Essen/Wuppertal.

In der allgemeinen Aufregung über Google Streetview gibt es eine Bevölkerungsgruppe, deren Situation bisher sträflich vernachlässigt wurde. Dabei gibt es mitten NRW Menschen, die zu dem Thema sicher einiges zu sagen hätten.

Was sagen Wuppertaler, die an der Schwebebahnstrecke wohnen, zu Google Street View? Fallen da Wörter wie „Anfänger“, „Pipifax“ und „Anstellerei“? Google hat Straßenzüge fotografieren lassen, deutlich über Augenhöhe. Fotos, die man auf Wunsch pixeln lassen kann, kostenlos im Netz verfügbar. In der Schwebebahn gibt es die Live-Version. Einblick in die Wohnzimmer von Vohwinkel bis Oberbarmen, alle paar Minuten, für 2,30 Euro die Fahrt.

Wer jetzt in dieser Kolumne die nötige Empörung vermisst, hat Recht. Ich schaffe es einfach nicht, mich über Street View zu ereifern. Erst Fakten zu schaffen und dann den Hausbewohnern eine Frist zum Widerspruch zu setzen, ist dreist. Die Maulkörbe für die Fahrer von Googles Kamera-Autos waren nicht dazu angetan, das Bild eines Unternehmens zu transportieren, das nichts zu verbergen hat.

Eine Momentaufnahme

Aber auf der Skala eventueller Verletzungen der Privatsphäre von „Jemand drückt sich die Nase an meinem Fenster platt“ bis „Jemand fährt mit dem Fahrrad durch meine Straße“ fühlt sich Street View deutlich näher an Letzterem an.

Das Foto vom Haus, in dem ich lebe, ist eine Momentaufnahme, zwei Jahre alt. Die muss ich nicht pixeln lassen. Erst wenn die Schwebebahn ihr Streckennetz bis in mein Viertel verlängert, fang ich an, mir Sorgen zu machen. Oder kauf Vorhänge.