San Francisco. Der Online-Kurznachrichtendienst Twitter führt eine Zensur ein. Kurznachrichten sollen nicht in Staaten, wo die Inhalte gegen Gesetze verstoßen, nicht mehr ausgespielt werden. Die Ankündigung ist nicht weniger als eine Zäsur der Unternehmenspolitik: Noch im Arabischen Frühling hatte Twitter versprochen, die Tweets seiner User nicht anzurühren.
Twitter wird künftig gesetzeswidrige Nachrichten in bestimmten Ländern zensieren. Die Kurznachrichten würden in den Staaten, wo die Inhalte gegen Gesetze verstießen, nicht mehr veröffentlicht, kündigte das US-Unternehmen am Donnerstag auf seinem eigenen Blog an. In Ländern, wo die Inhalte legal seien, würden die Tweets online gehen. Als Beispiel für Nachrichten, die künftig geblockt würden, nannte Twitter Meldungen mit einem nazifreundlichen Hintergrund, die in Deutschland und Frankreich verboten seien. Die Nutzer würden über die Filterung informiert.
Mit der Zensurmaßnahme will der Konzern verhindern, in bestimmten Ländern abgeschaltet zu werden. "Mit der Fortsetzung unseres internationalen Wachstums werden wir in Länder eintreten, die unterschiedliche Vorstellungen von der Meinungsfreiheit haben", schrieb Twitter in dem Blog. Eine Unternehmenssprecherin wollte die Angaben nicht weiter ausführen.
Im Arabischen Frühling lehnte Twitter Zensur noch ab
Mit dem Schritt leitet Twitter eine Trendwende ein. Bei den Aufständen in der arabischen Welt hatte der Dienst als Kommunikationsmittel eine wichtige Rolle gespielt. Damals signalisierte das Unternehmen, die Tweet-Inhalte nicht anrühren zu wollen.
Der Kurznachrichtendienst, über den 140 Zeichen lange Meldungen an Interessenten verschickt werden, wurde 2006 gegründet. Twitter zählt rund 100 Millionen aktive Nutzer. Das Angebot gehört neben Facebook und Zynga zu den beliebtesten sozialen Netzwerken. (rtr)