Gelsenkirchen. Die Zeit des Wartens ist vorbei: Endlich wieder Metal-Musik im Gelsenkirchener Amphitheater. Das „Rock Hard One Day“ lockte 1700 Besucher an.
„Es ist schon fast surreal“, befindet ein Fan, der am frühen Samstagnachmittag die Stufen des Amphitheaters hinuntersteigt. Und als um viertel vor drei der erste Ton am Rhein-Herne-Kanal erklingt, läuft nicht wenigen Besucherinnen und Besuchern ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Ja, es ist tatsächlich wieder „Rock Hard Festival“ – nach anderthalb Jahren Pandemie ohne Konzerte und zwei ausgefallenen Festivals zu Pfingsten in 2020 und 2021.
„Rock Hard“-Veranstalter setzten auf viele regionale Bands
„Ich hatte schon ganz vergessen, wie laut so ein Konzert ist“, befindet Anne aus Gladbeck und stopft sich hastig Schaumstoffstöpsel in die Ohren. Andere, wie Rafael aus Gelsenkirchen, genießen die volle Dröhnung nach Corona-bedingter Zwangspause sichtlich auch ohne Schutz für die Gehörgänge. „Das ist tatsächlich mein erstes Konzert seit dem letzten Rock Hard 2019“, berichtet der Bart- und Kuttenträger. „Okay, ich war beruflich letztens hier bei Florian Silbereisen, aber das möchte ich mal eher nicht als Konzert werten“, sagt er und lacht.
Zur Neuauflage setzten die Veranstalter vor allem auf regionale Bands, die wie die Stoner-Rocker Scorched Oak aus Dortmund zum Teil vielleicht nicht den höchsten Bekanntheitsgrad genießen, aber dennoch mitreißende Musik zu bieten haben. Das Konzept kommt an, so haben viele Fans – wie Dave aus Buer – ihre Tickets direkt bei Ankündigung gekauft. „Als ich das bei Facebook gesehen hatte, habe ich direkt gesagt: Das supporte ich – und direkt für unsere ganze Truppe Karten gekauft.“
Statt 7000 Zuschauern an drei Festivaltagen kamen diesmal 1700 an einem
Mit rund 1700 Zuschauern fand am Samstag nur ein Bruchteil der normalerweise rund 7000 Besucher im Amphitheater Platz, die sonst beim Festival die Ränge bevölkern. Bevor es ins Halbrund geht, müssen alle Fans einen negativen Test, eine Impfung oder eine überstandene Infektion nachweisen, was reibungslos und unaufgeregt vonstattengeht. „Das Ganze hat keine fünf Minuten gedauert“, beschreibt der Erler Michael das Einlassprozedere. „Da stehe ich beim Bäcker teilweise länger an.“
Im Innenraum, wo sonst Pogo-Tanz und Crowdsurfen auf der Tagesordnung stehen, sitzen und stehen die Gäste an Bierbänken. Und beim Gang zum Getränkestand tragen sie artig Mundschutz – das alles ist Teil des Hygienekonzepts, was der Stimmung allerdings keinen Abbruch tut.
Auch bei der Band Rage herrschte große Freude
Ganz im Gegenteil: Trotz rücksichtsvoller Zurückhaltung haben Fans wie Musiker sichtlich Spaß, nach Monaten der Corona-Zwangspause endlich wieder vor oder auf der Bühne stehen zu können. „Ich glaube, wir haben vor einem Auftritt noch nie so viel geprobt wie für diesen“, beschreibt René Bogdanski, Gitarrist bei den Essener Thrashern The Very End die Vorbereitung der Band.
Andere – wie die Herner Metal-Institution Rage – haben gar schon das eine oder andere Konzert spielen können. „Von den rund ein Dutzend Shows, für die wir in den letzten Wochen gebucht waren, sind am Ende allerdings leider fast die Hälfte wieder abgesagt worden“, zeigt sich Bandboss Peavy Wagner ein wenig zerknirscht. Dennoch überwiegt die Freude, dass es endlich wieder losgeht.
Veranstalter Stratmann: „Wir haben gezeigt, dass es geht“
Nach dem finalen Abriss durch die Todesmetaller von Asphyx zog auch Veranstalter Holger Stratmann eine positive Bilanz für das erste metallische Ausrufezeichen seit Beginn der Pandemie: „Ich denke, wir und vor allem die Zuschauer haben gezeigt, dass es geht“, so Stratmann. Im kommenden Jahr hoffen er und sein Team, wieder ein Festival auf die Beine stellen zu können, das dann auch gern wieder wie gewohnt über drei Tage stattfindet. Und wieder die volle Zuschauerkapazität ausschöpfen darf.