Vom „Back in Black“-Syrah bis zum Motörhead-Rosé: Für Rock-Fans lohnt sich ein Besuch beim Weinhändler.

Sie sind aber auch selbst schuld an diesen Klischees: Eine Flasche Whiskey täglich soll sich Motörhead-Frontmann Lemmy Kilmister vor nicht allzu langer Zeit noch genehmigt haben; Keith Richards von den Stones fiel, so heißt es, betrunken von einer Palme; das Metal-Festival „Wacken Open Air“ lässt gleich eigenes Bier brauen. Rock und Rausch, diese Verbindung überrascht kaum. Doch es geht auch anders. Und ausgerechnet das wandelnde Whiskey-Fass von einst, Lemmy Kilmister, macht’s vor.

Wie bei so vielen Geschichten über den Motörhead-Sänger kann man auch bei dieser am Wahrheitsgehalt zweifeln, am Unterhaltungswert allerdings nicht. Denn Lemmy soll wie folgt zum Wein gekommen sein: Der Arzt sagte ihm, dass er binnen eines Jahres sterben würde, wenn er die Finger nicht vomharten Alkohol ließe. Dochgelte das eben auch, wenn er das Trinken plötzlich ganz aufgeben würde. Lemmys Lösung:Wein.

Etwas nüchterner klingt eine andere Version der Geschichte, in der die Band schlicht ein neues Geschäftsfeld suchte und mit dem Management auf die Idee mit demWein kam. Wie auch immer: Die Fans waren begeistert. Längst sollen sich die Verkäufe des bandeigenen Shiraz – angebaut im australischen Hunter Valley – deutlich im sechsstelligen Bereich bewegen. Das Maskottchen „Snaggletooth“ darf auf der Flasche nicht fehlen.

Deutlich länger im Geschäft ist Sting. Vor 15 Jahren erstand er ein Weingut in der Toskana –weder auf Anraten seines Managements noch seines Arztes: Der britische Rock-Musiker soll hier einfach gerne die Sommermonate mit seiner Familie verbringen. Doch unproduktiv scheint er in dieser Zeit nicht zu sein: 2009 kam Stings erster bio-dynamisch produzierter Rotwein auf den Markt.

Sting besitzt ein eigenes Weingut in der Toskana

Inzwischen hat er drei Sorten im Angebot. Die reifen zu den Klängen von Stings Liedern, denn hin und wieder verzieht er sich zum Musizieren in den Keller. Der Wein würde die Schwingungen der Musik „aufsaugen“, erklärte er in einem Interview.

Tatsächlich soll sich Musik auf den Geschmack von Wein auswirken – allerdings etwas anders, als Sting es sich vorstellt. Psychologen einer schottischen Universität, die die Wirkung von Musik auf die geschmackliche Wahrnehmung untersucht haben, sind sicher: Songs der Rolling Stones würden hervorragend zu Cabernet Sauvignon passen, der Wein schmecke dann gehaltvoller.

Die englischen Rock-Legenden pfeifen aber auf die schottischen Forscher, sie haben ihren Namen für einen Wein hergegeben, dessen Etikett von der berühmten Zunge geschmückt wird: Inhalt ist der „Forty Licks Merlot“ von Winzer Mark Beaman aus Kalifornien. Mit zwei Kollegen hat er die Reihe „Wines That Rock“ aufgelegt.

Zahlreiche Händler haben die Weine der Rocker inzwischen im Angebot. Sogar ein Versandunternehmen, das sonst Platten und T-Shirts aus dem Metal-Bereich anbietet, nahm den Motörhead-Wein ins Programm.

Eigens eine Firma für die Kombination zweier Leidenschaften hat der Düsseldorfer Michael Spreckelmeyer gegründet: Über „Metal & Wine“ verkauft er den „Reign In Blood“-Cabernet-Sauvignon mit Slayer-Etikett, den „Back In Black“-Syrah mit einem rockenden Angus Young von AC/DC. Auch Kiss, The Police und Grateful Dead sind vertreten.

Die Verbindung von Wein und harter Gitarrenmusik sei ganz und gar nicht ungewöhnlich, erklärte Spreckelmeyer im Interview mit einem Metal-Magazin. Mit dem Alter steige das Interesse an Wein, und viele Fans der legendären Rock-Bands seien eben nicht mehr die Jüngsten. Missionarisch geht es bei „Metal & Wine“ jedoch nicht zu. Wie wäre es mit einer Palette AC/DC Bier? Und für den jüngeren Lemmy: der Motörhead-Vödka.

Infos im Internet unter: metal-and-wine.com