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Etikette, Netikette, Chatikette. Jeder Lebensbereich braucht seine Verhaltensregeln. Aber wer mit Freunden oder mit Kollegen chattet, der weiß: Da gibt es noch kniffelige Grauzonen.

Lieber Leser! Kann man so anfangen? Oder klingt das zu altertümlich, zu sehr nach Charlotte Brontë? „Mein teurer Leser, ich heiratete ihn“?

Telefonat, Mail, Chat. Wenn wir über neue Wege kommunizieren, dauert es, bis sich Regeln entwickeln. Weil es oberflächlich zwar um Technik geht, im Grunde aber um Leute. Also um Sozialverhalten. Noch etwas wuschig sind die Umgangsformen bei den gar nicht so neuen Messenger-Diensten. Ob wir über ICQ, Google Talk oder Skype Botschaften austauschen – das Chatten fängt mit einem Problem an, und es hört mit einem auf.

Wie anfangen? Und wie aufhören?

Wir regeln in der Redaktion vieles per Chat. Weil es im Großraum schon laut genug ist, und weil Kollegen oft in anderen Gebäuden sitzen. Wenn ich jemanden zum ersten Mal an einem Tag anchatte, steht am Anfang meist ein „Hallo“ oder „Tach“. Manche Chat-Partner formulieren aber auch jede neue Nachricht immer wieder wie einen kleinen Brief: „Hallo Katrin, ich ruf jetzt die Polizei an und melde mich dann. Gruß, Max.“ Sind diese Kollegen altmodisch? Bin ich unhöflich, wenn ich mir diese Arbeit nicht mache?

14 Prozent unserer Online-Zeit verbringen wir Europäer mit Messengern – deutlich mehr als mit Mails. Apropos: Selbst bei denen fehlen inzwischen oft Anrede und Schlussfloskel. Weil die Analogie eben nicht die zum Brief ist, sondern zum Zuruf. Wie beim Chat. Ich hab deshalb entschieden: Anrede manchmal, Absender nie. Und mit Kolumnen halte ich’s genau so.