittwoch mit Sicherheit zu vielen unzufriedenen und frustrierten Impfwilligen geführt hat – und zu vielen weiteren führt, wenn die Stadt nicht schnell umdenkt.