Hamburg. Bei Coleslaw wird unsere Redakteurin glatt „melankohlisch“. Wenn Sie weiterlesen, verstehen Sie, wieso – und was Sie jetzt tun sollten.
Und vielleicht werden Sie sogar einen der drei Krautsalatvarianten, die Sie auf dem Bild oben sehen, für sich entdecken und dann sogar auch "melankohlisch". Aber eins nach dem anderen:
Guter, frischer Coleslaw in Deutschland? Absolut keine Selbstverständlichkeit. Nicht einmal für ein Kind eines im Herzen Münchens aufgewachsenen Amerikaners und als Nichte eines aus Saltlake City ausgewanderten Onkels. Zumindest, sofern nicht gerade Thanksgiving ist und diese inzwischen zum ausgewachsenen Foodnerd herangewachsene Person (ich, Carla und Redakteurin im Eat Club) zufälligerweise bei der Familie einkehrt und Ihr kulinarisches Kohlgedächtnis auffrischt.
Was hier nämlich im Durchschnittsrestaurant oder Supermarkt auf die Teller kommt, lassen wir an dieser Stelle mal lieber ganz links hinten im Regal liegen. Tatsächlich sind die meisten völlig zurecht völlig ahnungslos darüber, wie himmlisch lecker ein amerikanischer Krautsalat schmecken kann! Süßlich und gleichzeitig leicht sauer, schrammt er in meiner Kindheitserinnerung zwar immer knapp die Grenze zum Überwürzten. Aber mit frischen Zwiebeln, bunten Möhren und der richtigen Durchziehzeit begrub der perfekte Biss schon damals stets all meine Bedenken. Und das Wichtigste: sehr kalt muss(te) er sein.
Wie wichtig die richtige Temperatur unserer Speisen ist, vergessen wir ganz gerne mal – Geschmack und Genuss sind davon jedoch manchmal sehr abhängig. Das gilt beispielsweise für zu kalte Tomaten oder eben zu warmen Coleslaw. Der schmeckt plötzlich gleichzeitig viel zu süß und zu sauer und die cremige Soße wird dann zu dünnflüssig und traurig wässrig. Wenn Sie mich und meine Verwandten fragen, dann sind drei Stunden im Kühlschrank der Schlüssel zum perfekten Krautsalatkonglomerat aus Biss, Temperatur und Aroma – ganz egal, ob für die klassisch-amerikanische, die bayerische oder thailändische Variante, die vielleicht auch bald bei Ihnen für Melankohlie sorgen könnte.
Sie sind auf den Kohl gekommen und wünschen eine kleine Kopfkunde?
Weißkohl: Späte Sorten werden ab September bis in den November hinein geerntet und bleiben uns als Lagerware bis zum Spätwinter erhalten. Wir kennen ihn natürlich als Sauerkraut, doch wie Rotkohl schmeckt er auch geschmort – mit Kümmel und Bier und als Begleiter zu herzhaften Fleischgerichten. Für eine lange gegarte Schweineschaufel ist er so beispielsweise ein perfekter Belgleiter.
Rotkohl: In Bayern Blaukraut. Ein absoluter Winterfavorit, der spätestens zu Weihnachten nicht fehlen darf. Sein ausgeprägtes, natürlich süßliches Aroma harmoniert besonders mit den Gewürzen der Adventszeit. Als Rohkost ist er aber auch im Döner zuhause, denn ursprünglich stammt der Rotkohl aus Kleinasien.
Spitzkohl: Der feine Verwandte des Weißkohls. Spitzkohl wächst da, wo andere Kohlsorten wachsen, ist aber je nach Sorte früher erntereif. Aufgrund der zarteren Blätter und der loseren Struktur erweist sich der Spitzkohl als nur bedingt lagerfähig. Er wird selbst im Kühlschrank nach wenigen Tagen welk, deshalb empfiehlt sich die Zubereitung gleich nach Kauf. Sein nussiges Aroma wird durch beherztes Braten noch verstärkt. Mit etwas Dill oder Anis ist Spitzkohl ein feiner Begleiter zu auf der Haut gebratenem Kabeljau. Mit etwas Apfel angebraten, passt er vorzüglich zu Schweinefilets.