Hagen. Kanzlerin Merkel und Ministerpräsident Laschet sind nach Hagen und Schalksmühle gekommen, um sich ein Bild von der Lage nach der Flut zu machen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat am Sonntag in Schalksmühle Kollegen zweier im Hochwasser-Einsatz gestorbener Feuerwehrleute getroffen. Der Besuch sei ein „besonderes Geschenk“, sagte der Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Schalksmühle, Dirk Kersenbrock.
Während der Flutkatastrophe war am 14. Juli in Altena ein 46 Jahre alter Feuerwehrmann nach der Rettung eines Mannes ins Wasser gestürzt und abgetrieben. Seine Kollegen konnten ihn kurz darauf nur noch tot bergen. Knapp zwei Stunden später war ein 52 Jahre alter Feuerwehrmann kollabiert und gestorben. „Selbstverständlich war ich schockiert“, sagte Kersenbrock. Alle Feuerwehrleute leisteten einen freiwilligen Dienst an der Gemeinschaft.
"Zusammen gelacht, zusammen einen Kloß im Hals gehabt"
„Das war eine Art Wertschätzung, wie wir sie manchmal vermissen. Wir hatten den Eindruck, dass uns die Kanzlerin und der Ministerpräsident zugehört und sich Zeit genommen haben", erklärte Michael Klink, Kreisbrandmeister im Märkischen Kreis im Anschluss. "Wir konnten alles beleuchten, Inhaltliches und Emotionales. Wir haben zusammen gelacht, aber auch zusammen einen Kloß im Hals gehabt."
Kanzlerin Merkel wurde von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) begleitet. Mit zwei Helikoptern sind sie um kurz vor 13 Uhr gelandet.
"Eine gute Geste für die Feuerwehrleute"
In Schalksmühle wurde Kanzlerin Merkel von dutzenden Menschen erwartet. Einer von ihnen ist Ronny Blum. Er wohnt in die Ecke, ist mit seiner Frau und den beiden Kindern hier: „Ob das nun ein Auftritt in Sachen Wahlkampf ist, ist schwer zu beurteilen. So oder so ist es eine gute Geste gerade für die Feuerwehrleute, die im Dauereinsatz waren.“
In Hagen machten sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsident Armin Laschet ein Bild vom Stand der Aufräumarbieten nach der Flut. Dabei zeigte sich die Kanzlerin sehr interessiert und sprach mit Anwohner am Gartenzaun über die Schäden, die die Flut hinterlassen hat.
Bei ihrem Besuch an der Osemundstraße in Priorei in Hagen schauten sich Laschet und Merkel die Stelle an, an der der Epscheider Bach so über die Ufer ging, dass die Verbindungsstraße nach Breckerfeld unterspült wurde. Spontan sprach die Kanzlerin dabei die Nachbarn an. Unter anderem Sven Müller und Leonie Haux. "Schön, dass hier vor ihrem Haus schon Wiederaufbauarbeit geleistet wurde. Da haben sie aber etwas Schlimmes erlebt hier", rief die Kanzlerin ihnen zu.
Andere Nachbarn aus der Osemundstraße riefen herüber, dass sie gern mit Merkel reden wollten. Der Bach rauschte aber so laut, dass Merkel und Laschet kurzerhand hinübergingen, bevor sie, von Personenschützern begleitet, wieder in ihre schwarzen Limousinen stiegen. Die Nachbarn berichteten Merkel über das Flut-Unglück und wie sich hier im Volmetal geholfen wurde.
Die Baumaßnahme am Epscheider Bach an der L 701 ist eine der ersten nrw-weit nach der Katastrophe am 14. Juli. Das neue Tunnelsystem ist damit die erste Maßnahme, die Merkel betrachten konnte, bei der es konkret um Wiederaufbauarbeit geht. Die Verantwortlichen von Straßen NRW erklärten Laschet und Merkel, wie hier technisch vorgegangen wurde.
Lebenswichtige Hilfe kam aus dem Dorf
Sabine Böttcher und ihren Mann Vi Van Hagedorn traf die Flut hier mit Wucht. Sie lobten am Sonntag, dass die Kanzlerin extra gekommen ist. Gleichzeitig betonten sie, dass die wirklich lebenswichtige Hilfe aus dem Dorf selbst kam.
"Die Menschen hier, der TuS Volmetal und auch die Bundeswehr haben hier so viel geleistet, dass den Menschen hier schnell geholfen werden konnte", sagte Sabine Böttcher. Ein ranghoher politischer Besuch komme vielleicht etwas spät. Es sei deshalb stark zu sehen, dass die Menschen vor Ort in der Lage waren, sich in der Not selbst zu helfen.
Der TuS Volmetal beispielsweise sammelte 500.000 Euro Spenden ein.
Als die Limousinen Richtung Hagen-Mitte weiterfuhren, säumten Anwohner die Straßen. Stolz hielt ein junger Mann der Kanzlerin ein Priorei-Schild entgegen.
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Fridays for Future in Hagen haben für Sonntagmittag eine "Eildemo" angekündigt. Von 12 bis 15/16 Uhr wollen sie sich gegenüber der Stadthalle an der B54 platzieren, kündigten sie auf Instagram an.
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Anschließend nehmen die Bundeskanzlerin und der Ministerpräsident an einer Kommunalkonferenz zum Wiederaufbau in Hagen teil, zu der Vertreterinnen und Vertreter der Kommunen in den betroffenen Regionen eingeladen sind. Im Anschluss findet eine Pressekonferenz von Bundeskanzlerin und Ministerpräsident statt.
Ministerpräsident Armin Laschet war am 15. Juli, einen Tag nach der Hochwasser-Katastrophe, bereits nach Hagen gekommen, um sich hier ein Lagebild zu verschaffen. Laschet zeigte sich durchaus bewegt vom Ausmaß des „Krisenereignisses“, wie er formulierte.
Als er von den Geschehnissen gehört habe, habe er seine Wahlkampftour und ein geplantes Treffen mit der CSU abgesagt. Und er kündigte an, dass NRW die Städte nicht allein lassen werden. „Jetzt ist Hilfe des Landes erforderlich, auch wenn wir die Schäden noch nicht beziffern können. Wir werden die Kommunen und die Betroffenen nicht allein lassen, sondern Hilfe leisten, damit NRW solidarisch zusammensteht.“ Laschet besuchte damals die Feuerwache Ost in Hohenlimburg.
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Am kommenden Mittwoch, 8. September reist die Bundeskanzlerin dann nach Iserlohn, um dort am Nachmittag gemeinsam mit dem Bundestagskandidaten und CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak das Pharmaunternehmen Medice zu besuchen. Merkel absolviere nur sehr wenige Wahlkampfauftritte, wolle aber in Iserlohn ein Zeichen setzen, sagte Ziemiak dieser Zeitung. Sie habe bereits das Unternehmen Biontech besucht, nun wolle sie sich bei der ebenfalls forschenden Medizinfirma Medice im Sauerland informieren. (mit dpa)