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Viele tausend Babys und Kleinkinder ziehen sich jedes Jahr Verletzungen und Vergiftungen zu – und das meist im elterlichen Haushalt. Dort lauern allerhand Gefahren.

Den Nachwuchs vor Unfällen zu bewahren ist Aufgabe der Erwachsenen. „ Viele Eltern wissen aber noch zu wenig über die Möglichkeiten, Unfälle zu Hause oder in der Freizeit zu vermeiden. Hier wollen wir ansetzen und die Eltern unterstützen“, betont Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr.

Als kompetenten Mitstreiter bei der Verbesserung des Informationsstands nennt er die Bundesarbeitsgemeinschaft „Mehr Sicherheit für Kinder“ . Die gibt einen Überblick über die größten Gefahren im Haushalt – und hilfreiche Tipps, wie sich das Risiko eines Unfalls mit Babys und Kleinkindern deutlich verringern lässt.

Stürze:

Stürze verursachen mehr als die Hälfte aller Unfälle von kleinen Kindern. Wissenschaftlichen Studien zufolge erleiden pro Jahr etwa 125 000 Kinder unter fünf Jahren in Deutschland einen Sturzunfall, der ärztlich behandelt werden muss. Säuglinge und Kleinkinder sind besonders oft betroffen. Die Mehrzahl der stationär behandelten Kinder erleiden Kopfverletzungen oder eine Gehirnerschütterung. Bei Säuglingen ist der Sturz vom Wickeltisch die häufigste Ursache.

Tipps:

  • Beim Wickeln immer eine Hand am Kind halten.
  • Wenn man kurz weg muss, das Kind mitnehmen oder auf den Boden legen.
  • Einen stabilen Wickeltisch mit hohen Seitenrändern verwenden. Beim Kauf von Kindermöbeln auf das GS-Zeichen für „geprüfte Sicherheit“ achten.
  • Auf die Anschaffung von Laufl ernhilfen verzichten.
  • Kinder unter drei Jahren in Reichweite und unter ständigem Blickkontakt beaufsichtigen.
  • Nur gezielt und kurz lüften. Währenddessen das Kind kontinuierlich im Auge behalten.
  • Fenster und Balkontüren durch abschließbare Griff e sichern und die Schlüssel unter Verschluss halten. Sicherheitsriegel montieren, damit das Kind auch ein gekipptes Fenster nicht öffnen kann.
  • Keine Gegenstände wie Stühle, Sofa, Mülleimer oder hohe Blumentöpfe vor Fenster oder Balkonbrüstungen stellen. Kinder fühlen sich animiert, darauf zu klettern.

Verbrühung/Verbrennung:

Für Kinder unter fünf Jahren und insbesondere für Säuglinge ist das Risiko hoch, aufgrund einer thermischen Verletzung stationär behandelt zu werden. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen. Etwa 4000 Kinder unter fünf Jahren werden deshalb jährlich im Krankenhaus behandelt. Kinder mit Verbrühungen oder Verbrennungen müssen länger ärztlich versorgt werden als zum Beispiel Kinder mit einer Gehirnerschütterung. Auch ist die Nachsorge aufgrund der körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen langwierig.

Tipps:

  • Tassen oder Kannen mit heißen Getränken weit weg von der Tischkante stellen. Keine herunterhängenden Tischdecken verwenden.
  • Bei Wasserkochern und anderen Elektrogeräten keine Kabel herabhängen lassen.
  • Niemals etwas Heißes essen oder trinken, wenn ein Kind auf dem Schoß oder auf dem Arm gehalten wird. Kinder versuchen, nach Tassen, Gläsern und Teller zu greifen, um zu erforschen, was darin ist.

Ersticken oder Verschlucken:

Für Säuglinge ist Ersticken die häufigste unfallbedingte Todesursache. Im Jahr 2011 erstickten 17 Jungen und sechs Mädchen im Säuglingsalter sowie jeweils weitere neun Jungen und neun Mädchen im Alter von ein bis vier Jahren. Sechs Jungen und ein Mädchen erstickten 2011 in ihren Bettchen.

In den ersten Lebensjahren nehmen Kinder fast alles in den Mund, was sie zu fassen bekommen. Sie entdecken auf diese Weise ihre Umwelt und lernen. Erstickungsgefahr besteht vor allem durch herumliegende Kleinteile wie zum Beispiel Münzen, Knopfbatterien, Knöpfe, Erdnüsse, Bonbons oder abnehmbare Kleinteile an Kinderspielzeug.

Tipps

  • Keine Kissen und Decken im Kinderbett verwenden.
  • Dem Säugling zum Schlafen einen Schlafsack anziehen.
  • Auf Bettnestchen, Betthimmel oder ähnliches Zubehör mit Bändern verzichten.
  • Kordeln und Bänder aus Kinderkleidung entfernen.
  • Kein Mobile direkt über dem Kinderbett anbringen.
  • Schnullerketten nur an der Kinderkleidung – nah am Körper – befestigen.
  • Schnullerketten nicht durch Eigenkonstruktionen verlängern.
  • Darauf achten, dass sich keine kleinen Gegenstände (Perlen, Münzen, Erdnüsse) in der Nähe des Kindes befinden.
  • Spielzeug auf abnehmbare oder sich lösende Kleinteile kontrollieren. Hersteller kennzeichnen Produkte, die gefährliche Kleinteile beinhalten, mit dem Warnhinweis „Nicht für Kinder unter drei Jahren!“ Aber auch von Spielzeug können sich unerwartet Teile lösen.
  • Wenn jüngere und ältere Geschwister zusammen in einem Raum spielen, darauf achten, dass kleinere Kinder nicht an Spielsachen der älteren herankommen.

Vergiftung:

Die Giftinformationszentren in Deutschland dokumentierten im Jahr 2011 rund 107 000 Vergiftungsfälle und Vergiftungsverdachtsfälle von Kindern unter 14 Jahren. Die Mehrzahl von ihnen war jünger als sechs Jahre alt.

Sehr häufig sind Reinigungsmittel, Pflegemittel und Spielwaren verantwortlich. Es folgen Arzneimittel, giftige Pflanzen, Kosmetika und Hygieneprodukte. Als extrem gefährlich gelten aggressive Spezialreinigungsmittel, Lampenöle und flüssige Grillanzünder sowie versehentlich eingenommene oder falsch dosierte Arzneimittel.

Tipps

  • Haushaltschemikalien und Medikamente in einem abschließbaren Schrank aufbewahren und von Kindern fernhalten.
  • Achtung Verwechslungsgefahr: Niemals Produkte, die keine Lebensmittel sind, in Tassen, Konservengläser oder Getränkeflaschen umfüllen.
  • Auf besonders aggressive Produkte verzichten und weniger gesundheitsgefährdende Alternativen wählen.
  • Alle Produkte, auch die, die einen kindersicheren Verschluss haben, müssen nach Gebrauch sofort wieder verschlossen und weggeräumt werden.
  • Tabletten nicht dem Kind gegenüber verharmlosend als „Bonbons“ oder flüssige Medizin nicht als „bunten Saft“ bezeichnen.
  • Die Nummern der Giftinformationszentrale griff bereit haben.

Mehr Informationen unter www.kindersicherheit.de