Essen. . Diesel und Benziner standen und stehen in der Kritik. Autos sollen sauberer werden. Dafür tüftelt die Industrie fleißig. Hier ein Überblick.
Wohin rollt das Auto? Diesel, aber auch Benziner sind in den letzten Monaten hinsichtlich eines wachsenden Umweltbewusstseins kritisch diskutiert worden. Und so überlegen sich immer mehr Autofahrer vor einem geplanten Neuwagenkauf: „Soll ich also auf einen Wagen umsteigen, der mit neuer Energie klimafreundlicher fährt?“ Was läuft in Zukunft?
Batterie
Noch fahren Stromer in Deutschland im Verkauf weit abgeschlagen hinterher: 3,4 Millionen Autos wurden im vergangenen Jahr bundesweit neu zugelassen – nur 130.000 davon hatten einen Hybridantrieb unter der Haube, ganze 35.000 Fahrzeuge hatten einen rein elektrischen Antrieb. Die meisten E-Mobile werden zudem – und trotz verlockender finanzieller Zuschüsse – nicht von Privatleuten, sondern Behörden oder Firmen erworben.
Die Gründe, warum die Leisetreter weiter nicht auf bessere Verkaufszahlen kommen, sind bekannt: gewöhnlich zu teuer im Kauf, zu gering die Reichweiten, viel zu lange Ladezeiten. Zudem gibt es meist keine Möglichkeit, den Elektrowagen nachts daheim oder tagsüber während der Dienstzeit beim Arbeitgeber aufzutanken. Die Vorteile: 100 Kilometer Strom kosten keine vier Euro, flotte Fahrwerte, kein Auspuff. Denn die Abgaswerte liegen bei Null. Allerdings – auch das gehört zur Wahrheit: Strom wird selten in voller Reinheit produziert.
Nun aber sollen Elektroautos in ihrer neuen Modell-Generation endlich Fahrt aufnehmen. Es tut sich was: Durch verstärkte Batterien verdoppeln sich die Reichweiten, die Preise bremsen, werden aber – so die Einschätzung der Experten – auch in Zukunft wohl immer über den Preisen von Benzinern liegen. Selbst Sportwagen-Schmiede Porsche wechselt mit dem nagelneuen Edel-Flitzer Taycan auf die Elektrospur. Opel kündigt in der kleinen Klasse den nächsten Corsa als günstiges und reichweitenstarkes „Volks-Elektroauto“ an. Volkswagen will dann im nächsten Jahr mit den frischen Produktline ID die E-Modelle endgültig massentauglich machen. Zum Preis von 25.000 Euro, also kaum teurer als ein Diesel, sollen schon im ersten Jahr 150.000 ID im gefragten Kompakt-Format verkauft werden. Ein VW-Sprecher: „Das wird ein Technologie-Sprung wie seinerzeit vom Käfer zum Golf.“ Bis zum Jahre 2025 sollen insgesamt 100 neue Elektro-Typen in Deutschland starten. Da atmet dann die Umwelt auf.
Hybrid
Wer der Luft Gutes tun will, kann auch auf Hybrid umsteigen. Diese Saubermänner sind allerdings teurer als herkömmliche Verbrenner, da sie zusätzlich zum Benzintriebwerk auch noch zwei kräftige Elektromotoren an Bord haben. Einen (gewöhnlich kleinen) Teil der Strecke können die Autos mit dem Doppelherzen dann rein elektrisch fahren. Geht die Kraft aus, schaltet sich der Benziner zu.
Autos mit „Plug in Hybrid“ können an der Steckdose aufgeladen werden, die preisgünstigeren „Mild Hybrid“-Varianten nicht. Aber auch sie speisen die Energie, die beim Bremsen entsteht, als Strom in die Batterie zurück.
Erd-/Flüssiggas
Günstigeres Tanken, Laufruhe, Umweltfreundlichkeit: Viele Vorteile haben auch Fahrzeuge, die mit Erd- oder Flüssiggas rollen. Doch bislang blieb der große Verkaufserfolg aus. Automobil-Experte Ferdinand Dudenhöffer schätzt die Chancen, dass die Gasantriebe den Diesel beerben, deshalb als gering ein: „Das sind seit über 20 Jahren Nischenprodukte, die es nie geschafft haben, über Marktanteile von einem Prozent hinaus zu kommen.“
Wasserstoff
Ist also Wasserstoff am Ende die beste Lösung für eine saubere Zukunft auf den Straßen? Noch bieten nur wenige Hersteller die neue Technik an. Hyundai etwa den „Nexo“, der von einer 163 PS starken Brennstoffzelle befeuert wird. Ein Vorbild für morgen? Der für den Elektroantrieb notwendige Strom wird in Brennstoffzellen an Bord hergestellt, lange Pausen an einer Ladesäule sind also überflüssig. Stattdessen reicht der H-Vorrat von 6,33 Kilogramm, der in drei Minuten aufgetankt ist, für eine Reichweite wie beim Benziner. Das Umweltauto hat einen Elektromotor, fährt sich entsprechend seidig-leise und ist im Unterhalt nicht teurer als ein Benziner. Als einzige Emission gibt der Nexo Wasserdampf an die Umwelt ab, fährt somit frei von Abgasen.
Doch beim Gedanken an Wasserstoff kommt bei vielen Angst auf: Kann da nichts passieren? Nein, sagt Hyundai. 17 Wagen seien vor Beginn der Massenproduktion in allen nur erdenklichen Situationen gecrasht worden. Einer der Test-Wagen sei sogar beschossen worden. „Nichts ist passiert, absolut sichere Technik“, heißt es. Der Haken: In Deutschland gibt es bis Ende 2019 keine 100 Wasserstoff-Tankstellen, im umliegenden Europa fast gar keine. Damit ist der Nexo nur sehr bedingt einsatzfähig. Der wahre Schock kommt beim Blick auf das Preisschild: Der koreanische Brennstoffzellen-Tanker startet bei 69.000 Euro. Da zucken dann auch Freunde der Umwelt zusammen.
Bei solchen Zahlen rechnet die Branche damit, dass die herkömmlichen Autos mit Diesel und Benzin im Tank noch bis zum Jahre 2040 auf den Straßen der Nation unterwegs sind.
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