Essen.. Die Selbstanzeige von Alice Schwarzer wegen eines Schwarzgeldkontos in der Schweiz hat eine Welle der Häme ausgelöst. Eine Quelle liegt wohl ebenfalls in der Schweiz: Für den Ex-ARD-Moderator Jörg Kachelmann ist Schwarzers Fall die Gelegenheit zur Abrechnung mit einer Intimfeindin - auf Twitter.
Der Duden erklärt Ironie als "feiner, versteckter Spott". Doch wenn Jörg Kachelmann in diesen Tagen auf dem Kurznachrichtendienst Twitter erklärt, es tue ihm leid, "dass ich nicht toll und souverän genug bin, mir die klammheimliche Freude zu verkneifen", dann trieft da Hass. Die Steuer-Beichte der Frauenaktivistin Alice Schwarzer ist für Kachelmann ein Fest - der Rache. Und die kostet der frühere ARD-Wettermoderator seit der Veröffentlichung über Schwarzers Selbstanzeige wegen eines Schwarzgeldkontos in der Schweiz mit großer Lust aus.
Deutlicher kann man Hass wohl kaum andeuten, wenn man wie Kachelmann noch am Sonntag auf Alice Schwarzer zielend ein chinesisches Sprichwort via Twitter zitiert, wonach man, "lange genug am Fluss" sitzend, "irgendwann die Leiche (s)eines Feindes vorbeischwimmen" sehe.
"Provision für Abtreibungen?"
Kachelmann scheut sich nicht vor üblen Beleidigungen, die er unter seinen mehr als 19.000 Twitter-Followern verbreitet. "Woher hatte Schwarzer diese Millionen? Provision für jede Abtreibung?" fragt Kachelmann, der Schwarzer zudem als "abtreibungsgeil" verunglimpft, sie "Verbrecherin" nennt und ihr "kriminelle Energie" vorhält.
Da flammt eine Fehde auf, die 2011 begann, als Jörg Kachelmann vor dem Mannheimer Landgericht der Prozess wegen Vergewaltigung gemacht wurde. Das Verfahren wurde in zuvor kaum da gewesener Weise medial ausgeschlachtet - zu Lasten Kachelmanns, der sich zu Unrecht den Vorwürfen ausgesetzt sah und letztlich freigesprochen wurde.
Kachelmanns Feindbilder - Schwarzer, Bild und Bunte
An vorderster Front der Vorverurteilenden schrieb die Feministin Alice Schwarzer über das Verfahren und giftete gegen Kachelmann - für die "Bild"-Zeitung. Das Blatt steht - neben der Zeitschrift "Bunte" - seitdem ebenfalls auf Kachelmanns Feindesliste, wie sein Twitter-Profil zeigt. Kachelmann beschreibt sich dort u.a. als "Schweizer, Meteorologe und Anti-Antiamerikaner", er fordert "Enteignet Springer" und teilt mit, er twittere "gegen vollpfostenjournalismus und vollpfostenmeteorologie".
Nun also schlägt Kachelmann zurück. "Ich bin ehrenhaft", antwortet er einer Twitterin und rechtfertig sich für seine Schwarzer-Attacken: "Ich habe weder Steuern hinterzogen noch sonst ein Verbrechen begangen". Einer anderen Twitterin hält er vor: "Wenn man sieht, wem Sie followen, scheinen Sie der Tarnaccount einer Bunte-Redakteurin zu sein. Wie erbärmlich." Und dem "Seifensender RTL" hält er vor, Schwarzer habe dort einen "Opferbonus": Sonst wären schon längst TV-Teams vor Schwarzers "Anwesen" und würden "die Nachbarn befragen".
Genugtuung bei Kachelmann-Fans
So mancher von Kachelmanns Twitter-Fans verfolgt das mit Genugtuung und mischt mit beim Schwarzer-Bashing: "Ich habe es tief im inneren gesprürt das die #schwarzer kriminell ist" gibt ein Twitterer bekannt. Ein weiterer vermutet, Schwarzer würde bald eine "Frauenquote für Steuerhinterzieher" fordern. Andere nehmen Kachelmann in Schutz: "Wieviel Privatsphäre hat Alice Schwarzer eigentlich @J_Kachelmann damals in der Blödzeitung gewährt?" Oder machen sich zu Kachelmann-Komplizen und geben als "kleinen Tipp am Rande" mit auf den Weg: "Wer bei der Schwarzer-Debatte noch den Hashtag Feminismus angibt wird direkt auf der Homepage von Schwarzers Magazin "Emma" angezeigt".
Am Dienstag widmete sich Kachelmann dann erstmal wieder seiner ursprünglichen Profession, Wetter-Auskünften. Einer seiner Tweets: "Auch in Ostösterreich inklusive Wien ab morgen Tauwetter". In Richtung Alice Schwarzer hingegen dürfte mit weiteren Gewittern zu rechnen sein. Wie hat Jörg Kachelmann geschrieben? "Frau Schwarzer hat das Gesetz gebrochen. Ich nicht."
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