Die wichtigsten Einrichtungstrends – frisch von der gestern gestarteten Möbelmesse. Noch steht der Flachbildfernseher bei den meisten im Wohnzimmer, doch der Trend verlagert sich zur Küche. Das Wohnzimmer wird dagegen zum Rückzugsort.
Der Flachbild-Fernseher steht in den meisten deutschen Wohnungen im Wohnzimmer. „Noch“, wie Ursula Geismann einwirft. Denn was das Zusammensein mit Freunden angeht,sieht die Trendexpertin des Verbands der Deutschen Möbelindustrie (VDM) die Küche weiter auf dem Vormarsch. „Dagegen wird das Wohnzimmer immer häufiger zum privaten Rückzugsort“, betont sie. Gemeinsam mit der Expertin wirft die Redaktion von „Mein Zuhause“ zum Start der internationalen Kölner Möbelmesse imm cologne einen Blick auf die aktuellen Trends des Einrichtungsjahrs 2013.
Zwar ist erfahrungsgemäß nicht jede Kuriosität, die hier zu sehen ist, demnächst auch deutschlandweit in den Möbelhäusern erhältlich, aber die grundlegenden Einflüsse wirken sich auch in diesem Jahr sicher wieder auf die Sortimente aus – und spiegeln mit einer erstaunlichen Treffsicherheit die Wünsche der Einrichtungsfans wider.
Es bleibt gemütlich
Die gute Nachricht vorneweg: Gemütlichkeit bleibt Trumpf und auf viel Altbewährtes müssen wir auch in Zukunft nicht verzichten. Neu interpretiert feiern zahlreiche Klassiker im neuen, frischen Gewand Wiederauferstehung. Kein Thema mehr sind etwa die klassischen, raumgreifenden, klobigen und etwas altbackenen Schrankwände oder wuchtig-rustikale Polstermöbel in klassischer 1-2-3-Aufteilung (ein Sessel für den Hausherren, ein Zweisitzer und ein Dreisitzer für die übrige Familie und Gäste).
Moderne Wohnlandschaften bieten bequeme Sitzplätze losgelöst von jedem Rangordnungsdenken. Ob größer und L-förmig oder kleiner und bisweilen sogar zierlich – die Polstermöbel von heute können auch im Raum stehen, weil sie auch auf der Rückseite nett anzuschauen sind und bieten viele praktische und komfortable Funktionen sowie abgerundete, weiche Kanten. All diese Vorzüge machen die Sitzmöbel von heute zum ansprechenden Ersatz für die klobigen Garnituren von einst. Und die Wohnwände von heute und morgen sind nicht mehr so tief wie ihre Vorgänger und lassen an der Wand ganz gezielt auch mehr Freiraum. Sie fallen ins Auge, ohne dabei den Betrachter zu erdrücken. Ein ganz hervorragendes Beispiel fürdie zeitgemäße Interpretation eines Wohlfühl-Klassikers ist die Rückkehr des komfortablen Ohrensessels als Entspannungs- Möbel (Seite 14 & 15). Natürlichkeit ist nach wie vor ein gefragtes Thema.
Das zeigt sich sowohl bei Dekorationen und Accessoires als auch bei der Auswahl des Materials für Möbel. Die Hersteller tragen der großen Beliebtheit Rechnung und setzen verstärkt auf den Charme von Echtholzmöbeln und solchen mit furnierter Oberfläche. Bei den Bezugsstoffen liegen dementsprechend die Schwerpunkte auf Leder, Wollfilz oder Fell. Als Frontscheibe wird Glas dem Kunst-stoff vorgezogen und bei den Holzoberflächen liegen solche mit sägerauer oder rough-cut Oberfläche (jeweils in matt) im Trend.
Apropos Holz: Eiche taucht in vielen Variationen (als Tisch, Bett, Schrank, Fußboden) und Sorten (Asteiche, Mooreiche, Roteiche, Räuchereiche, Kerneiche) auf. Den zweiten Platz beim Holz behauptet Nussbaum. Aber keine Sorge: Wer es abwechslungsreich mag, kann auf Möbel setzen, bei denen diese im ansprechenden Kontrast etwa zu Lackoberflächen gesetzt werden. Der Siegeszug von sägerauen und roughcut Holzoberflächen kommt nicht von ungefähr. Er ist ein guter Beleg für ein weiteres Trendthema: Immer mehr Verbraucher achten auf eine angenehme Haptik – auch bei den Stoffen.
Die einfache Formel ist: Nur, was sich gut anfühlt, wird gekauft. Gleichermaßen gilt: Erlaubt ist, was gefällt. Die Designer und Hersteller bieten eine große Bandbreite und einige von ihnen stellen sich dem Trend zu mehr Natürlichkeit auch bewusst entgegen. Silbern umwickelte Sofas, metallisch schimmernde Kissen, ultraleichte Kunststoff e aus dem Flugzeugbau, dünn ausgeformter Beton, hochglänzende Lacke oder Hölzer mit verfremdetem Finish sehen aus wie aus dem Labor. Das ist zwar ganz sicher nicht jedermanns Sache, hat aber doch einen gewissen Pfiff . Mit futuristischem Glanz sorgen diese Einrichtungsgegenstände für einen Hauch Science Fiction in den eigenen vier Wänden.
„Boxspring-Betten“
In zahlreichen deutschen Schlafzimmern stehen inzwischen Polsterbetten – besser bekannt unter dem US-Markenzeichen „Boxspring-Bett“. Die doppelten Matratzen bieten eine angenehme Einstiegshöhe, erfordern jedoch zwingend ein regelmäßiges Lüften des Raums. Relativ neu ist auch der Durchbruch der modernen LED-Technik, die sich nun in praktisch allen Wohnbereichen zeigt – entweder gleich für das Möbel mitbestellt oder nachgerüstet. Die sparsamen Dioden setzen gezielt Akzente, leuchten Arbeitsbereiche von der Küche bis zum Home Offi ce aus oder sorgen (teilweise kombiniert mit Farbwechselfunktion) einfach nur für eine angenehme Wohnatmosphäre. Die Farbe Weiß bleibt, wird aber in manchen Bereichen (etwa in der Küche) zunehmend von (insbesondere kühleren) Grautönen abgelöst. Lange Jahre fast verpönt waren blaue Möbelstücke und Einrichtungsgegenstände.
Jetzt kehrt die Lieblingsfarbe der meisten Menschen zurück – und das quer durch das Spektrum der verschiedenen Untertöne. Das geht einher mit dem zunehmenden Wunsch der Verbraucher nach knalligen Unis, der in den neuen Möbelkollektionen seinen Niederschlag findet. Bei den Ornament-Mustern für Polsterbezüge fühlen sich Kunstfreunde aktuell ein wenig an Gemälde von Gustav Klimt erinnert. Ebenfalls sehr gefragt:Muster mit feinen Streifen, Zacken, floral, abstrakt oder geometrisch. Einen aktuellen Trend sehen die Expertin des VDM und ihre Mitstreiter eher kritisch. Vintage und Used-Look-Möbel sind nur in ganz seltenen Fällen wirklich gebraucht. „Allzu oft stammen sie aus asiatischer Billigproduktion und bestehen bisweilen nicht einmal aus Holz, sondern aus Kunststoff in Holzoptik“, gibt Geismann zu bedenken. Design und Qualität gefragt Mut macht in dieser Hinsicht jedoch eine Beobachtung, die Hersteller wie Händler teilen. Den Kunden kommt es beim Kauf im Geschäft längst nicht mehr nur auf den Preis oder die Optik an. Auch das Material, die Verarbeitung, das Design und die Qualität müssen stimmen.