New York. . Die Website der internationalen Kriminalpolizei-Organisation Interpol ist offenbar von Hackern lahm gelegt worden. Hintergrund könnte eine weltweite Polizei-Aktion gegen Mitwirkende der Hackergruppe Anonymous sein.

Hacker haben es offenbar geschafft, die Website von Interpol lahmzulegen. Die Seite sei in der Nacht zu Mittwoch nicht erreichbar gewesen, berichtete die "New York Times". Interpol hatte zuvor in einer international abgestimmten Aktion bei Razzien in mehreren Ländern Südamerikas und Europas 25 mutmaßliche Mitglieder der Hackergruppe Anonymous festgenommen. Die Behörden stellten nach Angaben von Interpol 250 IT-Geräte und Mobiltelefone sicher.

Danach riefen Aktivisten auf dem sozialen Netzwerk Twitter zu einem Angriff auf die Website von Interpol auf. "Interpol hat den Hackern den Krieg erklärt. Es ist Zeit, zurückzuschlagen", schrieb ein Nutzer. Wenige Stunden später meldeten Nutzer, die Seite der Ermittlungsbehörde sei nicht erreichbar. "Diesmal sind wir uns ziemlich sicher, dass es kein Zufall ist. Sie haben in den Bienenstock gestochen", schrieb einer. Interpol antwortete nicht sofort.

Schlag gegen Anonymous-Hacker

Wie die Zentrale von Interpol in Lyon am Dienstag mitteilte, richtete sich die Razzia gegen "koordinierte Cyber-Attacken, die von Argentinien, Chile, Kolumbien und Spanien ausgingen". 250 Computer, Handys und andere Geräte sowie Kreditkarten und Bargeld seien beschlagnahmt worden.

Die spanische Polizei teilte ihrerseits mit, sie habe vier mutmaßliche Anonymous-Hacker festgenommen. Weitere zehn Festnahmen erfolgten demnach in Argentinien, sechs in Chile und fünf in Kolumbien. In der Interpol-Mitteilung war davon die Rede, dass unter anderem Webseiten des kolumbianischen Verteidigungsministeriums, des Stromunternehmens Endesa und der Nationalbibliothek in Chile angegriffen worden seien. Zum Teil hinterließen die Hacker im Alter von 17 bis 40 Jahren Verunzierungen von Politikern mit Reißzähnen.

Code-Name "Operation Unmask"

"Diese Operation zeigt, dass Verbrechen in der virtuellen Welt reale Auswirkungen auf die Verantwortlichen haben", erklärte Interpol. Das Internet könne nicht als "sicherer Raum für kriminelle Aktivitäten" angesehen werden. Die spanische Polizei warf den dort Festgenommenen vor, im Internet persönliche Daten von Leibwächtern des spanischen Regierungschefs und von Mitarbeitern der Polizei veröffentlicht zu haben. Überdies sollen sie Internetseiten blockiert und geändert haben.

Der internationale Einsatz unter dem Code-Namen "Operation Unmask" wurde bereits Mitte Februar eingeleitet. Einer der in Spanien Festgenommenen soll den Angaben zufolge für die Verwaltung der Infrastruktur von Anonymous in Spanien und Lateinamerika zuständig gewesen sein. Er habe dazu auf Server in Tschechien und Bulgarien zurückgegriffen. Im Internet firmierte er als Thunder und Pacotron.

Anonymous ist eine lockeres Netzwerk von Hackern, die sich in den vergangenen Jahren zu einer Reihe von Cyberattacken bekannt haben. Nach eigener Darstellung wollen sie damit für Freiheit im Internet eintreten. Die Nato stuft die Gruppe als "Bedrohung" ein. (dapd/afp)