München. Sind eine Milliarde aktive Nutzer nicht genug? Facebook kämpft öffentlich um die Rückkehr abgewanderter Ex-Mitglieder. Im konkreten Fall geht es um das Profil von Verbraucherministerin Ilse Aigner. Die CSU-Politikerin hatte Facebook vor zwei Jahren die Freundschaft gekündigt - aus Datenschutz-Bedenken.

Facebook lädt Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) zum Dialog ein. Er würde es begrüßen, wenn Aigner ihr Konto reaktiviere, sagte Facebook-Lobbyist Gunnar Bender am Donnerstag auf den Medientagen München. Er glaube, "dass man nirgendwo sonst besser über Facebook aufklären könnte als innerhalb von Facebook selbst".

Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) sieht hingegen die großen Internetkonzerne wie Google und Facebook in der Verantwortung für den Schutz der Daten ihrer Kunden. Aus der Macht der Unternehmen ergebe sich auch eine Verpflichtung. Sie verlangte von ihnen mehr Offenheit und Transparenz. Jeder Nutzer müsse wissen, was mit seinen Daten geschehe - und zwar schon bevor er sich bei einem Onlinedienst anmelde.

Aigner löschte Facebook-Profil wegen Datenschutz-Bedenken

Aigner hatte vor zwei Jahren ihr Facebook-Profil gelöscht, um ein Zeichen gegen den aus ihrer Sicht unzureichenden Datenschutz zu setzen. Bender verantwortet seit Mitte April als Director Policy die politische Kommunikation von Facebook in Deutschland. Facebook bemühe sich um Transparenz und Aufklärung, sagte er. Es sei wichtig, dass jeder einzelne Nutzer über Medien- und Datenschutzkompetenz verfüge. Wer Nachrichten und Fotos in Facebook veröffentliche, könne Millionen Menschen erreichen. Daher müssten sich die Anwender der Konsequenzen bewusst sein.

Dieses Wissen sei noch nicht ausreichend vorhanden, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Piratenpartei, Sebastian Nerz. "Unser Ziel muss es sein, mündige Bürger tatsächlich zu ermöglichen." Dazu müssten die Nutzer aber wissen, welche Daten gesammelt werden, was mit ihnen geschieht und wie sie weiterverarbeitet werden. "Dieses Wissen habe ich als Benutzer heute nicht", sagte Nerz. (dapd)