Essen. Vor vier Jahren war das iPhone 4 noch das beste Smartphone am Markt. Jetzt gehört es zum alten Eisen. Denn Apple wird sein neues Betriebssystem iOS 8 nicht für das iPhone 4 anbieten. Noch schneller müssen die Besitzer von Android-Handys auf Updates verzichten. Die Gründe dafür liegen auf der Hand.
Neue Funktionen für die Sprachsoftware Siri, eine neue App zur Versendung von Nachrichten oder ein eigener Cloud-Service. Apples neues mobiles Betriebssystem iOS 8, das Apple-Chef Tim Cook am Montag vorgestellt hat, fährt jede Menge Neuerungen auf. Besitzer des älteren iPhone 4 gehen allerdings leer aus.
Denn das 2010 auf den Markt gebrachte Handy wird vom neuen Betriebssystem nicht mehr unterstützt. Erst ab dem iPhone 4S bekommen Apples Smartphones ein Update für iOS8.
iPhone 4S ist doppelt so schnell wie das iPhone 4
"Apple will seine Kunden natürlich auch dazu bringen, über den Kauf eines neuen Handys nachzudenken", erklärt Philipp Tusch, Chefredakteur des Tech-Blogs "Apfelpage". Der Hauptgrund für das fehlende Update sei allerdings ein anderer: "Der Prozessor des iPhone 4 ist einfach zu langsam für iOS 8." Schließlich sei das iPhone4 schon fast vier Jahre alt. "Sogar der Prozessor des iPhone 4S ist doppelt so schnell wie der des iPhone 4." Deshalb sei es einfach kaum möglich, das vier Jahre alte Smartphone für das neue Betriebssystem fit zu machen.
"Schon iOS 7 läuft auf dem iPhone 4 nicht gerade gut", sagt Tusch. Sorgen um die Sicherheit müssten iPhone-4-Besitzer sich aber vorerst nicht machen: "Sicherheitsupdates wird Apple auch weiterhin herausbringen. Es gibt sogar noch aktuelle Updates für iOS 6."
Apps könnten bald veralten
Schlechter sieht es allerdings bei der Entwicklung von Apps aus. Zwar laufen derzeit etwa 90 Prozent aller Apple-Handys auf iOS 7, das könnte sich aber schnell ändern. Und dann werden die Entwickler von Apps anfangen, ausschließlich Programme für das neue iOS 8 zu schreiben. "Wer nur iOS 7 hat, muss dann auf die aktuellen App-Versionen verzichten", erklärt Tusch. Bis es so weit sei, werde aber wohl noch ein Jahr vergehen, schätzt er.
Galaxy S3 ist schon nach zwei Jahren außen vor
Als geradezu paradiesisch dürfte übrigens mancher Android-Nutzer die Probleme von iPhone-4-Besitzern empfinden. Dort bekommt selbst das Samsung Galaxy S3 kein Update mehr für die aktuelle Android-Version 4.4 (Codename: KitKat). Dabei kam das einstige Samsung-Flaggschiff erst im Sommer 2012 auf den Markt und kostete damals satte 600 Euro. Als Begründung nannte der südkoreanische Konzern den zu geringen Arbeitsspeicher des Geräts.
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Dabei wurde das aktuelle Android-Betriebssystem sogar speziell dafür entwickelt, auch auf Geräten mit weniger Arbeitsspeicher zu funktionieren, sagt Nico Heister, Deutschland-Chef des Online-Magazin AndroidPIT: "Das Problem ist eigentlich Samsungs Benutzeroberfläche TouchWiz. Denn die ist ist in Sachen Hardware deutlich anspruchsvoller als das normale Android." Das reine Android-Betriebssystem, wie es etwa auf Googles Nexus 5 zu finden ist, verbraucht nur etwa 300 Megabyte Speicher. Die Samsung-Version hingegen ist über einen Gigabyte groß.
"Das Galaxy S3 ist eigentlich schnell genug für das aktuelle Android", sagt Heister. Es gebe alternative Versionen von Android 4.4, sogenannte Custom-Roms, die sehr gut auf dem S3 laufen würden.
Die teuren Handys bekommen zuerst ein Update
Allerdings ist es für die Hersteller von Android-Handys auch komplizierter, die eigenen Produkte mit dem aktuellen Betriebssystem auszustatten. Denn während bei Apple die Entwicklung vom Smartphone und Betriebssystem unter einem Dach abläuft, übernehmen andere Handy-Hersteller das Android-Betriebssystem von Google.
Samung und Co müssen Android dann erst an die eigenen Wünsche und Geräte anpassen. Und das kann mitunter ziemlich zeitaufwändig und teuer sein. Allein Samsung hat derzeit etwa ein Dutzend Smartphones im Angebot - jedes mit vielen verschiedenen Hardware-Komponenten wie Bildschirm oder Prozessor. Deshalb bekomme nicht jedes Gerät auch ein Update, erklärt Heister.
18 Monate auf der sicheren Seite
"Zuerst sind natürlich die teuren Smartphones dran." Günstigere Geräte sind dann später an der Reihe. Smartphones die sich schlecht verkauft haben, bekommen unter Umständen gar kein Update.
Handys im Wandel der Zeit
Allerdings bessere sich die Situation auf dem Markt für Android-Handys im Moment. Viele Hersteller würden sich bemühen, häufiger und schneller Updates anzubieten. "Wer ein Android-Handy kauft, der kann davon ausgehen, für mindestens 18 Monate das aktuellste Betriebssystem zu haben." Aber auch mit einer Version ab Android 4.0 seien Smartphone-Besitzer derzeit noch auf der sicheren Seite. "Die meisten Apps laufen auch mit diesem Betriebssystem", sagt Android-Experte Heister.
Im Übrigen mache ein Update nicht immer Sinn: "Was bringt Ihnen die neueste Android-Version, wenn Ihr Handy dafür einfach zu langsam ist?"