Berlin. Noch geht es auf dem Berliner Messegelände zu wie auf einer Großbaustelle. Vor Halle sechs knattern Kleinlaster. Aus dem Inneren dröhnen Kreissägen. Holzpaletten versperren Wege. Noch müssen die Messebauer ackern, bevor die Internationale Funkausstellung (Ifa) am Freitag beginnt.
1164 Aussteller präsentieren ihre Geräte auf der weltgrößten Messe für Unterhaltungs- und Konsumelektronik, die immer mehr zum Laufsteg der digitalen Eier legenden Wollmilchsäue wird. Das war gestern: Fernseher zum Fernsehschauen, Computer fürs Internet, Handys zum Telefonieren. Nun mutieren Geräte zu Alleskönnern und lassen sich leichter miteinander vernetzen.
Zudem zeigt die Ifa zum zweiten Mal Haushaltsgeräte. Die Branche leidet unterm „scharfen Umsatzeinbruch”, sagt Reinhard Zinkann vom Verband Elektro-Hausgeräte. Nur in Deutschland stieg der Umsatz bis Juni um vier Prozent. Vor zehn bis 15 Jahren gab es einen Bauboom, nun müssten viele Geräte erneuert werden. Trends: Energie sparende und schicke Geräte.
Einbau-Toaster für die Schublade
AEG verspricht mit dem Trockner „Öko Lavatherm” ein „Energiesparwunder”: Er soll 43 Prozent weniger Energie verbrauchen als die Effizienzklasse A erfordert. Samsung zeigt eine Waschmaschine für bis zu zwölf Kilo Wäsche, Ritter Einbau-Toaster für die Schublade. Es gibt Wasserkocher, die per Fingertipp bedienbar sind und Kaffeevollautomaten, die sich Einstellungen des Nutzers merken.
Das alles soll Verbraucher locken. Die Ifa-Veranstalter jedenfalls mühten sich gestern beim Startschuss für die Presse um Schönwetterstimmung. Die Messe Berlin hofft auf Rekorde, etwa bei der Besucherzahl. Ein starkes Ifa-Signal kann die Konsumelektronikbranche gebrauchen: Der europaweite Umsatz dürfte 2009 um neun Prozent auf 24,5 Milliarden Euro sinken. In Deutschland sieht die Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik gfu 1,5 Prozent Rückgang. Ihre Hoffnung: „Gerade in schwierigen Zeiten gönnt sich der Konsument etwas.” Etwa einen neuen Flachbildfernseher.
TV-Flunder an der Wand
Davon gibt es auf der Ifa genug. Den wohl flachsten aller Flachmänner zeigt der Hersteller JVC. Sieben Millimeter ist der LT-32WX50 dick. Damit die TV-Flunder an der Wand keinen unnötigen Millimeter raubt, bietet Sanus entsprechende Halterungen mit 1,4 Zentimetern Tiefe. Auch LG mischt im „Flach, flacher, am Flachsten”-Rennen mit – mit dem LH 9500. Das LED-Gerät verspricht besonders scharfe Kontraste und ist 24,8 Millimeter dick. Dagegen muten die neuen Philips-Geräte mit LED-Leuchtrahmen aus der Aurea-Serie mit 60 Millimetern geradezu als Dickmänner an.
In die Kategorie Wollmilchsau fällt der Video Web S 500. Der Empfänger verbindet das hoch auflösende HDTV-Fernsehen mit Internet TV und anderen Online-Anwendungen. Acer liefert mit dem Aspire Z5600 einen Alles-in-Einem-PC. Alle Komponenten wie die Festplatte verbergen sich hinter dem berührungsempfindlichen Bildschirm.
Auch die Fernbedienung ist nicht mehr das, was sie einmal war. Mit der Harmony 900 von Logitech kann der Nutzer den DVD-Player, die Sound-Anlage und weitere Geräte bedienen. Aldi-Lieferant Medion lockt mit dem „wahrscheinlich kleinsten Nettop-PC der Welt”: Der Akoya Mini E2076 ist so groß wie ein Buch. Bei den Handys präsentiert T-Mobile mit dem G2 Touch sein zweites Gerät, das mit Googles Betriebssystem Android läuft. Navigon stellt ein Navigationssystem für Apples iPhone-Handy vor und verspricht bei seinem neuen Vorzeigemodell 8410 erstmals eine fotorealistische Navigation.