Köln.. Umsonst-Angebote im Internet sind ein Trend bei der Spielemesse Gamescom in Köln. Trotzdem können sie für Kinder und Eltern teuer werden. Verbraucherschützer kritisieren darüber hinaus den oft laschen Datenschutz bei Gratisangeboten für junge Spieler im Netz.
Gratisspiele sind einer der großen Trends auf der diesjährigen Gamescom, Europas größter Messe für Video- und Computerspiele, die bis Sonntag bis zu 300 000 Besucher in Köln erwartet. Für kleines Geld können Spieler die Umsonst-Software aufwerten – für die Hersteller ein riesiger Wachstumsmarkt. Allein im ersten Halbjahr 2012 wurden mit virtuellen Zusatzinhalten 145 Millionen Euro umgesetzt, eine Steigerung von 63 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Doch Verbraucherschützer monieren, vermeintlich kostenlose Spiele könnten für achtlose Nutzer teuer werden. Zudem lasse der Jugendschutz oft zu wünschen übrig.
Prozess um Schlumpfbeeren
Ein Prozess gegen Apple sorgte vor Kurzem für Aufsehen: Eltern hatten in Kalifornien geklagt. Sie warfen dem US-Konzern vor, nicht genügend darauf hingewiesen zu haben, dass das vermeintlich kostenlose Schlumpfspiel „Smurf’s Village“ zusätzliche Kosten verursachen könne. Die Kinder der Klagenden hatten Hunderte Dollar dafür ausgegeben, um die virtuelle Währung des Spiels, die Schlumpfbeeren, zu kaufen. Apple argumentierte, die Eltern hätten die Zugangsdaten zum Onlineladen nicht an ihren Nachwuchs weitergeben dürfen – und unterlag. Der Richter gab den Klägern recht.
Dabei geben nur die wenigsten Spieler echtes Geld in Gratisspielen aus. Martin Lorber vom Branchenriesen Electronic Arts (EA) schätzt ihren Anteil auf fünf bis zehn Prozent. Die sind dann aber auch manchmal bereit, mehr Geld zu investieren. Eine kürzlich veröffentlichte Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Spieler mehr für Videospiele ausgeben, wenn sie Inhalte nicht auf einmal, sondern in Häppchen bezahlen können. Bekannte Titel wie „Die Siedler Online“, das Burgenbau-Spiel „Stronghold Kingdoms“ oder das Strategiespiel „Command & Conquer Tiberum Alliances“ tragen dem Rechnung. Oft reicht es, fünf Euro im Monat zu investieren, um sich gegenüber anderen Spielern Vorteile zu verschaffen. Und wer noch schneller vorankommen möchte, investiert mehr echtes Geld – für Gold in der Wirtschaftssimulation oder für Waffen im Ballerspiel.
Kritik am oft laschen Jugendschutz
Für solche Geschäfte ist eine Kreditkarte oder ein Online-Bezahlverfahren nötig. Das geht bei Kindern nicht ohne Hilfe der Eltern. Dagegen können junge Nutzer aber auch ohne Mama und Papa Seiten nutzen, auf denen sie persönliche Daten preisgeben. Verbraucherschützer kritisieren den oft laschen Jugendschutz. Carola Elbrecht vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) moniert: „Anbieter unterscheiden oft nur unzureichend zwischen redaktionellen Inhalten und Werbung.“ Der Datenschutz spiele oft nur eine untergeordnete Rolle. „Warum muss ich bei einem Gewinnspiel Namen und Alter angeben? Zur Registrierung reicht doch eine E-Mail-Adresse.“ Alles andere könne dann bei einem möglichen Gewinn eingefordert werden. Gerade Kindern fehle die Einsicht, Acht auf sensible Daten zu geben. Viele Anbieter nutzten das aus.
Der vzbv hat Unterlassungserklärungen verschickt, auch an das Internetportal Toggo des TV-Senders SuperRTL. Der Vorwurf auch hier: Werbung und redaktionelle Inhalte seien für Kinder kaum unterscheidbar. SuperRTL sieht das anders. Im Oktober landet der Fall in Köln vor Gericht.
Deutlicher Hinweis auf Kosten nötig
Der Kauf von Zusatzinhalten für Spiele ist für den Bundesverband Interaktive Unterhaltungsindustrie klar geregelt: „Hier gelten unter anderem der Taschengeldparagraf sowie die sogenannte Button-Lösung für Bestellungen im Internet“, heißt es. Bedeutet: Anbieter müssen deutlich darauf hinweisen, dass Kosten entstehen. Machen sie das nicht, kommt kein Vertrag zustande. Was viele Firmen aber nicht daran hindert, trotzdem abzubuchen. Der Kunde ist dann der Dumme: Er muss sein Geld mühsam zurückfordern.