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Ein bisschen Grün ist überall möglich – auch dort, wo gerade in den dicht bebauten Innenstädten kein Platz für einen Garten ist. Neben Pflanzen auf dem Balkon können auch begrünte Terrassen und Fassaden einen Hauch Natur in den betongrauen Großstadtdschungel bringen. Mit ihnen wird das Mikroklima verbessert, die Feinstaubbelastung verringert, CO2 gebunden und ganz nebenbei auch einer neuer Lebensraum für Bienen, Vögel und Co. geschaffen.

Dach- und Fassadenbegrünungen sind außerdem eine hervorragende Schall- und Wärmedämmung für das Haus: Die Bewohner können sich im Winter über reduzierte Heizkosten freuen und im Sommer über einen spürbaren Kühleffekt dank der Beschattung und Verdunstung durch das grüne Dach. Zudem kann das Grün eine positive Auswirkung auf die Bauphysik haben. Studien belegen, dass die Lebensdauer eines Flachdaches durch eine professionelle Begrünung erheblich verlängert wird und Reparaturkosten reduziert werden.

Kein zusätzliches Rankgerüst nötig

Architekten setzen lebendiges Grün heute immer mehr auch als gestalterisches Element ein. Denn durch natürlich und ansprechend gestaltete Fassaden und Dächer kommt es zu einer deutlichen Aufwertung der Immobilien. Besonders begehbare Dachgärten sind bei Käufern und Mietern beliebt und gefragt. Einige Städte und Kommunen fördern die Dach- und Fassadenbegrünung sogar mit finanziellen Mitteln. So müssen beispielsweise die Besitzer von begrünten Dächern in vielen Regionen deutlich weniger Niederschlagswassergebühren bezahlen. Der Grund: Gründächer speichern Regenwasser und entlasten dadurch die Kanalisation.

Die klassische Fassadenbegrünung ist bodengebunden, die Pflanzen wachsen im Erdreich neben dem Gebäude und ranken entweder an der Wand oder an einer Kletterhilfe empor. Selbstklimmende Pflanzen haben Haftwurzeln (Efeu) oder Haftscheiben (Wilder Wein) mit denen sie sich am Mauerwerk festhalten können. Zusätzliche Rankgerüste benötigen sie nicht. Hauseigentümer, die mit dieser Art der Fassadenbegrünung liebäugeln, sollten zuvor den Zustand des Mauerwerks überprüfen. Gibt es Risse oder kleine Hohlräume, könnten diese Gewächse die Fassade weiter beschädigen – intakte Oberflächen sind dagegen nicht gefährdet.

Zusatzgewicht berücksichtigen

Ideal für Selbstklimmer sind Mauern aus Klinker oder Naturstein mit geschlossenen Fugen. Die Gerüstkletterpflanzen unterscheidet man nach der Strategie ihres Kletterns in Schlingpflanzen, die umwinden (wie Blauregen), Rankpflanzen, die „Greiforgane" bilden (wie Clematis) und Spreizklimmer, die sich einhaken (wie Kletterrosen). Aus den verschiedenen Klettertechniken resultieren die jeweiligen Ansprüche an Rankhilfen, die solche Pflanzen zur Fassadenbegrünung benötigen. Wer Klettergerüste an sein Haus anbringen möchte, sollte nicht vergessen, das zu erwartende Gewicht durch die wachsenden Pflanzen plus zusätzliche Belastungen durch Wind oder Schnee bei den Stabilitätsüberlegungen mit einzubeziehen.

Eine Alternative zur herkömmlichen Fassadenbegrünung sind wandgebundene Kassettensysteme, die nicht direkt mit dem Boden verbunden sind: An einer Unterkonstruktion werden dabei bepflanzte Substratkästen, Vliestaschen oder Ähnliches aufgehängt. Diese Art der Gebäudebegrünung ist im Hinblick auf Bewässerung, Pflege und Nährstoffversorgung etwas kostenintensiver. Allerdings wirkt die Konstruktion wie eine vorgehängte, hinterlüftete Fassade und stellt weniger Ansprüche an deren Tragfähigkeit. Ein weiterer Vorteil der wandgebundenen Systeme ist außerdem die Flexibilität im Hinblick auf den Standort.

Wie bei der Fassadenbegrünung gibt es auch bei der Dachbegrünung zwei verschiedene Systeme. So genannte extensive Dachbegrünungen wählt man vor allem für Dächer, die nicht begehbar sind. Sie sind leicht und haben nur eine geringe Aufbauhöhe von etwa fünf bis 20 Zentimetern. Hier kommen flachwachsende Pflanzen, die mit den auf Dächern anzutreffenden Standortbedingungen wie Sonne, Wind und Trockenheit gut zurechtkommen (wie Moose, Kräuter und Gräser), zum Einsatz.

Sogar Bäume sind möglich

Der Pflegeaufwand für ein extensives Gründach ist gering. Ein bis zwei Wartungsgänge pro Jahr sind in der Regel ausreichend. Diese Art der Dachbegrünung eignet sich sowohl für flache als auch für geneigte Dächer. Eine intensive Begrünung ist dagegen die Anlage eines begehbaren und nutzbaren Gartens auf einem Dach. Eine wichtige Voraussetzung ist daher eine ausreichende Traglast. Die Dachkonstruktion muss auf Grund des höheren Systemaufbaus ein Zusatzgewicht von 60 Kilogramm und mehr pro Quadratmeter aushalten können.

Der Pflegeaufwand einer intensiven Dachbegrünung ist abhängig von der Gestaltung und den gewählten Pflanzen. Neben Rasenflächen können Stauden und Sträucher gepflanzt werden. Selbst Bäume finden hier bei ausreichender Substratdicke einen Platz in luftiger Höhe. Ein intensiv begrüntes Dach ist in der Regel zugänglich und kann vielfältig genutzt werden. Häufig werden Terrassenflächen, Sitz und Gehbereiche, Spielplätze oder auch Wasserbecken integriert – so ergibt sich unter Umständen ein Dachgarten, der einem Gegenstück am Boden in fast nichts nachsteht. Wer seinem Haus – egal ob Neu- oder Altbau – eine grüne Hülle verpassen möchte, sollte sich in jedem Fall von einem Landschaftsgärtner beraten lassen. Viele Betriebe sind auf Dach- und Fassadenbegrünung spezialisiert.