Gelsenkirchen-Buer. Klaus Herzmanatus kümmert sich mit Mitstreitern um die ehemalige Zeche Hugo. Doch von der Stadt Gelsenkirchen fühlt er sich im Stich gelassen.
Der Bergbau im Ruhrgebiet ist Geschichte, in Gelsenkirchen sowieso: Prosper Haniel, die letzte aktive Zeche im Pott, schloss 2018 ihre Tore, zwischen Scholven und Ückendorf wird schon seit mehr als zehn Jahren keine Kohle mehr gefördert. Aber der Bergbau ist natürlich immer noch ein großer und wichtiger Teil der Stadt. Wer wissen möchte, wie sehr das Thema in Gelsenkirchen verwurzelt ist, dem sei dringend ein Besuch bei Klaus Herzmanatus ans Herz gelegt.
Der hat bekanntlich gemeinsam mit vielen Mitstreitern einen Verein gegründet und dafür gesorgt, dass Schacht 2 der ehemaligen Zeche Hugo nicht, wie zunächst geplant, abgerissen wurde, sondern als Denkmal erhalten geblieben ist. Im Laufe der Zeit ist aus dem Projekt eine Lebensaufgabe geworden: Rund um den weithin sichtbaren Förderturm hat sich ein Veranstaltungszentrum etabliert, außerdem haben Herzmanatus und Co. hier zahlreiche Artefakte aus dem Bergbau zusammengetragen – von Werkzeug und Helmen über Kohlenloren und Seilscheiben bis hin zum tonnenschweren Walzenschrämlader.
Das hat sich auf dem Gelände in Gelsenkirchen-Buer getan
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Inzwischen können sich Besucher sogar einen Eindruck davon verschaffen, wie es unter Tage ausgesehen hat. In einem langgezogenen Schuppen mit halbrundem Dach haben die Vereinsmitglieder eine Bergbaustrecke originalgetreu nachgebaut. „Zuletzt waren wir mit einer Besuchergruppe hier, die auch aus ehemaligen Bergleuten bestand“, erzählt Herzmanatus. Weil das Wetter schön war, habe sich der Schuppen ordentlich aufgeheizt – zusammen mit dem eigentümlichen, typischen Geruch sei das der Atmosphäre unter Tage schon sehr nahegekommen. „Ein Bergmann hat mich begeistert gefragt, ob ich ihm nicht eine Tüte von dem Geruch mitgeben könnte“, sagt Herzmanatus und lacht.
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Zuletzt hat sich viel getan auf dem Gelände. Die Toilettenanlagen wurden auf Vordermann gebracht, zahlreiche Gerätschaften, darunter auch Neuerwerbungen, aufgearbeitet. In den vergangenen Monaten hatten die Vereinsmitglieder allerdings auch viel Zeit, um sich um Restaurierung und Instandsetzung zu kümmern: Corona hatte dafür gesorgt, dass der „normale“ Betrieb lahmgelegt wurde.
Darum ist Herzmanatus enttäuscht über die Stadt Gelsenkirchen
„Unsere Veranstaltungen, wie beispielsweise der Saisonrückblick mit Manni Breuckmann, konnten nicht stattfinden“, zählt Herzmanatus auf, „genauso wenig wie die Führungen über das Gelände.“ Die allermeisten seiner Gäste hätten sich verständnisvoll und solidarisch gezeigt: „Nachdem wir im vergangenen Jahr die Veranstaltungen absagen mussten, wollten nur ganz wenige Menschen ihre bereits bezahlten Tickets erstattet bekommen – viele haben das Geld gespendet“, sagt Klaus Herzmanatus.
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Deutlich weniger zufrieden ist Herzmanatus mit der Stadt Gelsenkirchen. „Während der ganzen Pandemie hat sich niemand von der Verwaltung bei uns gemeldet, um zu fragen, wie es uns geht“, sagt er und schüttelt mit dem Kopf. „Es geht mir nicht einmal um finanzielle Hilfe – natürlich hatten wir Einbußen, aber wir kommen klar“, sagt er. Aber zumindest über einen Anruf hätte er sich gefreut. „Das gleiche habe ich auch schon von ganz vielen anderen Ehrenamtlern gehört“, sagt er. Herzmanatus glaubt, dass die Unterstützung in anderen Städten besser ist. „Wenn unser Förderturm nicht in Gelsenkirchen, sondern in Hamburg stünde, hätten wir ganz andere Möglichkeiten“, ist er sich sicher. Hier dagegen habe er immer wieder die Erfahrung gemacht, dass man Ehrenamtlern vor den Kopf stoße.
Entmutigen lassen will er sich davon aber nicht, das widerspräche auch fundamental seinem Wesen. „Das macht zwar traurig, aber das Kämpfen sind wir ja schon von Beginn an gewöhnt“, sagt Herzmanatus.
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